Nur noch jedes fünfte Fenster in Deutschland ist aus Holz. Kunststoff und Aluminium machen hier mehr und mehr das Rennen. Warum? Weil Holzfenster teurer, nur bedingt dauerhaft und vergleichsweise pflegeintensiv sind. Und dauerhafte Tropenhölzer sind infolge der Tropenwaldvernichtung ebenso in Verruf geraten wie der chemische Holzschutz.
Die norwegische Firma Kebony will das nun ändern. Sie produziert ihr dauerhaftes Edelholz selbst – in Norwegen und ohne chemische Keule. „Wir haben uns in den 1990er Jahren Gedanken darüber gemacht, wie wir eine Alternative zu Tropenhölzern schaffen können“ sagt Kebony-Entwicklungschef Per Brynildsen. „Viele Tropenhölzer sind zwar dauerhaft und auch bei Befeuchtung maßhaltig, haben aber infolge der Bedrohung der Tropenwälder ein schlechtes Image.“
Brynildsen steht vor dem Werk in Skien in Südnorwegen. Vom Kiefernwald auf der anderen Straßenseite weht der Duft frisch gesägten Holzes herüber. „Daraus machen wir nun Edelholz“ sagt er. Es hat zehn Jahre Entwicklung gebraucht, bevor Kebony seine Errungenschaft 2009 auf den Markt brachte.
Der Trick: Furfurylierung
Aus gewöhnlicher Kiefer oder Ahorn lässt sich mithilfe einer sogenannten Furfurylierung wertvolles Edelholz produzieren. Was wie Chemie klingt, ist allerdings ein nachhaltiges Verfahren, bei dem nur Naturstoffe zum Einsatz kommen. Das Holz wird mit einem aus pflanzlichen Reststoffen gewonnenen organischen Alkohol getränkt und anschließend getrocknet. Die Reagenz verbindet sich dabei mit dem Holz und verändert seine Eigenschaften derart, dass zum einen Schädlinge das Holz nicht mehr als Nahrungsquelle erkennen und zum anderen, das Holz kaum noch Feuchtigkeit aufnehmen kann, also kaum noch quillt und schwindet.
Der Trick ist die Verbindung der verwendeten Reagenz mit dem Holz. Die Vernetzung der Furfurylalkohols mit dem Holz erhöht dessen Dichte, seine Härte und die Festigkeit. Im Gegensatz zu vielen Holzschutzmitteln ist hier nicht mit Auswaschungen zu rechnen. Dazu kommt: Kebony-Holz ist nicht giftig, unterliegt daher nicht den Bestimmungen der europäischen Biozidrichtlinie und kann wie unbehandeltes Holz entsorgt werden.
Infolge der Hydrophobierung des Holzes kann Feuchtigkeit vom Holz kaum noch aufgenommen werden. Die Ausgleichsfeuchte ist damit deutlich geringer als bei unbehandelten Hölzern und ändert sich bei verändertem Klima kaum. Schwankungen der Luftfeuchtigkeit oder sogar direkte Befeuchtung machen sich daher nur sehr wenig in Dimensionsveränderungen bemerkbar. Das Holz gleicht in dieser Hinsicht nativem Teak, das durch Einlagerungen von hydrophoben Inhaltsstoffen nur geringfügig arbeitet. Und Kebony ist so dauerhaft wie Teak. Es erreicht die Dauerhaftigkeitsklasse 1-2. Im Gegensatz zu Teak ist Kebony aber sehr feinporig und daher leichter zu pflegen. Inzwischen werden daher im Bootsbau mit großem Erfolg Bootsdecks aus Kebony Maple als Teakersatz eingesetzt.
Ein weiterer Vorteil: Da das Vorhandensein von Wasser Voraussetzung für die Entstehung von Fäule ist, wird allein schon durch die geringe Ausgleichsfeuchte der biologische Abbau des Holzes unterbunden. Infolge der Veränderungen in der chemischen Struktur des Holzes erkennen Pilzenzyme Kebony-Holz nicht mehr als Nahrungsquelle und können es daher kaum abbauen.
Zur Erzielung bester Qualitäten ist verfahrenstechnisch die vollständige Tränkung des Holzes mit dem Furfurylalkohol erforderlich. Kebony setzt dafür vor allem Southern Yellow Pine und Radiata Pine ein. Yellow Pine ist alten Fensterhasen wohlbekannt: Denn auch die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts als Fensterholz so beliebte Pitch Pine entstammt dieser Holzartengruppe aus dem Südosten der USA. Das Harzproblem hat sich infolge der Behandlung allerdings erledigt. Diese werden fast vollständig durch die Tränkung und Erwärmung herausgelöst.
Kebony ist mit seiner dunklen Farbe optisch recht ansprechend und bedient den aktuellen Trend zu dunklen Hölzern. Die Farbe resultiert aus der Reaktion mit dem Furfurylalkohol und ist nicht etwa das Resultat eines Wärmeeffekts, wie bei thermisch modifizierten Hölzern. Eine Lackierung der Oberflächen ist nicht erforderlich, aber möglich. Der Hersteller empfiehlt die Verwendung von Acrylacken. Das Holz lässt sich mit verschiedenen Leimen problemlos verkleben.
Manfred Norrenbrock, geschäftsführender Gesellschafter beim Kantelhersteller Noka, ist enthusiastisch über Kebony. „Das Nachhaltigkeitsthema wird uns in Zukunft immer mehr beschäftigen. Kebony kommt da wie gerufen.“
Er sieht nicht nur in Deutschland, sondern auch bei seinen ausländischen Kunden in England, China und Russland gute Absatzchancen für Kebony. Noka hat schon eingehende Erfahrungen mit der Verleimung von Kebony-Fensterkanteln sammeln können. Dabei ist die Verwendung des modifizierten Holzes in der Außenlamelle nach den bisherigen Erfahrungen ausreichend. In der Mittel- und Innenlage können Fichte oder Kiefer zum Einsatz kommen. Das beschränkt den Einsatz des modifizierten Holzes auf den Bereich, wo seine Eigenschaften gefordert sind.
Mehrere Fensterhersteller haben Kebony bereits getestet. Rolf Menck (Menck-Fenster, Hamburg)sagt: „Wir brauchen hochwertige Hölzer für den Fensterbau – eine hervorragende Alternative für den Außenbereich ist Kebony.“ Derzeit läuft noch das Anerkennungsverfahren beim VFF zur Empfehlung als Fensterholz. Dieses wird voraussichtlich im Sommer 2012 abgeschlossen sein. Die Untersuchungsergebnisse der zahlreichen Tests ergaben hervorragende Ergebnisse, sodass der Anerkennung nichts im Wege stehen sollte. —
Der Autor
Dr. Constantin Sander ist Diplom-Holzwirt, hat acht Jahre in der Forschung und Entwicklung im Holzbereich gearbeitet und neun Jahre Erfahrung in Marketing und Vertrieb, zuletzt als Marketingleiter. Er betreibt seit 2008 ein Beratungsbüro.