GLASWELT – Letztes Jahr feierte Veka das 50-jährige Jubiläum – wie kann man nach dem Jubiläumsjahr wieder zurückfinden zur Normalität?
Andreas Hartleif – Wir haben das Jubiläum natürlich genossen und gleichzeitig gezeigt, dass wir mitten im Markt stehen und mit interessanten Entwicklungen nach vorne blicken. Die Tore sind im Jubiläumsjahr dafür aufgestoßen worden und jetzt sind wir gefordert, die Themen abzuarbeiten. Was in den nächsten Jahren passieren sollte, ist insofern zu einem großen Teil bereits vorgezeichnet: Wir wollen unsere Innovationen, wie beispielsweise AluConnect, jetzt ausrollen, Spectral muss stärker im Markt verankert werden und wir werden die Digitalisierung auch gewerkeübergreifend weiter vorantreiben. Nicht verändert hat sich unsere Basisstrategie: Wir orientieren uns global, wir setzen weiterhin auf nachhaltige Kreislaufwirtschaft, lassen nicht nach in unserem Qualitätsanspruch und sind fokussiert auf unsere Kunden.
GLASWELT – Haben Sie Ihre wirtschaftlichen Ziele erreichen können?
Hartleif – Wir hatten uns für 2020 rund 1,2 Mrd. Umsatz vorgenommen – da sind wir 2019 mit über 1,125 Mrd. Euro auf einem guten Weg. Das ist immerhin ein organisches Wachstum gegenüber 2019 von über 3 %. Das Renditeziel, das wir uns gesteckt hatten, ist mit unserem globalen Portfolio sehr anspruchsvoll gewesen. Aber wir sind auch diesem Ziel viel näher gekommen.
GLASWELT – Wie haben Sie sich auf dem deutschen Markt entwickelt?
Hartleif – In Deutschland konnte Veka tatsächlich auch knapp 3 % Wachstum erzielen.
Josef Beckhoff – Interessanterweise haben wir uns in Deutschland gar nicht so sehr durch Neukunden, sondern vielmehr mit unseren guten Bestandskunden hervorragend entwickelt.
GLASWELT – Herr Beckhoff, Sie sind über 35 Jahre ein Teil von Veka – was reizt Sie an der neuen Herausforderung als Vorstand Vertrieb und Marketing?
Beckhoff – Ich war 22 Jahre für Veka in Russland tätig. Wenn das Angebot nicht gekommen wäre, würde ich das heute immer noch gerne tun. Das Unternehmen suchte aber einen Nachfolger für Bonifatius Eichwald und mein Vorgänger und ich sind in der Marktauffassung hundertprozentig kongruent: Es kann nur darum gehen, ganz eng am Kunden zu sein und sich mit den Kunden gemeinsam zu entwickeln. Das ist vielleicht auch das Rezept, warum sich Veka besser entwickelt hat als andere.
GLASWELT – Herr Hartleif, kürzlich überraschte eine Meldung aus Brüssel, dass das EU-Parlament die Möglichkeit, PVC mit einem geringen Bleigehalt auch zukünftig recyceln zu können, blockiert. Steht damit das komplette PVC-Recycling von Altfenstern vor dem Aus?
Hartleif – Die Entwicklung ist auf jeden Fall ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die wie wir auf die Altfenster-Wiederverwertung gesetzt haben und sehr viel in die Sammel-, Sortier- und Recyclingtechnologie investiert haben. Beim Recycling müssten wir uns nach der Beschlusslage zukünftig ausschließlich auf die Produktionsabschnitte beschränken und auf das Altfenster-Material, bei dem wir sagen können, dass es garantiert bleifrei ist. Das ist aus unserer Sicht ökonomisch wie ökologisch absolut der falsche Weg. Die Alternative zu unserem sicheren und effizienten Weg der Kreislaufwirtschaft heißt Verbrennen oder Deponieren von hunderttausenden Tonnen hervorragenden Materials, das wir als Sekundärwerkstoff betrachten, nicht als Abfall. Die Lobbyarbeit über unsere europäische Vertretung ist auf jeden Fall gerade jetzt extrem wichtig. Wir werden uns mit den Politikern weiterhin sehr intensiv auseinandersetzen müssen, um der nachhaltigen Kreislaufwirtschaft in unserer Branche eine solide und verlässliche Basis zu geben. Zudem besteht Nachholbedarf bei der Einbindung unserer Kunden. Wir müssen mit ihnen reden, um das Label Verified Vinyl bekannter zu machen und die europäischen Recyclingziele zu erreichen.
GLASWELT – Im letzten Jahr wurde von der Schwestergesellschaft celotec ein eigenes Werk gebaut und eine Folienbeschichtungsanlage in Betrieb genommen. Was hat Veka in der Oberflächenthematik noch alles vor?
Hartleif – Die Technologie ist spannend und wir sind noch dabei, die gesamte Bandbreite der möglichen Anwendungen zu erschließen. Unser Anspruch war es, eine neue Folie für den Außenbereich mit dem Elektronenstrahl gehärteten Lack zu entwickeln. Wir haben damit Vorteile gegenüber dem Powder Coating, beispielsweise die höhere Lichtbeständigkeit. Neben dem Einsatz für Fenster und Türen gibt es bei Veka gute Potenziale in der Plattendivision im Innen- und Außeneinsatz. Für die celotec öffnen sich darüber hinaus weitere Anwendungen, wie zum Beispiel Garagentore, Fassadenelemente oder Indoor-Anwendungen – schließlich ist die Oberfläche optisch, haptisch und technisch sehr attraktiv.