Detlef Timm blickte bei dem Pressemeeting noch einmal auf seine vierjährige Amtszeit zurück, die für ihn geprägt war von einem geglückten Geschäftsführerwechsel und der Ansprache des Verbandes hin zu den Planern und Architekten. Die Architektenveranstaltung in Berlin habe viel Arbeit abverlangt, aber rückblickend sei es das wert gewesen. Gemeinsam hätte man erreicht, dass der Verband mit dem BF und dem IVRSA eine gemeinsame Hauptstadt-Repräsentanz eröffnet habe. Dadurch könne der Verband im politischen Berlin die Interessen der Mitglieder hervorragend vertreten. Auch die wichtigen VFF-Merkblätter seien ihm immer am Herzen gelegen, die habe man weiter vorangetrieben. Ebenso habe ihm die Arbeit im technischen Ausschuss viel bedeutet. „Ich weiß, der Verband ist mehr als nur Technik, aber auch hier haben wir in den zurückliegenden vier Jahren viel geleistet.“
Die Zweifler mit ins Boot holen
Helmut Meeth gibt auf der Pressekonferenz an, dass „es nie mein Plan war, VFF-Präsident zu werden und Detlef Timm war der einzige, der mich überhaupt überreden konnte. Ich habe es auch nur gemacht, weil er mir versprochen hat dabeizubleiben.“
Er habe in der jüngsten Vergangenheit erst die profunde Arbeit des Verbandes in seiner ganzen Breite erfassen können und schätzen gelernt. Jetzt wolle er auch diejenigen überzeugen, die noch nicht im Verband seien. „Ich habe die Vermarktung unseres Produktes VFF im Fokus.“ Bei den Leistungen, die hier erbracht werden, „da müsste normalerweise jeder Fensterbauer anklopfen und diese hervorragende Verbandsarbeit unterstützen.“ Meeth spricht konkrete Zahlen an: Binnen Jahresfrist wäre es schön, „wenn wir 50 Fensterbauer mehr gewinnen könnten für den Verband.“ Und Timm ergänzt: „Wir haben in unserer Präsidiumssitzung hier in Wittlich konkrete Maßnahmen beschlossen. Mit anderen Anreizsystemen und noch mehr Werbung wollen wir versuchen, alle die zu bewegen bei uns mitzumachen, die jetzt noch nicht in unserem Verband organisiert sind.“
Was hat Meeth vor?
Als weiteren Themen-Schwerpunkt für seine Präsidentschaft hat Meeth die Digitalisierung ausgemacht. Er erinnert daran, dass er auch in seinem Unternehmen ein Treiber der Digitalisierung sei (lesen Sie dazu auch das Interview auf S. 116). Auch wolle er dafür
sorgen, dass mehr jüngere Menschen an die Verbandsarbeit herangeführt werden. Und nicht zuletzt fokussiert er schon den Jahreskongress 2021 in Berlin: „Der Verband wird eine Granate präsentieren, die letztendlich jeden dazu bewegen soll, zu sagen: Ich fahre nach Berlin!“ Präsenzveranstaltungen sind selten geworden in Pandemie-Zeiten – umso wichtiger ist für Meeth der Netzwerk-Aspekt. Es müsse eine Networking-Veranstaltung werden, die ihrespgleichen suche. „Bei einem Verbandsmeeting sollte es in erster Linie um das Netzwerken gehen.“ Besucher sollen sich aber auch auf einen spannenden Keynote-Speaker freuen dürfen.
Angesprochen auf seine Ambitionen, durch den Verband auch wieder mehr Betriebe von den Vorteilen eines RAL-Gütekennzeichen zu überzeugen, gibt Meeth zu Protokoll, dass es ihm recht wäre, wenn möglichst alle die RAL-Zertifizierung einführen würden. „Wir bei Meeth haben durch die externe Überwachung durch das ift Rosenheim die Gewähr, dass wir über eine gewisse Grundqualität verfügen. Das kann ich nur jeden empfehlen.“ Gleichzeitig verweist er auf den Unterschied zwischen einer RAL-Gütesicherung und der Möglichkeit einer ift-Systemprüfung. „Das Niveau RAL ist natürlich noch mal eine Stufe drüber!“ Meeth sieht es aber auch als wichtige Aufgabe der Hersteller an, diese Produktunterschiede zu vermitteln.
Meeth liebt Fenster
Im Anschluss an das offizielle Pressemeeting ging es zur Besichtigung der Fensterproduktion der Helmut Meeth GmbH & Co. KG in Wittlich. Der geschäftsführende Inhaber hat als Kenner der innerbetrieblichen Abläufe beim Rundgang in jedem Produktionsbereich viele Auskünfte parat. Sein Unternehmen besteht jetzt seit 35 Jahren und seine Aussage „ich liebe Fenster“ untermauert er bei jeder Gelegenheit. Meeth wirkt, als würde er alle Fensterthemen mit Leichtigkeit aufsaugen, gleichzeitig kommen immer wieder seine Vertriebstalente und positive Ausstrahlung zum Vorschein. Beim Gang durch die Hallen wird deutlich: Er pflegt ein enges Verhältnis zu seinen Mitarbeitern. Es wird gescherzt und gelacht – offensichtlich liebt er nicht nur Fenster, sondern hat ein großes Herz für die Menschen um sich herum.
Als Industriekaufmann ist er zum Fensterbau gekommen, denn sein Ausbildungsbetrieb hat sich damals mit diesen Themen beschäftigt. Das hat ihn von Anfang an fasziniert und er glaubte, „wenn ich etwas bewegen will, muss ich das selbst machen.“ Jetzt bewegt er einiges mit einer Mannschaft von rund 90 Mitarbeitern in der Produktion und knapp 40 Mitarbeitern in der Verwaltung und im Vertrieb.
Die Produktion richtet sich nach der Tourenplanung
Meeth ist stolz auf das Erreichte: „Man kann hier auf 10 000 m2 eine der modernsten Fertigungsstraßen Europas erleben“, verspricht er gleich zu beginn der Besichtigung und weist gleichzeitig auf unbebautes Firmengelände hin, für das er bereits eine Verwendung im Kopf habe. Man arbeite
„papierarm“, „wir könnten auch auf Papier gänzlich verzichten.“ Die Produktion wird durch die Software von 3E-Datentechnik gesteuert, viele Ansteuerungen hätten aber auch eigene Experten entwickelt.
Als einzigartig bezeichnet er das Fertigungskonzept, bei dem sich „alles nach der Tourenplanung ausrichtet.“ Eine Woche vor Auslieferung bekommen die Kunden einen entsprechenden Lieferavis, Neukunden wären dann regelmäßig positiv überrascht, wenn dieses Avis-Versprechen auch eingehalten werde.
Generell hat die Digitalisierung mit voller Wucht Einzug gehalten innerhalb der Produktion und darüber hinaus. Zwei Beispiele: Die Datenbrille verbindet den Produktionsbetrieb mit dem Hotline-Support des Maschinenherstellers. Und mit der „HM Delivery App“, die hausintern entwickelt wurde, erzeugt der Lkw-Fahrer mithilfe eines Tablets direkt vor Ort eine digitale Empfangsbenachrichtigung mit Lieferscheinen. Den Anspruch, bei der Digitalisierung ganz vorne zu stehen, erwartet Meeth auch von seinen Lieferanten, diese müssen die digitalen Anforderungen mitspielen können.
Und ein Spruch ist übrigens verboten im Unternehmen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“
Was steckt hinter der „Cloudwindow“-Innovation?
Beim Rundgang präsentiert der Fenstermacher Meeth seinen nächsten Coup: Schon Anfang Oktober soll cloudwindow.de starten. Was steckt dahinter? Wir haben dem Geschäftsführer dazu ein paar Fragen gestellt:
Glaswelt – Herr Meeth, wie wir gesehen haben, setzen Sie in allen Bereichen auf die Digitalisierung. Aktuell launchen Sie „Cloudwindow“ – was steckt dahinter?
Helmut Meeth – Die Digitalisierung des Produktes „Fenster“! Informationen und Digital Services allerorts und überall mobil abrufbar. Kompetenz im Verkauf, Montage und Aftersales Bereich sowie in der Wartung von Bauelementen und dem Facility-Management.
Glaswelt – An welcher Stelle werden die Fenster mit dem Chip bestückt? Werden Sie alle auszuliefernden Bauelemente mit dem Chip ausstatten?
Meeth – Wir statten die Elemente auf Kundenwunsch mit der neuen Technologie aus. Die Fenster werden dann bei uns in der Fertigungslinie bei der „Hochzeit“ mit dem Chip bestückt. Darüber hinaus ist mit unserer Lösung aber auch ein „Nachrüsten“ bereits im Bestand verbauter Elemente möglich. Die Zuweisung der NFC-Chips erfolgt dabei einfach und mobil über die Cloudwindow Profi App!
Glaswelt – Ein Fenster mit Chip – was hat der Kunde, was hat der Händler und was hat der Montagebetrieb davon?
Meeth – Der Endgebraucher hat jederzeit Zugang zu Informationen rund um „sein“ Fenster. Das können Pflegehinweise, Zertifikate oder Bedienungsanleitungen sein. Darüber hinaus kann er direkt über die App Cloudwindow Pass bei seinem Fachhändler z. B. das passende Fliegengitter bestellen oder eine Wartung beauftragen. Selbst wenn mal eine Scheibe zu Bruch geht, ist Ersatz per Knopfdruck direkt in den richtigen Maßen geordert.
Der Händler hat in seinem „Cockpit“ alle Aufträge im Blick, kann Objekte verwalten und Produkte zur Montage einplanen. Er kann kundenspezifische Produkt- und Serviceangebote erstellen und so Up- und Cross-Selling-Potenziale nutzen. Außerdem kann er rechtliche Risiken minimieren, da verpflichtende Informationen automatisch und digital bereitgestellt werden können. Ebenfalls kann er Montageaufträge planen und zur Bearbeitung an Monteure oder Partnerbetriebe weiterleiten.
Der Monteur hat in seiner Cloudwindow Profi App dann alle notwendigen Informationen am Point of Interest zur Hand und kann seine Montage einfach, schnell und mobil dokumentieren. Die Erstellung von Rapportberichten und Bauabnahmen sowie eine Zeiterfassung ergänzen das digitale Angebot.
Glaswelt – Sie sind ein Fensteranbieter mit einem Händlernetz. Wie sorgen Sie dafür, dass Ihre Händler diesen Produktvorteil auch vermarkten können?
Meeth – Wir unterstützen hier unsere Partner mit einer groß angelegten Marketingkampagne und zeigen die Vorteile unserer Lösung für jeden verständlich und nachvollziehbar auf. Wir greifen hierbei auch auf die weitreichenden digitalen Möglichkeiten, wie z.B. Web, Social Media, Webinare, Videoclips ect. zurück.
Glaswelt – Die Digitalisierung der Produktion ist bei Ihnen weit fortgeschritten – wird der Chip im Fenster auch innerhalb der Produktion zu Effizienzvorteilen führen?
Meeth – Unser Fokus liegt hier zunächst auf der digitalen Auftragsabwicklung. Dennoch haben wir hier Potenziale und Synergien bereits erkannt und diskutieren diese im Moment auch schon konkret bei unserem Projekt „KI basiertes optisches Prüfverfahren für Fensterglas“ – zusammen mit dem Mittelstand 4.0 Kompetenzzentrum Kaiserslautern arbeiten wir hier an revolutionären Technologien in diesem Bereich und können diese dann auch in unserer Fertigung verknüpfen.
Das Gespräch führte Chefredakteur Daniel Mund.