In absoluten Zahlen entspricht das einer Steigerung des Absatzes ihrer Produkte und Dienstleistungen gegenüber 2019 um über 185 Millionen auf rund 7,43 Milliarden Euro.
Die meisten Betriebe ziehen trotz aller Widrigkeiten der Pandemie für das vergangene halbe Jahr eine positive Bilanz. In der aktuellen Konjunkturumfrage beurteilen zwei Drittel aller Tischlerbetriebe (66 %) die derzeitige Geschäftslage als gut, weitere 28 % als befriedigend. Nur jeder zwanzigste Inhaber ist unzufrieden. Bei genauerer Betrachtung betrifft dies vor allem die größeren Betriebe mit 20 oder mehr Mitarbeitern. Dabei ist sicherlich ausschlaggebend, dass insbesondere größere Betriebe vielfach im Messe- und Ladenbau tätig sind – zwei Bereiche, die von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen waren und in denen es nach wie vor noch nicht wieder rund läuft.
Für die positive Stimmung in der Branche sorgt in erster Linie die insgesamt gute Auftragslage. Jedes zweite Unternehmen hat das hohe Niveau seit Herbst 2020 halten können, weitere 32 % haben dieses sogar noch gesteigert. Das führt zu einer außergewöhnlichen Auftragsreichweite von 9,6 Wochen. Zwar tragen dazu vor allem die großen Tischlereien mit mehr als 20 Beschäftigten bei (12,3 Wochen). Aber selbst die Kleinstbetriebe mit weniger als fünf Beschäftigten kommen im Durchschnitt auf 8,4 Wochen.
Beschäftigtenzahlen stagnieren
Beschäftigungseffekte hatte die gute Auslastung allerdings nicht. Die Zahl der Mitarbeitenden im NRW-Tischlerhandwerk sank im vergangenen Jahr, aber nur minimal um 0,1 % auf nun rund 51.000 Beschäftigte. Seit Jahresbeginn hat sich daran auch nur wenig verändert. 73 % aller Betriebe geben an, in den vergangenen Monaten keine Anpassungen vorgenommen zu haben. Betriebe mit Neueinstellungen überwogen nur wenig gegenüber denen mit Personalabbau. Im März 2021 deutete sich an, dass doch relativ viele Inhaber und Inhaberinnen (17 %) für die Zukunft mit neuem Personal rechnen.
Steigende Einkaufs- und Verkaufspreise
Die Rohstoff- und Materialknappheit sowie die damit verbundenen Preissteigerungen dämpfen insgesamt die positive Corona-Bilanz – und sie drohen den gegenwärtigen Aufschwung im Tischlerhandwerk ernsthaft zu gefährden. Die Beeinträchtigungen der Lieferketten waren zum Zeitpunkt der Umfrage schon spürbar, haben sich zwischenzeitlich aber erheblich verschärft. 95 % der Tischler in NRW berichten, dass die Einkaufspreise für Holz und andere Rohstoffe seit Beginn des Jahres deutlich gestiegen sind. Rund 90 % der Betriebe befürchten zudem, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Monaten fortsetzen wird. Daher müssen sich Verbraucher auch auf weiter steigende Verkaufspreise einrichten. 41 % der Unternehmer geben an, dass sie in den zurückliegenden Monaten bereits mit höheren Materialkosten und Stundenverrechnungssätzen kalkuliert haben. Angesichts der Preisexplosion beim Einkauf halten 56 % weitere Anhebungen für unvermeidlich.
Trotz dieser Handicaps vertrauen Nordrhein-Westfalens Tischler und Tischlerinnen auf eine Fortsetzung des Konjunkturhochs. Zwei Drittel aller befragten Unternehmen (68 %) erwarten eine stabile allgemeine Geschäftslage in den nächsten Monaten. Weitere 19 % glauben an einen zusätzlichen Aufschwung. Hoffnung auf ein Ende der massiven Corona-Beschränkungen führt vor allem bei Laden- und Messebauern zu leicht überdurchschnittlichen Erwartungen der Geschäfts- und Auftragsentwicklung.
Unkalkulierbare Situation
Die nach Durchführung der Konjunkturumfrage sich weiter verschärfenden Lieferengpässe trüben allerdings den Optimismus erheblich ein. Die unkalkulierbare Mangelsituation sorgt für Auftragsverzögerungen und belastet die Ertragslage trotz voller Auftragsbücher. Sollte sich diese Situation in den nächsten Monaten entspannen, kann das Tischlerhandwerk aber weiterhin vom wirtschaftlichen Umfeld profitieren. Denn mit Abflauen des Infektionsgeschehens kehrt der Konjunkturoptimismus der Verbraucher zurück. Und durch die Lockdowns verfügen breite Teile der privaten Haushalte über beträchtliche finanzielle Rücklagen. Für private Investitionen in langfristige Güter des Bau- und Ausbaugewerbes stehen somit die Vorzeichen gut.
Die Zahlen basieren auf einer aktuellen Konjunkturumfrage des Fachverbandes Tischler NRW und auf vorläufigen Berechnungen des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).