Der Profilsystemgeber habe natürlich Produkte, die auch die Planer interessieren. Am Ende ist für viele Architekten die Entscheidung für ein Kunststofffenster weniger eine Gestaltungsfrage sondern eher eine rationale Entscheidung auf der Basis von ökonomischen und ökologischen Vorteilen, so die Analyse des Geschäftsführers beim Profilsystemgeber.
Edgar Freund kennt die Branche mit seinen spezifischen Anforderungen schon viele Jahre: Er war sechs Jahre Vertriebsleiter der Plus Plan GmbH, einem Fensterbauer mit eigener Extrusion. Und seit 1995 war er bei Schüco in verschiedenen Positionen tätig. Für den 54jährigen steht fest, das man vor allem den Fensterhersteller in seinem Marktauftritt unterstützen und ihm die Produkte zur Verfügung stellen müsse, mit denen er am Markt überzeugen könne. Dessen sei sich auch Inoutic in der jüngsten Vergangenheit immer bewusst gewesen. Bereits vor seinem Amtsantritt im letzten Jahr hat sich das Unternehmen einem straffen Restrukturierungsprogramm unterzogen. Freund: „Seit 2 Jahren haben wir eine komplett neue Vertriebsorganisation, die auch personell neu besetzt wurde. Mit ihr möchten wir existierende Kunden optimal unterstützen und natürlich auch neue Kunden hinzugewinnen.“ Das sei letztes Jahr schon sehr gut gelungen. Und auch 2012 sei die DACH-Area (Deutschland, Österreich, Schweiz) umsatzmäßig über Vorjahr (siehe Kastentext). Nur der französische Markt würde noch nicht richtig in Schwung kommen, was der Geschäftsführer auch auf die schwierigere wirtschaftliche Lage in dem Land zurückführt. „Dort merken wir allgemein eine gewisse Zurückhaltung. Insgesamt liegen wir aber im Plan – wir scheinen also einiges richtig gemacht zu haben.“
Freund blickt positiv in die Zukunft: „Auch für das nächste Jahr haben wir uns wieder viel vorgenommen und freuen uns auf die Aufgaben in der Zukunft.“
Inoutic als Teil eines Global Players
Die gesamte Konzern mit Hauptsitz in Belgien ist weltweit aktiv: Vertriebsaktivitäten gibt es in mehr als 75 Ländern mit ca. 4500 Kunden. Dabei ist Deceuninck auf den westeuropäischen Markt, Benelux, USA und die Türkei fokussiert. Das Kerngebiet der Tochtergesellschaft Inoutic ist die DACH-Region – dazu kommen Märkte wie Kroatien, Serbien, Bosnien und auch Frankreich.
Nachhaltigkeit als Handlungsprinzip
Freund hat für die Zukunft das Thema Nachhaltigkeit im Blick: „Unsere Produkte sind gut – die anderen sind aber auch nicht viel schlechter. Wir kommen zur versprochenen Zeit mit der versprochenen Menge – aber das wird heute als selbstverständlich vorausgesetzt.“ Man werde die Dinge künftig aber noch stärker nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit ausrichten – und damit die Basis für eine erfolgreiche Zukunft absichern. Freund: „Dieser Aspekt soll sowohl auf der Produktebene und auch auf der Unternehmens- und Mitarbeiterebene gelebt werden. Bei uns geht es darum, Top Leistung durch Offenheit, Ehrlichkeit und Unternehmertum an jedem Arbeitsplatz zu bringen.
Geht man durch die Produktionshallen, scheint dieser Ansatz auch tatsächlich schon sehr weit umgesetzt zu sein: Alle Mitarbeiter stehen Besuchern für alle Fragen zur Verfügung und berichten mit Freude über Ihre Tätigkeit. So z. B. Hans Freundorfer, der für die Profilkaschierung verantwortlich ist: Mit leuchtenden Augen erzählt er, dass sein Team vor Kurzem die Bestmarke von 1 Mio. Laufmeter Folienkaschierung pro Monat geknackt hat – und dass trotz der Tatsache, dass der Markt eine immer größere Vielfalt in der Oberfläche erwarte und er und sein Team immer häufiger die Folierungsanlagen umrüsten müssten. Auch auf die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeiter wird im Unternehmen sehr intensiv geachtet: Überall werden Gefahrenhinweise gegeben und was die Unfallstatistiken angehen, stehen die einzelnen Abteilungen im internen Wettbewerb zueinander.
Auf der Produktebene sei dieser Nachhaltigkeitsaspekt schon zu annähernd 100 Prozent umgesetzt: Kunststofffenster werden heute langlebig und ohne Wartungsaufwand gebaut. Mit der Recyclierbarkeit offeriere man zudem ein ökologisch sinnvolles Produkt.
Auf diesem Themengebiet hat der Konzern eine starke Eigeninitiative gezeigt und am 17. Oktober wird man schließlich eine neue Recyclinganlage für PVC (Investitionskosten: 3 Mio. Euro) eröffnen können. Diese ist dann in die Rohstoffanlage in Diksmuide, Belgien, integriert. Die Wiederverwertung von Industrieverschnitt und auch das Recyling von PVC-Altfenstern soll direkt mit dem Startschuss beginnen.
Auch künftige Profilentwicklungen würden unter dem Nachhaltigkeits-Aspekt genau unter die Lupe genommen werden: Angesprochen auf die Neuentwicklung „Linktrusion“ – ein faserverstärktes Fensterprofil, das die Muttergesellschaft Deceuninck entwickelt hat – gibt sich Freund beispielsweise eher abwartend: Für ihn stehe die Frage an erster Stelle: Braucht der Verarbeiter und Endkunde ein faserverstärktes Profil? Wenn diese Frage eindeutig mit Ja beantwortet werden könne und es sich eindeutig erweisen würde, dass es für faserverstärkte Profile einen größeren Markt geben könne, würde die Innovation auch bei Inoutic eingeführt werden.
Schaum ist sexy, aber nicht effektiv
Auch zum Thema ausgeschäumte Profile hat Freund eine zurückhaltende Meinung: Einerseits dürfe man die Signalwirkung eines ausgeschäumten Profils nicht unterschätzen: „Am Point of Sales macht Schaum unheimlich Eindruck. Der Verbraucher ist fasziniert davon und traut einer Schaumtechnologie viel mehr zu, als diese in Wirklichkeit zu leisten in der Lage ist. Wir haben uns dennoch überlegt, dass es etwas Besseres geben muss und sind dabei auf die Idee mit dem Thermoprofil gekommen.“
Dieser Einschiebling aus PVC-Recyclingmaterial wird anstelle einer Stahlarmierung verwendet und verbessert den Uf-Wert um 0,1 W/m²K. Er werde mit den Fensterprofilen zugeschnitten und verschweißt und erhöhe somit zugleich die Eckfestigkeit der Fensterelemente. Der Vorteil: Damit ist eine vollautomatische Verarbeitung gewährleistet, ohne den Prozess durch ein diskontinuierliches Verfahren wie das Ausschäumen zu stören. Mit dieser Neuerung biete man eine echte und günstigere Alternative zum ausgeschäumten Profil, ist Freund überzeugt.
Bei dem Premium-System Eforte mit 84 mm Baustärke habe man ebenso den Beweis erbracht, dass man mit einem klassischen metallverstärkten PVC-Profil beste Werte erzielen kann, ohne auf zusätzliche Maßnahmen zurückgreifen zu müssen. Der Uf-Wert von 0,95 W/m²K spreche hier für sich und das System werde demnächst durch die Integration einer Hebe-Schiebe-Türe komplettiert, versprach Freund. Aber schon jetzt hätte Eforte mit einem Umsatzanteil von 20 Prozent viele Anhänger bei den Verarbeitern gefunden.
Die herausragend guten Werte hätte man durch viele kleine Optimierungen in der Konstruktion erreicht – beispielsweise durch noch wirksamere Dichtungsgeometrien.
Fragt man Edgar Freund nach seinen Zielen, antwortet er mit einem Blick auf die Unternehmensgeschichte: “Wir arbeiten intensiv daran, dass Inoutic in absehbarer Zeit wieder so bekannt im Markt ist, wie es Thyssen Polymer einmal war.“ —
Online Marketing Portal für Kunden
Die Möglichkeit, Broschüren mit einem einfach bedienbaren und übersichtlichen Online-Marketing-Portal zu individualisieren, ergänzt das Angebot von Inoutic im World Wide Web. Ob Logo, Kontaktdaten, Bilder und Texte oder der Austausch von Renderings und Zeichnungen – Kunden und Händler können mittels aufbereiteter Vorlagen eine diversifizierte Auswahl an Broschüren und Datenblätter an ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse anpassen. Kunden würde einzig der Druck in Rechnung gestellt werden.
Es gebe aber auch die Alternative, ein druckfähiges PDF zu erstellen, um die Produktion vor Ort mit einer Druckerei durchzuführen.
Die hohen Nutzerzahlen der bereits existierenden Online-Bestell- und Informationsplattform unterstreiche die Bedeutung, die der Service im Internet für Fensterhersteller bereits hat. Zusammen mit den Werkzeugen „Online-Energiesparrechner“ und „Farb- und Fensterkonfigurator“ würden wichtige Dienstleistungen kostenfrei bereitstehen.
Steckbrief Inoutic / Deceuninck
Deceuninck Gruppe: Die Deceuninck Gruppe zählt sich mit 9 Extrusions-Standorten und 200000 Tonnen verarbeitetem Compound (als Compound wird das Gemisch aus den Grundstoffen für die Profilextrusion bezeichnet) zu den Top-3-Herstellern von Kunststofffenstersystemen und Bauprodukten (z.B. Terrassenbeläge oder Fassadenprodukte) in Europa. Ca. 2800 Mitarbeiter generierten im vergangen Jahr einen Umsatz von 536,1 Mio. Euro. Im ersten Halbjahr 2012 konnte der Konzern eine Umsatzsteigerung von 2,0 % auf 274,3 Mio. Euro verzeichnen.
Umsatzverteilung: 2011 wurden 39 % der Umsätze in Westeuropa, 30 % in Zentral- und Osteuropa, 20 % in der Türkei und 11 % in den USA generiert.
Aktuelle Entwicklungen: Der Halbjahresumsatz 2012 sank in Westeuropa um 8,8 % auf 106,9 Mio. Euro und stieg in der Türkei um 9,6 % auf 57,6 Mio. Euro. In den USA stieg der Umsatz um 22,6 % auf 33,4 Mio. Euro. In Mittel- und Osteuropa (mit Deutschland) verzeichnete der Konzern ein Plus von 6,4 % auf 76,4 Mio. Euro. Vor allem in Russland gab es eine bedeutende Umsatzsteigerung; der Umsatz in Deutschland sei stabil geblieben. „In der ersten Hälfte des Jahres 2012 blieb Deceunincks operatives Ergebnis bei Aufrechterhaltung der Ertragskraft stabil, und dies trotz Rohstoffkosten auf Rekordniveau und trotz schwieriger Marktbedingungen in Europa,“ so der Vorstandsvorsitzende Tom Debusschere. „Nach der Kehrtwende 2009 haben wir uns auf den Weg disziplinierter Preispolitik, kontinuierlicher betrieblicher Verbesserungen und strenger Kontrolle der Festkosten weltweit begeben.“
Inoutic / Deceuninck: Angefangen hatten die Kunststoffwerke Gebr. Anger in Bogen bei Passau 1956 mit der Produktion von PVC-Rohren – schon bald wurden Kunststofffenster als weiterer Produktbereich hinzugenommen. Durch die Übernahme von Thyssen wurde das Unternehmen 1985 in Thyssen Polymer umgetauft. Dieser Name hatte Bestand bis der neue Eigentümer Deceuninck 2006 durch eine beispiellose Markenkampagne den Unternehmensnamen „Inoutic“ eingeführt hatte.
In Bogen werden heute mit über 450 Mitarbeitern Fenster- und Türprofile (vier komplette Fensterserien in 60/71/76/84 mm Bautiefe) und Wintergarten- bzw. Fassadensysteme hergestellt. Dazu ist Inoutic einer der wenigen Systemgeber mit einem kompletten Rollladensystem („PROtex“) im Portfolio.
Produktionsstandorte: In Bogen stehen auf 54000 m² Fläche Mischer, Extrusionsanlagen und PVC-Spritzgussanlagen, im nahen Hunderdorf (60000 m² Betriebsfläche) wird kaschiert (in Spitzenzeiten bis zu 1 Mio. Laufmeter pro Monat) und gelagert.
Wenig Sorgen scheint man sich bei Inoutic beim Thema Stellenneubesetzungen machen zu müssen: „Die Menschen haben eine hohe Identifikation mit ihrer Heimat und eine hohe Loyalität zum Unternehmen. Den Fachkräftenachwuchs generieren wir über unsere Ausbildungsplätze“, erklärt Geschäftsführer Edgar Freund. https://inoutic.de/