Die Ursache für die Durchbiegung und deren Stärke liegen neben Extrusionsspannungen zum größten Teil in Fehlern, die sowohl in der Fertigung der Fenster als auch in der Montage der Elemente liegen.
Gutachterlich stellt sich immer die Frage: „Woran liegt es, dass sich Fenster auf der einen Baustelle konkav verziehen, während die Fenster auf der anderen Baustelle lotrecht stehen bleiben, obwohl es sich um dieselben Fenster-Systeme handelt oder teilweise sogar um denselben Fensterhersteller?“
Die Gründe für den Verzug liegen im Profilinneren verborgen
Ohne Ausglasen der Scheiben und ein „Zerlegen“ der Fenster kann in aller Regel keine gutachterliche Bewertung vorgenommen werden. Beim gerichtlichen Ortstermin werden also zuerst die „Basics“ der Fertigung überprüft – bei dunklen Profilen sehen die Systemgeber andere Verarbeitungsbedingungen vor als bei weißen Profilen, daher werden folgende Punkte geprüft:
Im Anschluss werden die Montagevorgaben für dunkle Profile überprüft:
Gerade der letzte Punkt, die Verwendung von Montagewinkeln, wird in den Handbüchern der PVC-Systemgeber sowie in den Richtlinien (Anm. d. Red.: z. B. RAL-Montageleitfaden) seit vielen Jahren gefordert, ohne dass es im Alltag bei der Montage beachtet wird.
Der Einsatz von solchen Winkeln – speziell bei hohen Profilaufbauten im unteren Bereich – verhindert eine Profildurchbiegung bzw. begrenzt diese auf ein Minimum.
Bei hohen Bodenaufbauten mit großen Verbreiterungen im Sockelbereich wird oft der Fehler gemacht, dass die Aufdoppelungen keine Stahlarmierungen besitzen. Aber diese Stahlarmierungen sind bei dunklen Kunststoff-Fenstern bei allen deutschen PVC-Systemgebern obligatorisch.
Im Merkblatt „Besondere Empfehlung für die Planung und den Einsatz von farbigen Kunststoffprofilen für Fenster und Haustüren“, herausgegeben von der Gütegemeinschaft für Kunststoff-Fensterprofile e.V., steht ein wichtiger Abschnitt:
„Bei kritischen Einbaulagen von Fenstern und Türen ist eine rechtzeitige Rücksprache mit dem Systemgeber erforderlich. Der Einsatz von Profilen mit farbigen Oberflächen in solchen Einbausituationen bedarf einer gesonderten Planung. Es sind die Anschlussbereiche so zu wählen, dass keine zusätzlichen Wärmeeinträge in die Konstruktion erfolgen.“
Dies heißt, dass der Einsatz von dunklen Kunststofffenstern im Bereich von stark sonnenerwärmten Gebäudeteilen, wie der Südseite, Penthousewohnungen, Fenster oberhalb von Solaranlagen etc. speziell geplant und durchdacht werden muss und die Rücksprache mit dem Systemgeber nötig ist.
Eine Möglichkeit ist beispielsweise, diese Fenster mit Sonderarmierungen zu versehen.
Welcher Verzug ist bei PVC-Fenstern zulässig?
Für den Verzug von PVC-Fenster liegen keine Normen vor. Gutachterlicherseits orientiert man sich an den Klimaklassen bei Holzhaustüren, die einen Verzug von 4 mm auf einer „Haustürlänge“ erlauben, bei Festverglasungen darf der Verzug auch mal etwas größer sein, jedoch immer mit der Einschränkung, dass Luftdichtigkeit, Schließkraft und Schlagregendichtheit erfüllt bleiben.
Arbeitet man im Dach- und Terrassenbereich mit einer Flüssigabdichtung, gelten die maximalen Ausdehnungswerte für Flüssigabdichtungen, die in aller Regel auf 3 mm begrenzt sind.
Dunkle PVC-Fenster ohne Verzug sind planbar
Dunkle Kunststoff-Fenster herzustellen, die sich auch bei erhöhter Wärmeeinstrahlung nicht verziehen, ist möglich. Bei der Fertigung dieser Fenster müssen u. a. jedoch folgende Dinge beachtet werden:
Für den Endkunden bedeutet dies: Fenster, die nach diesen Regeln produziert werden sind qualitativ hochwertig und nicht für einen billigen Preis zu bekommen.