Frage 1 – Wie wichtig ist Ihren Kunden die Farbe an der Fassade bzw. am Fenster? Wie viel Zeit verbringen Sie im Verkaufsgespräch mit der Farbgestaltung der Bauelemente?
Martin Kampwirth, Leiter Produktmanagement EGE GmbH – Sehr wichtig – selbst im Bereich Kunststoff beträgt unser Farbanteil um 50 Prozent, im Bereich Aluminium ist er weitaus höher, da spielt Weiß nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Verkaufsgespräch geht die Farbwahl meistens zügig; der Kunde weiß in der Regel, welchen Farbton er will. Es geht dann eher um Details, z. B. dem Kunden zu erklären, dass er mit einer Feinstrukturoberfläche eine wesentlich unempfindlichere Lösung als in glatt erhält.
Michael Leopold, Geschäftsführer Fensterbau Leopold – Unseren Kunden ist die Farbgestaltung an Fenstern und der Fassade von extremer Bedeutung, wir verbringen auch viel Zeit mit den Kunden und der Farbgestaltung. Es sollen ja die „Augen“ des Hauses werden.
Gregor Bröcking, Geschäftsführer Bröcking Fenster GmbH & Co. KG – Sehr wichtig, die Abstimmung zwischen Fensterfarbe und Fassadenfarbe erfolgt sehr oft durch Bemusterung.
Jan Sehlmann, Geschäftsführer Sehlmann Fensterbau GmbH – Wir kennen unsere Kunden und produzieren nicht für einen anonymen Markt, wie viele der großen Marktteilnehmer. Unsere Kunden für Holz- und Holz-Metallfenster möchten das Loch in der Fassade nicht nur verschließen, sondern haben entsprechende Vorstellungen, Ansprüche und Wünsche an eine individuelle Ausführung. Unsere Kunden legen sehr viel Wert auf diese Wohlfühlatmosphäre, in Verbindung mit Wellness und Green Living.
Frage 2 – Ist die Oberflächenqualität und -vielfalt ein Verkaufsargument für Sie?
Martin Kampwirth – Auf jeden Fall! Früher gab es Alu Weiß zum Grundpreis und Farben mit fetten Aufpreisen – damit kommen wir heute nicht mehr weit.
Michael Leopold – Ja, die Qualität und Vielfalt macht es gerade spannend und wir nützen es auch gerne im Verkaufsgespräch. Hier hat unser Aluschalen-Zulieferer Gutmann mit dem „Exclusiv“ und „Premium“ Farbfächer eine tolle Basis geschaffen.
Gregor Bröcking – Ja, wir arbeiten sehr viel mit dem „Exklusiv-Farbfächer“ von Gutmann.
Jan Sehlmann – Wir nehmen uns viel Zeit, um gemeinsam mit unseren Kunden das für sie optimale Fenstersystem zu ermitteln und die einzelnen Materialkomponenten aufeinander abzustimmen. Neben den zu berücksichtigenden bauphysikalischen und technischen Anforderungen wird ein besonderes Augenmerk auf die Oberflächengestaltung sowie Profilierung der Fenster- und Fassadenelemente gelegt. Hierfür fertigen wir häufig verschiedene Oberflächenmuster oder auch komplette Musterfenster bzw. -fassaden an, damit ein ganzheitliches Farbkonzept erstellt werden kann. Neben der Farbgestaltung des Fensterrahmens innen und außen gilt es die Holzart, Verglasung, Randverbund, Versiegelung, Dichtungen, Beschläge, Fenstergriff, Fensterbänke, Kantungen, Futter, Absturzsicherung, Schwellen, Lüfter, Sonnenschutz, Verblendstein, Bodenbelag etc. sorgfältig aufeinander abzustimmen.
Frage 3 – Welche Vorlieben sind gerade besonders häufig anzutreffen – alles grau in grau oder gibt es auch „Ausreißer“?
Martin Kampwirth – Grau ist absolut dominant, allerdings nicht nur mehr Anthrazit, sondern auch hellere Grautöne. Wir meinen auch, zarte Trends Richtung Braun zu erkennen. Interessanter wird es bei den Haustürfüllungen: Da gibt es spannende Oberflächendesigns z. B. in Stahl oder Beton.
Michael Leopold – Man merkt schon die Farbtrends, im Moment gerade viele Grautöne, aber wir versuchen auch andere Farbtöne zu beraten und haben auch immer wieder Erfolg, nach dem Motto „Normal kann jeder“.
Gregor Bröcking – Dunkle Grautöne sind in der Tat sehr begehrt, RAL 7016 ist jedoch so langsam als „Standard-Massenton“ verpönt. Schwarz und Eloxaltöne sind im Kommen!
Jan Sehlmann – Bei den äußeren Aluminiumprofilen ist aktuell eine kantige Ausführung, gern auch flächenbündig in matten Grautönen gefragt. Neben Anthrazit auch häufig DB-Töne oder Eisenglimmer bzw. ein strapazierfähiger Strukturlack in Verbindung mit einer inneren Naturholzoberfläche, vorzugsweise nur geölt. Je designorientierter die Architekturbüros sind, desto häufiger werden wieder verstärkt Eloxaltöne nachgefragt. Für die Revitalisierung des Wehrhahncenters in Düsseldorf (Bürogebäude mit 1500 Holz-Aluminium-Verbundfenstern) fiel die Wahl auf den Farbton E4 C31, geschliffen und gebürstet. Ein warmer Bronzefarbton der nach intensiver Bemusterung zu gefallen wusste und je nach Blickwinkel, Sonnenstand und Tageszeit unterschiedliche Farbspiele zulässt. Das Architekturbüro Ortner&Ortner Baukunst aus Berlin hat damit eine elegante und lebendige Fassade erschaffen. Das Ganze wurde kombiniert mit einer inneren hellen Lärchenholzoberfläche, die eine angenehme Arbeits- und Lernatmosphäre vermittelt.
Frage 4 – Genügt ein Standard-Repertoire von wenigen Farbtönen oder kann man dem Kunden mit seiner ganz speziellen Farbe auch besonders glücklich machen?
Martin Kampwirth – Die richtige Mischung macht’s. Aus unserer Erfahrung kommt man mit einer gut sortierten Top-Ten ziemlich weit – da werden sich die meisten Kunden einsortieren und nehmen gerne den Preisvorteil mit. Zu viel Auswahl kann, bei Farben und auch sonst wo, schnell verwirren. Aber natürlich realisieren wir gegen fairen Aufpreis auch darüber hinausgehende Farbwünsche.
Michael Leopold – Der Standard reicht uns schon lange nicht mehr und die Kunden schätzen es sehr. Unser Außendienstler von Gutmann, Herr Egenhofer, stellt uns auch immer die neuen Farben vor, bravo!
Gregor Bröcking – Ja, individuelle Wünsche sind häufig vorhanden, vom Kunden und insbesondere von deren Architekten, die diese exklusiven Bauvorhaben umsetzen.
Frage 5 – Welche Vorlieben bezüglich des Glanzgrads oder anderer Effekte sind gerade besonders beliebt?
Martin Kampwirth – Glänzend gibt es fast nur noch bei Weiß, die Grautöne überwiegen in matt. Wir forcieren ganz ewusst Feinstruktur-Oberflächen, da sich diese in der Praxis als deutlich robuster und alltagstauglicher bewährt haben – und wenn der Kunde zufrieden ist, sind wir es auch.
Michael Leopold – Matte Töne und Strukturlack sind besonders beliebt!
Gregor Bröcking – Matte Oberflächen oder auch Feinstruktur sind sehr begehrt!
Jan Sehlmann – Zur Zeit sind wir bei der Werk und Montageplanung für den Lanserhof Sylt. Hier haben die Architekten Ingenhoven für die Pfosten-Riegel-Fassaden einen äußeren Bronzeton E6 C34 ausgewählt, in Verbindung mit einer inneren natürlichen Eichenholzoberfläche. Somit ist ein passendes Produkt für die außergewöhnliche Lage und Beanspruchung gewählt worden. Gleichzeitig wird dem hohen Anspruch der späteren Gäste Genüge getan. Für Schulen und Kindergärten werden häufiger etwas farbenfrohere Oberflächen auf der Außenseite bevorzugt. So erhält die „Kita Bunte Stifte“ in Wismar Aluminiumschalen mit den Farbtönen RAL 2002 (Blutorange) und RAL 7006 (Beigegrau) sowie die Waldschule in Buchholz den RAL Designton 040 40 30 glatt matt (Rostbraun). In beiden Bildungsstätten wurde innenseitig ein helles Fichtenholz für ein angenehmes Lernklima gesetzt.