Der Fenster-Türen-Treff im März stellte einmal mehr seinen starken Praxisbezug unter Beweis – es wurden statische und bauphysikalische Fragen genauso geklärt wie Hightech-Themen angerissen. Die thematisch breit gefächerte Tagung gepaart mit einem typisch österreichischem Programm abseits der Kongresshallen wird viele Teilnehmer begeistert haben. Das interessante Veranstaltungskonzept scheint sich auch bei den Branchenakteuren rumgesprochen zu haben: Rund 220 Teilnehmer, und davon überwiegend Fensterhersteller, nahmen an dem Jahreskongress der Holzforschung teil.
Starker Themenmix: Die kurzweiligsten und prägnantesten Beiträge hatten sich das Veranstaltungsteam der Holzforschung Austria um Peter Schober bis zum Schluss aufgehoben: Marktforscher Andreas Kreutzer analysierte sehr scharf die Situation der Fenstermacher in Österreich mit ihren Problemen und auch Chancen. Und der Inder Sanjay Sauldie vermittelte mehr als eindrucksvoll, dass man auch als Fensterbauer am Megathema „Social Media“ nicht vorbeikommt.
Weiteres Vermarktungspotenzial: Eines zeichnet die österreichischen Fensterbauer besonders aus: Sie verstehen es, den Mehrwert am Fenster zu erkennen, sich damit auseinanderzusetzen und diesen dann auch noch zu vermarkten. Andreas Kreutzer bescheinigt jedenfalls der Branche diese Eigenschaft in Teilen und verweist zusätzlich noch auf weiteres Vermarktungspotenzial. Auf der einen Seite jedenfalls bleibe die Branche trotz des „ungemeinen Drucks auf den Absatz, dem eingeschlagenen Weg des Mehrwertverkaufs treu und stürze sich nicht – trotz der dramatisch gesunkenen Mengennachfrage bei der Sanierung – in eine sinnentleerte Preisschlacht.“ Vielmehr versuche man zusätzliche Wertschöpfung zu generieren, indem man zum nackten Fenster mehr denn je noch weitere fensternahe Features verkaufe, allen voran Sonnenschutzprodukte. Der Durchschnittspreis eines Fensters sei seit 2011 jährlich um rund 5 % gestiegen. „Niemand versteht so gut wie die Österreicher, dass man am Fenster mehr verkaufen kann als das Glas und den Rahmen.“
Andererseits wies Kreutzer darauf hin, dass noch mehr Potenziale schlummern würden: Es gilt, die Wertschöpfung aus anderen fensternahen Märkten in die eigene Wertschöpfungskette überzuführen. „Es geht um Licht und Luft – aber auch um das Aussehen einer Fassade. Schließlich hat das Fenster als Gliederungselement hier den größten Gestaltungsanteil.“ Wichtige Themen seien dabei auch die Beschattung, die Wohnraumlüftung und die Gebäudesicherheit. „Ohne ein zusätzliches Fenster zu verkaufen, könnten wir den Wert am Fenster noch um 75 % steigern.“
Empfehlungsbörse Social Web: Den überraschenden Schlusspunkt setzte schließlich Sandjay Sauldie: Fragten sich manche anfangs noch vielleicht aufgrund seines Auftretens, ob der Inder wirklich etwas von Social Web – also Facebook, Twitter und Co – verstehe, war man schon nach wenigen Ausführungen von seinem profunden Wissen und eindrucksvoller Rede begeistert. „Der bringt es auf den Punkt“, mag es manchem gleich durch den Kopf gegangen sein.
Zunächst machte er allen Beteiligten deutlich, dass man auch in dieser etwas konservativen Branche keine lange Bestandsgarantie haben werde, wenn man sich nicht dem riesigen Markt „Empfehlungsmarketing Social-Web“ widmen würde. Aber: Nur fünf Prozent aller Websites der Fenster-Türen-Branche seien wirklich erfolgreich, die anderen 95 Prozent würden vor sich hindümpeln und die Ziele nicht erreichen. Dieser großen Gruppe gab er zahlreiche Hausaufgaben mit auf den Weg und ermunterte alle, sich den sozialen Netzen noch intensiver zu widmen.