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WDVS — Details und Anschlüsse

Unsichere Gewerkeschnittstelle

Die Erfolgsgeschichte von Fassadenbekleidung mit Wärmedämm-Verbundsystemen dauert nun bereits gute 50 Jahre. Im Vergleich zu den Jahren zuvor gab es bedingt durch immer höher werdende Anforderungen an den Wärmeschutz nicht nur Änderungen in den Dicken der Dämmstoffe, sondern auch die Veränderung in der konstruktiven Bauweise. Immer häufiger stellt sich die Problematik bei der Wahl der Gebäudekubatur seitens des Planers oder Architekten.

Besonders in der Planung von Detaillösungen bedarf es großer Sorgfalt. Die technischen Anforderungen wie z.B. der Luftdichtheit und Schlagregendichtigkeit müssen gewährleistet sein. D.h. in der Planung darf nicht die Optik im Vordergrund stehen, sondern auch bei architektonischen Besonderheiten müssen die technischen Anforderungen im Vordergrund stehen.

Wichtige Voraussetzungen für die Langlebigkeit eines Wärmedämm-Verbundsystems sind besonders die Detailanschlüsse an angrenzende Bauwerksteile. Die häufigsten Fehler zeigen sich besonders im Bereich der Fensteranschlüsse.

Die Ursache hierfür ist in der Besonderheit des Bereiches zu suchen. Es handelt sich um Schnittstellen, bei denen mehrere Gewerke zusammenlaufen. Nicht fachgerechte und unsachgemäße Ausführung und Planung führen zur Schädigung des Bereiches, hauptsächlich durch Eindringen von Feuchtigkeit wie z.B. Kondensat, Konvek­tion, Einschränkung der Schlagregendichtigkeit, Hohlräume innerhalb der Dämmebene.

Das Fenster stellt dabei eines der meistausgeführten Details bei der Erstellung eines WDVS dar. Der vermeindlich simple Anschluss stellt sich jedoch in der Praxis als eine der Hauptursachen für Spätschäden am WDVS dar. Somit kommt der Planung und Ausführung eine oft unterschätzte Bedeutung zu, damit die Gebrauchstauglichkeit der Werkleistung später dauerhaft gegeben ist.

Gewerkelücke Bauteilanschluss Fenster

Am Anfang steht die Planung, jedoch ist hier vermehrt festzustellen, dass der Bauteilanschluss Fenster und Laibung oft als Gewerkelücke vom Planer nicht erkannt wird.

Damit die unzureichenden und oftmals mit improvisierten Baustellenlösungen geschlossenen Anschlüsse gar nicht erst entstehen, sind diese Anschlüsse vom Planer aufzunehmen und festzulegen. Diese Planungsaufgabe liegt in der Regel nicht im Aufgabenbereich des Fachunternehmers. Bei der Planung ist festzulegen, wie die baulichen Anforderungen an die Schlagregendichtigkeit erfüllt werden können. Dies kann z.B. zur Folge haben, dass Rahmenbreiten für die Fenster zu definieren sind, damit eine mögliche optische Gestaltung auch gewährleistet ist (s. Bild 2 und Bild 3).

Dies gilt auch für die Auswahl eines Rollladen- oder Jalousiekastens. Nicht jede Konstruktion ist für ein Wärmedämm-Verbundsystem geeignet. Das zeigt auch die Praxis anhand der vorliegenden Schadensproblematik. Für die Ausführung und Planung von Anschlüssen an Fenster und Rollladenkästen gilt es, die Richtlinie vom Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade in Zusammenarbeit mit dem Fachverband Glas Fenster Fassade sowie dem Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz e.V. zu berücksichtigen und durchzusetzen. In dieser Richtlinie werden auch technische Parameter für den Einbau von Fensterbänken im WDVS definiert.

Üblicherweise werden im WDV Fensterbänke aus Metall eingesetzt. Aufgrund der Eigenschaft des Metalls kommt es hauptsächlich durch Ausführungsmängel zur Kondensatbildung unterhalb des Bleches. Unabhängig davon muss in der Festlegung der Ausladungstiefe der Fenster­bank ein Mindestüberstand zur fertigen Putz­fassade von 30mm berücksichtigt werden. ­Dieser Mindestüberstand wird sehr häufig ­unterschritten.

Der Anschluss der Dämmplatten des WDVS an die Fensterbank ist abzudichten, hierzu werden umlaufend vorkomprimierte Dichtungsbänder eingesetzt.

Ebenso ist die Dämmung bis unter die Fensterbank zu führen und evtl. entstehende Hohlstellen sind auszuschäumen, da Hohllagen zur Kondensatbildung führen, welche keine unerheblichen Feuchteschäden verursachen ­können.

_Grundsätzlich ist die Laibung mitzudämmen, sei es durch den Einsatz spezieller Laibungsdämmungen oder durch den flächenbündigen Einbau der Fenster in die Mauerwerksebene. Dies dient nicht nur der Wärmebrückenminimierung, sondern auch der Erhaltung der Innenraumhygiene, da Kondensatausfall auf die Innenlaibungen vermieden wird und somit Feuchteschäden und Schimmelbildungen vorgebeugt wird.

Für den Anschluss am Fensterstock werden in verschiedenen Richtlinien die unterschiedlichsten Arten der Anschlussausbildung zugelassen, jedoch hat sich der Einsatz von sogenannten Anputzleisten mit Gewebestreifen in der Praxis an der Baustelle durchgesetzt.

Hier muss aber bei der Auswahl der Anputzleisten die Einbauposition des Fensters, die Fenstergröße, die Dämmstoffdicke und das gewählte WDV-System berücksichtigt werden. Nicht jede Anputzleiste kann jeder Einbausituation gerecht werden (Bild 4).

Ein weiterer Punkt bei der Planung der Fensterbänke entfällt auf die Auswahl des Bordprofils. Mehrheitlich werden heute, in der Regel aus Kostengründen, starr aufgesetzte Bordprofile verwendet. Diese führen jedoch häufig zu Feuchte- und Rissschäden (Bild 5). Dies liegt zum einen daran, dass die starr aufgesetzten Bordstücke meist nicht die Schlagregendichtheit ohne zusätzliche Maßnahmen gewährleisten können und somit Feuchte in das System eindringen kann. Weiterhin lassen starr aufgesetzte Bordstücke auch keinen Dehnungsausgleich der Fensterbank bei thermischen Spannungen zu, wodurch erhebliche Rissschäden entstehen können. Moderne Bordprofile vereinen die funktionale Schlagregendichtigkeit durch innen liegende Dichtlippen und den benötigten Dehnungsausgleich, so dass hier die optimale Funktionstauglichkeit, bei einem vertretbaren Kostenmehraufwand, dauerhaft sichergestellt werden kann (Bild 6).

Unter den genannten Aspekten erscheint der vermeidlich simple Anschluss eines Fensters in einem WDVS unter genauerer Betrachtung gar nicht mehr so einfach. Beachtet man jedoch, wie vorstehend beschrieben, schon bei der Planung die richtige Auswahl der Rahmenbreite, der Bauelemente und Zubehörteile, wie z.B. Rollladen- sowie Jalousiekästen, Anputzleisten und Bordprofile, und betraut einen erfahrenen Fachmann mit der Durchführung, so steht einer schadenfreien Zukunft nichts mehr im Wege.

Um Sicherheit in der Planung und Ausführung geben zu können, ist es von besonderer Wichtigkeit, die Richtlinien, Regelwerke, Normen und Vorgaben der Hersteller zu nutzen und durchzusetzen. Damit können Sie helfen, die immer größere Gefahr der Baumängel zumindest ein wenig zu reduzieren. —

Sabine Bady

Anschlussrichtlinie überarbeitet

In der „Richtlinie für Anschlüsse an Fenstern und Rollläden bei Putz, WDVS und Trockenbau“ haben verschiedene Gewerke gemeinsam Bedingungen und ­Ausführungsmöglichkeiten besprochen und beschrieben. Damit wird an dieser Schnittstelle durch Beispiele die Umsetzung wesentlich vereinfacht. Für den Planer vermindert sich so das Risiko von mangelhaften Ausführungen und damit auch die Gefahr von Mängelrügen.

Beteiligte Verbände

Herausgeber: Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz, Fachverband Glas ­Fenster Fassade Baden-Württemberg, Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg

Mitwirkende: Bundesverband Ausbau und Fassade, Bundesverband Metall, Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks, Bundesinnungsverband der Steinmetze, Tischler, Schreiner Deutschland

Autoren:

Reiner Oberacker, Leiter der Technischen Beratung im Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg

Gerhard Rommel, Leiter der Abteilung Technik im BV Rollladen + Sonnenschutz

Markus Weißert, Leiter Technik im Fachverband der Stuckateure Baden-Württemberg

Bezugsquellen: Man kann die 90-seitige Richtlinie zum Preis von 34 Euro (inkl. Mwst., zzgl. Versandkosten) ­beziehen bei:

glas fenster fassade business information.com Beratungsgesellschaft mbH, 76189 Karlsruhe, Fax 07 21/920 95 24

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