Nachdem die ift-Traditionsveranstaltung im letzten Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, wagte man heute einen Restart unter Auflagen mit knapp 300 Teilnehmern – diese Auflagen wurden behördlich bedauernswerterweise erst kurz vor Veranstaltungsbeginn gelockert, sodass doch eine 3G+-Veranstaltung mit unbegrenzter Teilnehmerzahl möglich gewesen wäre. Die Teilnehmer erlebten demnach vor Ort einen beschaulicheren Kongress und die Zuschauer am Bildschirm eine Informationsvermittlung ohne den interessanten und informativen „Flurfunk“. In modernen Zeiten nennt man das „Hybrid-Veranstaltung“, aber gerade in Rosenheim hatte man das Gefühl, dass diese Konzeption dem Treffpunkt-Charakter eher schadet als nützt. Eilig versicherten die Veranstalter denn auch, dass 2022 wieder der Fokus auf einer Präsenzveranstaltung liegen werde – inklusive zünftigen bayrischen Festabend.
Es war gleichsam auch die erste Konferenz unter der Führung von Prof. Jörn Lass, der so auch den Vortritt auf dem Podium hatte. Er fokussierte, worauf es jetzt und in Zukunft ankomme: Die Rolle des Fensters wandele sich immer mehr, schließlich seien diese Bauelemente wichtige Energielieferanten in der Gebäudehülle. Das Fenster-Image werde immer positiver besetzt. Jetzt komme es auch auf den Vertrieb an: Es geht nicht mehr nur darum, einen guten U-Wert zu vermarkten. „Wir müssen die gesamte Lieferkette auf den Prüfstand stellen“ und am Ende die Ersparnis bei der CO2-Emission eines Gebäudes herausstellen („CO2-Äquivalent ist der neue U-Wert“). Es gelte einfache Informationen und Systeme von komplexen Zusammenhängen für Entscheider und Förderstellen zu liefern.
Was die Kreislaufwirtschaft angeht, so setzte er Anstöße in Richtung Wiederverwertbarkeit der Rohstoffe. Egal welcher Fenster-Werkstoff: oft könne man nur von einem Downcyling statt Recycling sprechen. Auch alte Glasscheiben werden nicht wiederverwertet, sondern der Getränkeindustrie zur Verfügung gestellt. Hier gibt es also noch Möglichkeiten, viel mehr zu tun.
So verlief der „gemeinsame Branchenabend“
In diesem Jahr war der Festabend annlässlich der Fenstertage in der Inntalhalle nicht möglich, da es als Impfzentrum genutzt wurde. Als Alternative hatten vier Veranstalter (ift und Netzwerk Frey) bzw. Verbände (VFF und BF) einen gemeinsamen Abend eingeplant. Mein Rückblick darauf fällt etwas ernüchternd aus, schließlich ist der traditionelle bayrische Festabend eine Institution und dessen Charme eines nüchternen Tagungssaales bei weitem überlegen.
Am zweiten Tagungstag waren im Kongresszentrum nochmals deutlich weniger Zuhörer vor Ort. Der Grund: Im Happinger Hof fanden die Netzwerk-Frey Fenstertage statt. Hier trafen sich rund 140 Inhaber, Geschäftsführer und Vertriebler aus der Branche und erhielten von Experten auf der Bühne und auch zwischendurch im kollegialen Gespräch ganz neue Ansatzpunkte für das eigene Unternehmen.
VFF-Geschäftsführer Frank Lange fiel eine ganz besondere Rolle zu: Er vollzog den Spagat, sowohl auf der ift- als auch auf der Netzwerk-Veranstaltung zu sprechen. Ihm ging es dabei darum aufzuzeigen, welche Hausaufgaben die Politik in Sachen Klimaschutz noch zu erledigen hat – beispielsweise gelte es, die Sanierungsrate deutlich auf zwei Prozent zu erhöhen. Schließlich seien immer noch viel zu viele Fenster mit unbefriedigender Verglasung im täglichen Einsatz. Lange scheute dabei auch nicht die Diskussion: Denn für eine deutliche Anhebung der Sanierungsrate sind erhebliche Kapazitäten auf der Baustelle von Nöten. „Dort bräuchte man rund 25 Prozent mehr Fachkräfte.“ Die Lösung können sich viele Montagebetriebe angesichts der aktuellen Vollauslastung kaum vorstellen – andererseits sollten auch die Chancen genutzt werden. Ansonsten würden die Fördertöpfe des Bundes eher für die Anlagentechnik bereitstehen. Denn eines ist klar: Eine neue Bundesregierung wird sich den Gebäudesektor genau unter die Lupe nehmen, hier schlummern die größten Potenziale auf dem Weg zu einem klimaneutralem Gebäudebestand 2045.
Dem Netzwerk-Gründer Oliver Frey und seinem Sohn Marco, der ebenfalls ins Netzwerk-Geschäft eingestiegen ist (lesen Sie dazu das Interview mit Marco Frey) war es insgesamt gelungen, einen Partnertreff für alle Beteiligten zu einem echten Erlebnis zu gestalten. In seiner Begrüßung hielt Frey den Unternehmern nochmal vor Augen, dass jetzt die Unterstützung aus Berlin komme, „man hat erkannt, wie wichtig es ist, die energetische Sanierung anzupacken. Unser Markt schaut gut aus, jetzt heißt es, das Maximale aus dem Markt herausholen, jetzt müssen auch die Betriebsergebnisse stimmen. Sie bauen so gute Produkte, dass diese 35 Jahre halten. Es ist unsere Verpflichtung für den Kunden, alles in diesen Fensterverkauf reinzupacken.“ Denn: „Woher soll der Kunde wissen, was State of the Art ist.“
Mit einem inspirativen Key-Note Vortrag nach der Mittagspause zum Kernthema ,,Lösungsbegabung“ begeisterte der Genetiker Prof. Dr. Markus Hengstschläger von der Uni Wien das ausgebuchte Forum. Direkt im Anschluss dann ein weiterer Höhepunkt: Didi Hamann, der zu den erfolgreichsten deutschen Fußballern gehört, wurde mit Fangesängen begeistert empfangen. Das Lachen kam insgesamt und auch durch die inspirierenden Vorträge nicht zu kurz und im Anschluss konnte beim abendlichen Get-together mit bayerischen Spezialitäten der Ausklang zu den diesjährigen Frey-Fenstertagen mit vielen Fachgesprächen begangen werden.
GLASWELT Chefredakteur Daniel Mund hat auf dem Netzwerk-Meeting den Jung-Unternehmer Marco Frey,
der seinem Vater in die Geschäftsführung gefolgt ist,
zum Interview gebeten.
Glaswelt – Marco Frey, Sie sind jetzt vor ein paar Monaten eingestiegen ins Netzwerk Ihres Vaters, das Sie ja auch vorher schon tatkräftig unterstützt hatten. Was haben Sie für eine Vita? Welche Erfahrungen können Sie für das Netzwerk einbringen?
Marco Frey – Ich habe ein duales Studium zum Wirtschaftsingenieur abgeschlossen und bin zu dieser Zeit in meinem damaligen Betrieb schon im Vertrieb gewesen. Darauf aufbauend war ich anschließend in börsennotierten Konzernen in leitenden Positionen im Vertrieb angestellt. Dort habe ich auch eigene Konzepte erfolgreich umsetzen dürfen und habe somit bereits rund 10 Jahre Erfahrung im Vertrieb gesammelt. Diese Summe an Erfahrungen und neuen Ansätzen möchte ich mit in das Netzwerk einfließen lassen, sodass unsere Partner davon profitieren.
Glaswelt – Zwei Veranstaltungen haben Sie bislang mit veranstaltet, wie fühlen sich die Branchen- und Netzwerktreffen für Sie an?
Frey – Ich war seit dem ersten Partnertag immer mit dabei und kenne daher die Veranstaltungen sehr genau. Der einzige Unterschied ist nun, dass ich Mitverantwortung auf der Bühne habe. Wir sehen auch, dass bei vielen unserer Partner ein Generationenwechsel ansteht oder auch anstehen wird. Daher ist der Zeitpunkt meines Einstiegs genau passend.
Glaswelt – Was machen Sie zwischen den Netzwerk-Treffen?
Frey – Wir bauen den Bereich der Personalsuche weiter aus und wollen dabei unsere Partner noch mehr unterstützen, um das richtige Personal für die zu besetzenden Positionen zu finden. Wir sind davon überzeugt, dass gerade heutzutage das passende, qualifizierte Personal einer der Grundbausteine für langfristigen Erfolg in Unternehmen sein wird. Ich bin aber auch bereits mit Vertriebscoachings bei unseren Partnern unterwegs und vermittle dort mit unserer Coachingreihe „Verkaufen heute“ neue Ansätze für die jeweiligen Vertriebsmitarbeiter.
Glaswelt – Was ist Ihre Zukunftsvision?
Frey – Allein ist man zwar stark, aber gemeinsam unschlagbar. Das „Wir“ wollen wir weiter im Netzwerk leben. Diese Vision fasst unser Netzwerk sehr gut zusammen. Wir möchten weiterhin neue Unternehmen von unserem Konzept überzeugen, damit unsere Fensterbaufamilie weiter wächst und wir voneinander profitieren können. Unser Motto lautet: „Wir machen gute Unternehmen besser“
Glaswelt – Wie sehen Sie die Fensterbranche allgemein – lohnt sich ein Engagement für junge Unternehmer?
Frey – Für mich ist die Fensterbranche eine der spannendsten Branchen insbesondere für junge Unternehmer! Der Markt wächst, die Auftragslage ist in der gesamten Branche sehr gut und erst vor kurzem wurde wieder ein Förderprogramm von zusätzlich fast 6 Milliarden Euro für energetische Sanierung von der Bundesregierung beschlossen.
Wir müssen aber aufpassen, dass wir nicht zu sehr mit uns selbst beschäftigt sind, sondern auch über den bekannten Tellerrand hinausblicken. Dabei meine ich auch Themen wie die Digitalisierung und den Mehrwert-Vertrieb weiter auszubauen. Wir müssen wieder verkaufen und nicht verschenken.
Glaswelt – Was sind die Highlights auf dem nächsten Netzwerk-Treffen 2022 in Heidenheim?
Frey – Wir freuen uns schon sehr auf unseren 9. Netzwerk Partnertag am 10. Februar 2022. Das Event ist nahezu ausgebucht und es gibt nur noch wenige Plätze, was wiederum für unser Format und dessen Qualität spricht. Wir werden erstmals das Vorabendtreffen als Stadionnacht in der Voith-Arena Heidenheim austragen – inklusive tollem Ambiente. Es wird zudem eine Talkrunde dabei geben, unter anderem mit einem Fußballweltmeister! Auch eine Innovationsausstellung wird die ganze Zeit im Mittelpunkt sein. Wir wollen hierbei unseren Kooperationspartnern als Aussteller die Möglichkeit geben, ihre Innovationen zu präsentieren. Zum Partnertag selbst haben wir wieder hochkarätige Speaker zu Gast: Bibiana Steinhaus, welche als einzige Schiedsrichterin überhaupt in der Bundesliga Spiele leiten durfte, und Dr. Carl Naughton, der uns aufzeigen wird, wie wir mit Neugier und Zukunftsmut unsere Welt gestalten können sowie Andy Holzer, blinder Extrembergsteiger der den Mount Everest bestiegen hat. Sein emotionaler Vortragstitel „Den Sehenden die Augen öffnen – jeder hat seinen Everest“ wird alle Teilnehmer auf eine besondere Reise der Sinne mitnehmen.