Architekten sind begeistert von den Stufenglasfenstern aus Ludesch: typisch Vorarlberger Design – schlicht und schön. 2004 war bei Walch in Ludesch die Entscheidung gefallen, hochwertige Holzfenster in Stufenglastechnik zu produzieren. Der erste Prototyp, ein 2,50 m x 1,00 m großes Wendefenster, wurde 2006 auf der fensterbau/frontale auf dem Stand des Klebespezialisten Sika ausgestellt. Der Andrang auf das neue Fenster war riesig und noch heute wird dieses viel gezeigte Exponat für Präsentationen genutzt.
Von Anfragen überrollt
„Nach der Messe in Nürnberg konnten wir die zahlreichen Anfragen nicht alle bedienen, da die Serienproduktion noch nicht angelaufen war“, erinnert sich Christian Walch. Aber der Weg zur Serie war komplex: Es wurden für die Fertigung eigene Werkzeuge benötigt. Ebenso gab es besonders für das Wendefenster keine geeigneten Beschläge am Markt. Diese mussten erst in Kooperation mit einem Metallbauer entwickelt und realisiert werden. Es musste sogar eine eigene Klebetechnologie entwickelt werden. Nachdem zwei große Zulieferer die notwendige Klebe- und Auftragstechnologie nicht bereitstellen konnten, kaufte sich Walch kurzerhand einen Roboter und löste das Problem durch eine Eigenentwicklung beim Klebeauftrag. Hier galt es, die Kleberaupe exakt in einer Stärke von 0,5 mm Dicke und 50 mm Breite einzustellen, denn diese Schicht war und ist sichtbar. „An dem Düsendetail habe ich einen Monat lang getüftelt“, erinnert sich Walch. „Unser Fenstersystem würde ohne das Verkleben gar nicht funktionieren – wir nützen damit die Vorteile beider Materialien – dem Glas, das in der Scheibe steif ist und vom Holz, das in der Tiefe eine Aussteifung gibt.“ Dazu sagte Walch, dass neben der Aussteifung der Konstruktion auch das Weglassen der äußeren Emaillierung ein Grund für diese Technologie gewesen sei.
Als das Fenster 2009 auf der BAU gezeigt wurde, gab es wieder großes Lob und viel Resonanz – zum damaligen Zeitpunkt waren schon über 1000 Konstruktionen produziert worden. Auch mit diversen Auszeichnungen konnte man aufwarten: den Designpreis „red dot design award“ erhielten 2006 das walchfenster04 und 2009 das Eingangstüren-System walchentrance04, dazu kamen der italienische „Grandesign Etico International Award“ und andere.
„Es kam trotzdem noch ein weiter Weg mit hohen Kosten für die Fensterentwicklung auf uns zu“, so Walch heute. In dieser Zeit fiel auch die Entscheidung, den bis dahin bestehenden Holzbau aufzugeben, da in der Halle kein Platz für beide Fertigungen war. Die Produktionsumsetzung zur Serienfertigung der Produktlinie begann 2009. Dazu waren auch zahlreiche Systemprüfungen notwendig und mehrere akkreditierte Prüfinstitute haben den hohen Standard bestätigt (u.a. erfolgten Klimakammertests an der Berner FH in Biel). Um den hohen Qualitätsanspruch umzusetzten, musste Walch nicht nur Dichtungen mit spezieller Geometrie entwickeln, sondern diese auch – nachdem diese prozess- und seriensicher gemacht wurden – auf eigenen Werkzeugen bei einem Lieferanten fertigen lassen.
„Wir haben alle Arbeitsschritte und Prozesse derart konzipiert, dass wir sehr individuell fertigen können. Dabei ermöglicht es unsere Flexibilität, auf individuelle Wünsche einzugehen. Wir haben damit das Prinzip der Manufaktur auf heutige Anforderungen umgesetzt. Wir produzieren in Serie mit gesicherter Qualität,“ sagt Walch und legt Wert auf handwerklich hochwertige Produkte – z.B. wird jedes Schraubenloch CNC-technisch vorgebohrt.
Nachdem das walchfenster04 in diversen Wohnhausprojekten eingesetzt worden war und die Qualität sich dort in der Praxis bewährt hatte, wurden größere Projekte umgesetzt. So entstanden Referenzobjekte in Japan, den USA und in Griechenland.
Rückschläge weggesteckt
Trotz aller Erfolge gab es aber auch Rückschläge: Nach der Realisation eines Pflegeheims in Japan kam es dort zur Umweltkatastrophe, in deren Verlauf etwa 10 Projekte mit großen Vorarbeiten gestrichen wurden. Und wegen der aktuellen Kriese in Griechenland ist das Geschäft mit gehobenen Immobilien dort zum Erliegen gekommen und Walch ist direkt davon betroffen.
Positiv verläuft dagegen die Verkaufssituation in den USA: Dort konnte sich das walchfenster04 bei zwei innovativen Gebäudespezialisten platzieren und ein 12-Geschosser in New York befindet sich gerade in der Realisierungsphase. Dazu kommen hochwertige öffentliche und private Wohngebäude in ganz Europa.
Auch ist die Produktpalette inzwischen gewachsen: neben dem schon klassischen Wendefenster ist das Schiebefenster eine wichtige Produktergänzung, denn im gehobenen Wohnbereich sind viele Schiebe-Verglasungen gefragt. Hier geht es um öffenbare Elemente bis zu einer Größe von 3 x 4 m. Dazu gibt es inzwischen Eingangstüren und das Eingangsportal walchentrance. Oder das Senkklappfenster, mit seiner skandinavischen Öffnungsfunktion: es senkt sich im oberen Bereich ab, sodass eine Luftwalze und somit eine ideale Raumentlüftung entsteht. Das Schiebe-Dreh-Fenster kann man im geöffneten Zustand von innen zwischen Blendrahmen und Flügel außen reinigen.
Alle Elemente zusammen ergeben eine wartungfreie Ganzglasfassade. Es wäre also im Prinzip möglich, Ganzglasfassaden zu gestalten, die sich von innen reinigen ließen, wenn man einige Wendefenster integriert.
Christian Walch: „Durch unsere größeren Projekte können wir heute Architekten noch besser überzeugen, so haben wir eine gute Ausgangssituation erreicht. Wir fertigen mit 25 Mitarbeitern Structural Glazing – außen Ganzglas, innen Holz. Mit diesem Prinzip sind wir führend. Wir haben schon zusammengebaute Elemente von 2,50 m x 10 m Höhe ausgeliefert und wir können damit größere Fassadenflächen in sehr kurzer Zeit schließen.“ —