Aber Fensterbauer selbst können vom Kleben profitieren, insbesondere, wenn der Klebevorgang effizient automatisiert wird. Wie weit solch eine Automatisierung reichen kann, zeigt der Fensterbauer Lauber in Singen: Das Familienunternehmen setzt nicht nur auf das vollautomatisierte Kleben seiner Fenster und Türen, sondern hat 2020 anlässlich des Umzugs in eine neue Halle gleich eine komplett automatisierte Produktionslinie dazu realisiert.
Ein Leuchtturmprojekt – für das die Inhaber von Anfang an mehrere Partner an den Tisch holten, um das Optimum an Prozesssicherheit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit herauszuholen. „Wir möchten eine kontinuierlich hohe Qualität unserer Produkte gewährleisten und dabei rentabel bleiben“, betont Yannick Lauber, Projektplaner PVC und Teil der dritten Lauber-Generation. Dass auch das Direct Glazing in die Fertigungslinie integriert werden sollte, war von vorneherein klar. Yannick Lauber erklärt, warum: „Wir sehen uns als innovativer, kundenorientierter Premiumhersteller und sind von den Vorteilen der geklebten Elemente überzeugt. Mit der Klebetechnologie möchten wir uns in unserer Region ein Alleinstellungsmerkmal erarbeiten.“ Deshalb gehörte neben dem Profilsystemgeber profine und dem Maschinenlieferanten und Projektierer Berchtold Fensterbaumaschinen auch der Kleb- und Dichtstoffhersteller H. B. Fuller | Kömmerling ins Team für die Entwicklung der neuen Automatisierungslinie.
Kleben aus Überzeugung
Die Firma Lauber fertigt mit 92 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vom Profilstab bis zum montagefertigen Fenster ausschließlich individuelle Kundenaufträge auf Maß. Die Auslieferung und Montage beim Kunden übernimmt der Betrieb selbst. Rund 60 Prozent der Holz- und Kunststoffelemente – beides teilweise in Kombination mit Aluminium – gehen an Fertighaushersteller, die anderen 40 Prozent direkt an Privatkunden. „Bis auf Hebeschiebetüranlagen und Profile, die nicht verklebt werden dürfen, kleben wir alles“, sagt Yannick Lauber.
Erfahrung mit Direct Glazing haben die Mitarbeiter bei Lauber bereits vor der Automatisierung gesammelt: Mit Hilfe der Anwendungstechnik von H. B. Fuller | Kömmerling wurden erste übergroße Fensterelemente durch die Klebetechnik realisiert. Auch wurden einbruchhemmende Fenster nach der Widerstandsklasse RC 2 gefertigt und am Markt eingeführt. Ein optimaler partnerschaftlicher Einstieg für den Aufbau der neuen Linie, denn H. B. Fuller | Kömmerling liefert nicht nur Produkte und Know-how für das manuelle Kleben, sondern unterstützt seine Kunden auch bei einer Automatisierung mit umfassender Expertise, von der ersten Planung bis zum einwandfreien Betrieb vor Ort.
Gerade bei einem sensiblen Verfahren wie dem automatisierten Kleben zahlt sich für Fensterbauer ein erfahrener Partner aus, denn im Prozess kommt es auf ein paar wesentliche Dinge an. Dazu gehören passende Fensterprofile, ein Maschinenbauer, der Roboter für das Auftragen des Klebstoffs liefert, aber auch die geprüfte Verträglichkeit aller Materialien untereinander, um die Langlebigkeit der Bauelemente zu gewährleisten. Ebenso wichtig ist das Vorbehandeln der Profile mit einem Primer. Erst dann entsteht eine prozesssichere, hochwertige Klebeverbindung, die eine Zulassung nach der RAL-GZ 716 Teil 2 und damit ein wesentliches Qualitätsmerkmal geklebter Fenster erreicht. Bei Lauber sollte außerdem das Isolierglas ohne nachträgliche manuelle Korrekturen automatisch exakt im Rahmen positioniert und auf diese Weise perfekt für die anschließende Klebstoffapplikation ausgelegt sein – ein echter Quantensprung im Fensterbau.
Neu entwickelte Fensterprofile für die Automatisierung
Für die Glaspositionierung entwickelte Systemlieferant profine ein neues Kunststoffprofilsystem mit speziellen Trag- und Distanzklötzen, welche der Lastabtragung und der Positionierung des Isolierglases dienen. Dadurch ist ein umlaufend gleicher Klebespalt gewährleistet. Die Scheibe kann so von einem Roboter völlig autark in den Rahmen eingesetzt und direkt danach von einem Applikationsroboter geklebt werden.
Der Fertigungsprozess läuft also bei Lauber vollautomatisch – von der Anlieferung der Fensterprofile als Stabware und Einsortierung in das Hochregal mit 230 Kassettenplätzen über das Primern, den Zuschnitt und den Zusammenbau der Rahmen bis zum Einbau des Isolierglases und der Klebung. Mit der PVC-Linie werden täglich bis zu 140 Einheiten hergestellt. Zum Einsatz kommen der Ködiglaze PVC-Primer und der Scheibenklebstoff Ködiglaze P. Beides sind geprüfte und bewährte Produkte im Direct Glazing, auch für Verbundsicherheitsglas mit PVB-Folien oder andere funktionelle Gläser.
Enge Zusammenarbeit bringt Erfolg
Für Michael Merkle, Key Account Manager Direct Glazing bei H. B. Fuller | Kömmerling, ist die vollautomatisierte Produktion bei Lauber ein Vorzeigeprojekt: „Diese Automatisierungslinie konnte so nur durch die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten entstehen. Durch unsere Kooperation mit dem Profilsystemhaus profine und der Entwicklung neuer Profile haben wir einen wesentlichen Fertigungsschritt bei der Fensterklebung vollständig automatisieren können.“
Auch mit Jörg Raake vom Anlagenprojektierer Berchtold Fensterbaumaschinen war Michael Merkle in enger Abstimmung. Bevor die Anlage bei Lauber aufgebaut wurde, hat er zusammen mit dem Maschinenbauer umfangreiche Tests durchgeführt, um einen sicheren Prozess aufzustellen.
„Wir möchten unsere Kunden bei solchen Projekten von Beginn an betreuen, um das Beste aus einer Automatisierung herauszuholen“, erklärt Merkle. Das umfasst die gesamte Projektphase vom Erstgespräch über die Auswahl der Technologie und die Auslegung der Produktion bis zur Einarbeitung beim Kunden. „Und natürlich gehört für uns auch die weitere Betreuung nach der Einführung einer Linie dazu“, betont er.
Mit seinem Kooperationspartner profine möchte H. B. Fuller | Kömmerling das Direct Glazing auch weiterhin erfolgreich vorantreiben. Yannick Lauber kann das nur unterstützen: „Für uns ist die automatisierte Linie mit dem integrierten Klebeprozess ein erfolgreicher Schritt in die Zukunft.“