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Window.ID bei Kneer-Südfenster

Das Fenster mit dem QR-Code

GW– Was hat Kneer-Südfenster dazu bewogen, seine Produkte mit einer digitalen Identität auszustatten?

Thomas Reinhard – Es gibt mehrere Anwendungsbereiche: Erstens, wenn das Fenster auf die Baustelle kommt. Dann kann eine digitale ID ­Reklamationen, Abnahmeprozesse und Nachbestellungen erheblich vereinfachen. Und die digitale ID wird auch dann wieder interessant, wenn ein Holzfenster neu gestrichen werden soll, wenn ein Beschlagteil ausgetauscht werden muss oder wenn die Scheibe zu Bruch gegangen ist. Gut, wenn dann die Produktdaten leicht verfügbar sind. Auch am Ende der Lebensdauer eines Fensters kann es wichtig sein zu wissen, aus welchen Wert- und Rohstoffen das Produkt besteht.

GW– Wie groß war der Aufwand für die Einführung der Window.ID von Rehau?

Reinhard – Natürlich haben wir uns bei der ­Einführung intensiv mit Rehau ausgetauscht, um alle rechtlichen und technischen Fragen zu klären. Auch die Frage der Umsetzung ist nicht trivial – zum Beispiel wo wir die Scanner installieren, um die Daten mit dem Produkt zu verheiraten. Auch die Mitarbeiter müssen umfassend geschult werden und es muss sichergestellt sein, dass keine Lücken entstehen.

GW– Wie sieht der Aufkleber mit QR-Code aus?

Reinhard – Wir haben ein sehr neutrales Branding umgesetzt. Man denkt dabei nicht unbedingt an den Hersteller Kneer-Südfenster.

GW– Warum wollten Sie diesen „dezenten“ Look?

Reinhard – Das war uns wichtig, weil wir Kunden haben, die ihren Lieferanten nicht in den Vordergrund stellen wollen.

GW– Wie ist der aktuelle Stand der Anwendung?

Reinhard – Seit dem Frühjahr sind wir so weit, dass wir jedes Fenster und jede Tür mit einer Window.ID ausstatten – egal aus welchem Produktionswerk es kommt.

GW– Warum haben Sie sich für die Lösung von Rehau entschieden?

Reinhard – Für uns war es wichtig, ein System einzuführen, das nicht an ein Profilhaus gebunden ist. Schließlich verarbeiten wir im Konzern mehrere Systeme und auch mehrere Materialien.

Peter Hertlein – Das war unsere Grundidee, das System so offen wie möglich zu gestalten. Kunden haben uns gesagt: „Wenn wir damit nur Rehau-Systeme integrieren können, machen wir das nicht“. Dementsprechend haben wir es komplett geöffnet. Wir können jede Fensterbausoftware anbinden und wir können auch zusätzliche Schnittstellen für zukünftige Anforderungen realisieren. Auch müssen wir in Richtung BIM denken, deswegen ist diese Offenheit so wichtig.

GW– Wie geht es jetzt weiter?

Thomas Etscher – Wir haben unseren Händlern noch nicht kommuniziert, was alles mit dem Window.ID-Aufkleber möglich ist. Es war uns wichtig, dass wir zunächst garantieren können, dass sich an allen Elementen ein Aufkleber ­befindet. ­Diese Prozesssicherheit wollten wir ­gewährleisten. Jetzt geht es darum, die Händler durch viele Maßnahmen zu informieren und die Vorteile zu ­vermitteln.

Hertlein – Auch wir werden Webinare anbieten, um Kunden die Möglichkeiten rund um die Window.ID umfassend zu vermitteln. In der Anwendung selbst gibt es Informationsmöglichkeiten. Wir bieten Kneer an, die Händlerinformationen in Veranstaltungen zusammen zu gestalten.

GW– Steht die Infrastruktur – also das Dashboard für den Händlerkunden – zur Verfügung?

Hertlein – Die Softwarelösung ist seitens Rehau komplett vorhanden.

Nico Maier – Es wurde auch viel Arbeit in die Erstellung des Dokumenten-Wizards gesteckt.

GW– Was steckt dahinter?

Maier – Da geht es um die produktspezifischen Montageanleitungen. Wenn ein Monteur den QR-Code am Produkt scannt, werden nur die relevanten Montageanleitungen angezeigt. Der Aufwand, dem System die richtigen Dokumente zur Verfügung zu stellen und diese im Anwendungsfall auch auszuspielen, ist sehr hoch.

GW– Wer richtet das Dashboard beim Händler ein – ist das Kneer-Südfenster oder Rehau?

Markus Gerdenitsch – Das ist im Prinzip ein Klick bei Kneer in der Benutzermaske. Dann bekommt der Händler eine Einladungs-E-Mail, in der alles genau beschrieben ist. Ab diesem Zeitpunkt ist er im Dashboard drin.

GW– Was passiert, wenn das Geschäftsverhältnis von Kneer und Rehau beendet wird?

Hertlein – Nach vielen Jahren Partnerschaft gehen wir nicht davon aus. Aber wir haben alle Eventualitäten berücksichtigt. Die Geschäftsbereiche Profilgeschäft und Digitalgeschäft sind getrennt. Kneer könnte die Infrastruktur von Window.ID weiter nutzen, auch wenn sie keine Profilsysteme mehr von uns beziehen. Im Fall einer kompletten Trennung haben wir zwei Möglichkeiten vereinbart: Kneer beauftragt uns, alle Daten komplett zu löschen. Oder der Vertrag wird unterbrochen, dann funktionieren die bereits ausgegebenen Tags weiter.

GW– Es gibt verschiedene Verfahren, Sie haben sich für die Aufklebervariante entschieden?

Reinhard – Der Aufkleber kann für jedes Produkt verwendet werden – ein Loch ins Fenster zu bohren, um einen Chip einzubauen, ist ­aufwendiger.

Hertlein – Im Aufkleber ist ein RFID-Chip integriert. Dieser stellt den Industriekundenstandard dar. Der QR-Code ist in der Industrie und bei den Endkunden verbreitet.

Interessanter Austausch (v.l.:): Nikolas Raffels­berger (Kneer), Markus Gerdenitsch (Rehau), Nico ­Maier (Rehau), Thomas Reinhard (Kneer), Thomas Etscher (Kneer), ­Peter Hertlein (Rehau) und GW-Chefredakteur ­Daniel Mund.

Foto: Rehau

Interessanter Austausch (v.l.:): Nikolas Raffels­berger (Kneer), Markus Gerdenitsch (Rehau), Nico ­Maier (Rehau), Thomas Reinhard (Kneer), Thomas Etscher (Kneer), ­Peter Hertlein (Rehau) und GW-Chefredakteur ­Daniel Mund.

GW– Welche Anwendungen sind noch möglich?

Reinhard – Ein Fenster mit RFID geht durch ein RFID-Gate und somit kann der Ort in der Produktion bestimmt oder das Verlassen des Fensters im Versand detektiert werden.

GW– Wird Kneer-Südfenster den RFID-Chip zur Optimierung der Logistikprozesse einsetzen?

Reinhard – Wir beschäftigen uns schon länger mit der Frage, wie wir die Kundenbelieferung nachsendefrei gestalten können. Dabei spielt die Rückverfolgbarkeit der Teile eine wichtige Rolle. Ein Chip in den Kleinteilen würde uns die Prozesse natürlich erheblich vereinfachen.

Hertlein – Die Daten können auch anderen Softwaresystemen zur Verfügung gestellt werden. Das bedeutet, auch andere Prozesse unserer Kunden können damit gesteuert werden. Wir wollen die Probleme der Kunden lösen – und dazu gehört vor allem die Effizienzsteigerung.

GW– Was ist, wenn der Chip beim Gebrauch beschädigt wurde und der QR-Code nicht lesbar ist?

Hertlein – Der Aufkleber ist zusätzlich mit einer Nummer versehen, über die das Produkt eindeutig zugeordnet werden kann.

GW– Wo wird der Aufkleber angebracht?

Reinhard – Im Blendrahmen auf der Bandseite im unteren Bereich.

GW– Bei Festverglasungen

Reinhard – befindet sich der Aufkleber im nichtsichtbaren Bereich aber dann ist er ja durch den RFID-Chip auszulesen.

GW– Besteht nicht die Gefahr, dass dieser sichtbare Aufkleber vom Benutzer entfernt wird?

Reinhard – Diese Möglichkeit besteht, das kann man nicht verhindern. Es ist unsere Aufgabe und die unserer Händler, dem Kunden und Nutzer die Vorteile der Window.ID näher zu bringen und damit die Akzeptanz der Aufkleber zu erhöhen.

GW– Wie viel kostet ein Aufkleber mit RFID-Chip?

Reinhard – Es gibt die monatlichen Kosten für die Software und die Kosten für die einzelnen Aufkleber. Wir gehen davon aus, dass wir für diesen kompletten Digitalisierungsschritt etwa 100 bis 150 Tausend Euro jährlich ausgeben werden.

GW– Welche weiteren Vorteile ergeben sich aus der Window.ID?

Hertlein – Von Anfang an war klar, dass es auch um den Datenfluss bis zum Ende des Produktlebens gehen muss. Ganz im Sinne einer nachhaltigen Produktlebenszyklusbetrachtung.

Das Schöne ist, dass sich rund um die digitale Identifikation von Fenstern sehr viel entwickeln lässt.

GW– Wie verläuft die Kommunikation zum ­Endkunden?

Hertlein – Sobald Kneer-Südfenster die Händler freigeschaltet hat, werden die Kontaktdaten des Händlers automatisch auch auf der Endkundenseite freigeschaltet. Ab diesem Zeitpunkt läuft die Kommunikation mit dem Anwender direkt zum Händler. Deswegen wird Kneer ein großes Interesse haben, dass die Händler diese Dashboards auch einsetzen.

GW– Was genau ist im Händler-Dashboard enthalten? Und was sieht der Endkunde, wenn er den QR-Code scannt?

Gerdenitsch – Wenn der Endkunde den QR-Code scannt, landet er direkt auf einer Seite des Händlers, die er selbst gestalten kann. Dazu braucht er keine App und kein Login – das ist einfach eine Landingpage des Händlers.

Reinhard – Natürlich verfolgen wir mit der Window.ID auch das Ziel, den Händler an uns zu binden. Wir bieten damit Vorteile, die der Händler bei dem anderen Anbieter nicht hat. Jetzt heißt es also „Achtung Attacke“ in Richtung Händlerkommunikation.

GW– Dann wünschen wir viel Erfolg damit und Ihnen allen vielen Dank für das Gespräch!


Das Gespräch bei Kneer-Südfenster in Schnelldorf führte GW-Chefredakteur Daniel Mund.

Thomas Reinhard und Peter Hertlein machen den Aufkleber-Check.

Foto: Rehau

Thomas Reinhard und Peter Hertlein machen den Aufkleber-Check.
Matching-Vorgang während der Hochzeit von Flügel und Rahmen

Foto: Daniel Mund / GW

Matching-Vorgang während der Hochzeit von Flügel und Rahmen

Die Gesprächs­teilnehmer

  • Thomas Reinhard, Kneer-Südfenster. Zuständig für Produkt- und Qualitätsmanagement sowie Entwicklung bei Kneer-Südfenster.
  • Peter Hertlein, Rehau, Head of Business Unit Digital Solutions & New Business Development
  • Thomas Etscher, Gesamtleitung IT bei Kneer-Südfenster
  • Markus Gerdenitsch, Head of Digital Applications Window Solutions bei Rehau
  • Nico Maier, Sales Manager Rehau
  • Sascha Gorhau Senior Manager Marketing/PR/Communications Division WS Rehau
  • Das Fenster mit QR-Code und RFID-Chip

    Seit einigen Monaten hat das Unternehmen Kneer-Südfenster ein Etikett mit QR-Code und einem RFID-Chip auf der Rahmen- bzw. Flügelinnenseite eingeführt. Ein „Dashboard“ ist dafür das zentrale Steuerungstool, in dem alle Daten zusammenlaufen. Ermöglicht wird damit die Nachverfolgung von Montage- und Abnahmeprozessen und vieles mehr. Für eine Anwendung unterwegs steht eine App für iOS und Android zur Verfügung. So funktionieren alle mobilen Arbeiten, wie die Dokumentationen einer Montage oder der Abnahmeprozess, digital.

    Mit der sogenannten Window.ID wird der Weg von der Produktion bis zum Einbau transparent nachvollziehbar. Zudem sind für jedes Fenster alle wichtigen Eigenschaften und Dokumente hinterlegt.

    Der Hersteller (hier: Kneer) stellt seinen Händler-Kunden die Daten zur Verfügung, die er mit ihnen teilen möchte (Basisinformationen zu den eingebauten Fenstern, Dokumente zum eingesetzten Material,
    Pflegeanleitungen, Garantie-Urkunden und mehr). Insbesondere Reklamationsbearbeitungen können deutlich vereinfacht werden, da sie direkt den digital erfassten Fenstern zugeordnet werden. Aufwendige Koordination und erneutes Aufmaß entfallen.

    Fensterfachbetriebe und Recyclingunternehmen können mit dem Tag eindeutig nachvollziehen, wo sich die Rohstoffe der Zukunft befinden. Das erleichtert die spätere Rückführung der Materialien und macht die Kreislaufwirtschaft transparent.

    Endkunden können den QR-Code ganz einfach abscannen und landen dann auf der entsprechenden Landingpage des Kneer-Südfenster-Händlers. Hier kann der Endkunde auch Mehrwertanfragen wie zum Beispiel Insektenschutzgitter absetzen.

    Steckt alles drin: QR-Code, RFID-Chip und Produkt­nummer auf Window.ID-Aufkleber.

    Foto: Daniel Mund / GW

    Steckt alles drin: QR-Code, RFID-Chip und Produkt­nummer auf Window.ID-Aufkleber.