GLASWELT – Herr Schütt, spüren Sie Auswirkungen der Corona-Krise auf Ihre Geschäftstätigkeit?
Marc Schütt – Wir selber sind nur sekundär betroffen. Wir haben zwar die ersten Terminverschiebungen, die wir allerdings aufgrund der Auftragslage puffern konnten.
GLASWELT – Welche Arbeiten können Sie aktuell noch bewältigen, was wird verschoben?
Schütt – Momentan sind noch Neubauten oder Kernsanierungen und Arbeiten in der Werkstatt möglich.
GLASWELT – Wie verhalten Sie und Ihre Mitarbeiter sich im Kundenkontakt?
Schütt – Unsere Mitarbeiter sind schon aufgrund unseres angeschlossenen Bestattungshauses mit den umfangreichen Hygienemaßnahmen zum Thema Corona vertraut. Es gab noch einmal eine persönliche Unterweisung und diese hängt an zentraler Stelle aus.
GLASWELT – Wie lange können Sie mit der Situation umgehen, bis Sie Konsequenzen ziehen?
Schütt – In dieser Zeit gibt mir meine Einstellung recht, uns nicht komplett auf einen Bereich fokussiert zu haben. Wir haben für ca. 3 Wochen Arbeit, welche im Werkstattbereich erledigt werden kann. In dem Fall müssen wir auch die Kosten vorfinanzieren. Die Materialien liegen auf Lager und binden Kapital. Da wir viele hochwertige Produkte herstellen und auch zukaufen, ist die Kapitalbindung recht hoch. Uns kommt jetzt zugute, dass wir stets darauf geachtet haben unsere monatlichen Fixkosten niedrig zu halten. Beispielsweise sind unsere Fahrzeuge nicht geleast.
GLASWELT – Sie haben im Internet ein Video gepostet, in dem Sie die Politik auffordern, den Handwerksbetrieben zu helfen. Reichen die Kreditzusagen nicht aus?
Schütt – Kredite haben die Eigenschaft, dass man diese zurückzahlen muss. Kredite sollten dazu dienen, Investitionen zu tätigen. Wenn man jetzt aber doch einen solchen Kredit in Anspruch nehmen muss, ist man gegenüber den Banken in einer schlechten Position. In den zahlreichen Gesprächen der letzten Tage mit Handwerkskollegen zeichnet sich bei mir ein klares Bild ab: Die Banken haben kein Interesse, KfW-Kredite zu verteilen. Mit Zinsen von 5,5 % und mehr sind diese Kredite zu teuer. Dazu kommt die Flut der Anfragen, die in der Kürze der Zeit zu bearbeiten sind. Hier bremsen die rationalisierenden Maßnahmen in den Banken. Ich habe das Video als Reaktion auf meine vielen Gespräche mit Handwerkskollegen aufgenommen. Über die bundesweit vernetzte QM1-Handwerksakademie, bei der ich als Experte tätig bin, habe ich einen guten Einblick. Einigen Handwerkskollegen steht das Wasser bis zum Hals und denen kommen die Tränen bei den Gesprächen. Die Kosten gehen weiter, viele haben Fahrzeuge, EDV und Maschinen geleast. Mieten, Beiträge, Lohnkosten etc. treiben die Kostenspirale in die Höhe. Als Antwort auf Ihre Frage: Kredite sind in meinen Augen der falsche Ansatz und für einen Betrieb nur die „Ultima Ratio“.
GLASWELT – Handwerksbetriebe in Bayern haben die Möglichkeit, Soforthilfen zu erhalten. Sie fordern, dass so etwas bundesweit zur Verfügung gestellt wird?
Schütt – Ja, die Möglichkeit aus Bayern wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber auch Kleinstbeträge helfen in dieser Zeit Liquidität zu sichern.
Das komplette Interview mit Marc Schütt und weitere Interviews zur Coronakrise z. B. mit Wieland Frank (Siegenia) und Frank R. Keller (elumatec) lesen Sie in der Aprilausgabe der GLASWELT, die am 09. April erscheint.