GW – Die Firma Braun ist etwas ganz Besonderes: 4 Brüder teilen sich jahrelang die Unternehmensleitung. Geht das immer harmonisch zu?
Georg Braun – Das Einfachste ist in dem Fall, erfolgreich zu sein. Wenn man Erfolg hat, streitet man nicht. Also ist unsere oberste Prämisse: Erfolg haben! Das hat mit der zweiten Generation gut geklappt und mittlerweile ist mit Susanne und Benjamin auch die dritte Generation an Bord.
GW – Wer ist für was zuständig?
Georg Braun – Mein Bruder Christian hat sich von Anfang an intensiv mit der Produktion beschäftigt, da war es naheliegend, dass er die Produktion und Montage leitet. Thomas hat die Technik und den Vertrieb übernommen und ich kümmere mich um die Verwaltung und die Finanzen.
Wolfgang Braun – Als ich dann dazu kam, habe ich gleich das Thema Marketing besetzt und auch die Verantwortung für die Verwaltung übernommen. Wir vertrauen auf die Stärken des anderen.
GW – Wie gehen Sie bei wichtigen unternehmerischen Entscheidungen vor?
Georg Braun – Wir müssen immer Kompromisse schließen, aber bei vier ist es einfacher wie bei zwei, weil bei uns immer einer zum Schlichten da ist. Es gab einmal eine Situation, in der wir nicht auf Anhieb eine Mehrheit gefunden haben. Da ging es um die Anschaffung eines BAZ. Die Entscheidung haben wir dann vertagt, nach vier Wochen waren wir uns einig. Wichtig ist auch: Wir treffen uns regelmäßig und alles wird dokumentiert. Nicht, dass später einer meinen kann: „Das hat mir nie einer gesagt“.
Wolfgang Braun – So machen wir das auch mit unseren Mitarbeitern: In unserer Mitarbeiterzeitung steht alles, was wichtig ist. Da kann keiner sagen, er hätte von etwas nichts gewusst.
Georg Braun – Darüber hinaus haben wir eine Zeitschrift für unsere Kunden: Die kommt jährlich heraus, mit einer Auflage von 24.000 Exemplaren!
GW – Was berichten Sie Ihren Kunden in dieser Zeitschrift?
Georg Braun – Für uns ist jeder Kunde, jede Kundin ein wertvoller Kontakt, egal ob es sich um eine kleine Fensterreparatur oder einen kompletten Fenstertausch handelt. Jeder braucht irgendwann wieder etwas von uns. Einmal im Jahr erinnern wir sie daran, wer wir sind, was wir tun. So bleiben wir im Gedächtnis.
Georg Braun – Wir leben zu 80 Prozent von der Weiterempfehlung, diese Kunden sagen, dass sie sich bei uns wohlfühlen. Manchmal bringen sie ihre Nachbarn zur Hausmesse mit.
GW – Aber Ihre Kunden kommen nicht aus München oder Nürnberg?
Wolfgang Braun – Nein, wir haben einen Radius von 60 Kilometern um unser Unternehmen gezogen. Wohnt ein potenzieller Kunde außerhalb dieser Grenze, lehnen wir den Auftrag ab.
Georg Braun – Es waren schon Interessenten bei uns, die waren empört, dass wir ihren Auftrag abgelehnt haben – obwohl wir den Mehraufwand der Entfernung in Rechnung stellen konnten. Aber unser Anspruch ist, dass wir unsere Kunden auch im After-Sales-Service immer schnell und umfassend bedienen können. Wenn das Projekt weiter weg ist, geht das nicht und wir wollen das auch unseren Mitarbeitern nicht zumuten. Dann gebe ich diesen Interessenten die Adresse eines Marktbegleiters in der Nachbarregion.
GW – Was passiert mit Kunden, die neue Holzfenster wollen?
Wolfgang Braun – Die sind bei uns auch nicht gut aufgehoben. Wir bitten sie dann, sich an einen Kollegen zu wenden, der Holzfenster vertreibt. Wir glauben, dass ein Anbieter, der alles verkauft, nicht wirklich hinter dem Produkt mit Herzblut steht. Ihm geht es nur um den Vertriebsprofit.
Georg Braun – Ich habe unsere Fenster so gern, ich könnte sie jeden Tag streicheln. Und wenn ich bei manchen Firmen reinkomme und sehe, wie die Fenster in der Produktion herumliegen, dann tut mir das richtig weh. Wir wollen dem Kunden das Beste bieten und da müssen wir auch sorgsam mit unseren Produkten umgehen. Wir wollen begeisterte Kunden, wenn sie zufrieden sind, ist uns das zu wenig. Deshalb machen wir auch spezielle Monteurschulungen, um dieses Plus auch auf der Baustelle zu erreichen. Unsere Kunden sagen: „Das war super, die Monteure sind klasse. Schickt mir den wieder.“
GW – Sprechen wir über den Systemlieferanten für ihre produzierten Fenster …
Wolfgang Braun – Mit Salamander haben wir eine lange Tradition, seit 1996 sind wir dieser Marke treu. Wir waren damals der erste Kunde, der ein Fenster mit besonderen Rundungen auf den Markt gebracht hat. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit Salamander.
GW – Salamander bietet eine große Auswahl an Oberflächen. Wie gehen Sie mit Designwünschen Ihrer Kunden um?
Georg Braun – Das Design ist mit entscheidend, wenn sich Kunden für ein Fenster entscheiden. Für die Technik interessiert sich kaum jemand. Wichtig ist der Griff am Fenster, für uns Experten ist das nebensächlich, aber der Kunde bedient damit das Fenster jeden Tag und verbringt deshalb viel Zeit mit der Auswahl der Griffolive.
GW – Welche Designs sind besonders gefragt?
Wolfgang Braun – Der größte Teil unserer Fenster wird in Weiß ausgeliefert, aber dann kommt natürlich Anthrazit und DB 703 und auch Fenster in Holzdekoren – weil wir sehr stark im Renovierungsbereich sind.
Georg Braun – Wir steuern die Farbauswahl auch über Farbpakete. Das weiße Fenster gibt es zum Grundpreis. Das Farbpaket eins gibt es für einen Aufpreis von 15 %. Da gibt es dann Anthrazit einseitig, DB 703 einseitig und auch beidseitig sowie Golden Oak. Alles andere kostet dann 30 % Aufpreis. Früher hatten wir für alles den gleichen Aufpreis und deshalb über 100 verschiedene Kombinationen im Jahr umgesetzt. Der Aufwand für die Logistik und die Lagerplätze war enorm. Mit diesen zwei Paketen konnten wir diese Vielfalt eingrenzen.
GW – Stichwort Digitalisierung. Sie haben vor kurzem einen Preis für Ihre Digitalisierungsstrategie von 3E Datentechnik erhalten: Den „Go Future Award“. Damit wurde gewürdigt, dass durch die Reorganisation und durchgängige Prozessdigitalisierung eine beeindruckende Effizienzsteigerung erreicht wurde …
Wolfgang Braun – … Bei uns hat sich die Produktivität deutlich erhöht und die Arbeitszeit pro Auftrag deutlich verkürzt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden spürbar entlastet, und auch das Betriebsklima profitiert davon.
GW – Seit wann beschäftigen Sie sich so intensiv mit dem Thema, wann war der Punkt, an dem Sie für sich gesagt haben, da muss sich was ändern?
Wolfgang Braun – Wir haben ja schon länger 3E Look im Einsatz. Ich bin der Meinung, dass für uns 3E der beste Softwareanbieter ist, den man sich vorstellen kann. 3E ist der Anbieter, der am besten auf den Mittelstand eingeht. Wir können das beurteilen, denn wir hatten auch schon andere Fensterbausoftware hier am Start. Irgendwann haben wir unseren 3E-Ansprechpartner gefragt, wie viel wir eigentlich von der Software nutzen.
GW – Wie war seine Einschätzung?
Wolfgang Braun – Zunächst sprach er von 25 Prozent . Bei genauerer Betrachtung mussten wir feststellen, dass es noch weniger war.
GW – Frau Fartely, ist das eine Beobachtung, die Sie häufiger machen, dass Fensterbauer die Möglichkeiten der Software nicht voll ausschöpfen?
Debbie Fartely – Ja tatsächlich. Uns ist es sehr wichtig, dass die Kunden das Potenzial unserer Software voll nutzen. Deshalb bieten wir regelmäßig kostenlose Webcasts und günstige Seminare an sowie spezielle Events für Entscheider.
GW – Wäre dann nicht eine turnusmäßige Bestandsaufnahme als Dienstleistung die Möglichkeit, auf schlummerndes Potenzial hinzuweisen?
Debbie Fartely – Eine richtig gute Idee für einen weiteren Service! Den werden unsere Kunden gerne annehmen, wenn sie so offen für Veränderung sind wie die Familie Braun.
GW – Welche Konsequenzen haben Sie aus den ungenutzten Möglichkeiten gezogen?
Wolfgang Braun – Wir haben ein Digitalisierungsteam mit fünf Leuten aus ganz unterschiedlichen Bereichen gebildet und gemeinsam überlegt, was wir ändern wollen oder müssen. Dabei haben wir uns den Ablauf vor Augen geführt, wie ein Auftrag bei uns durchläuft, wo es umständlich ist, wo es hakt und was man besser machen kann. Daraus haben wir einen komplett neuen Ablauf entwickelt und diesen auch mit dem Softwarehaus 3E durchgespielt.
Georg Braun – Bei uns war der Schmerz groß, bevor wir diesen Schritt gegangen sind. Aber wir haben eigentlich gedacht, mit dem Schmerz muss man leben, das ist normal. Wir hatten damals eine viel größere Mannschaft und wenn nur einer krankheitsbedingt ausgefallen ist, hatten wir schon Panik, dass nichts mehr geht.
GW – Gab es einen bestimmten Zeitpunkt, an dem Sie den Schalter umgelegt haben?
Wolfgang Braun – Ja, den gab es. Unser Digitalisierungsteam hat parallel zum bestehenden System eine neue, moderne digitale Infrastruktur aufgebaut. Irgendwann wurden dann alle Daten migriert und die neue Struktur live geschaltet.
Georg Braun – Jetzt läuft alles viel reibungsloser: Bei einer Anfrage wird die Adresse eines Kunden sofort erfasst, der zuständige Verkäufer erhält umgehend die neue Anfrage. Früher machte uns die Papierflut zu schaffen. Die digitale Ablage durch das digitale Dokumentenmanagement ELO ist für unsere interne Kommunikation elementar geworden.
GW – Das heißt Sie haben sowohl 3E-Look als auch ELO eingeführt?
Wolfgang Braun – Ja, zuerst Look und dann das Dokumentenmanagementsystem. Das hat zwar viel Zeit und Geld gekostet – wahrscheinlich fast eine Viertelmillion Euro. Aber das haben wir in 3 Jahren wieder eingespielt: Wir machen den gleichen Umsatz mit weniger Personal.
Georg Braun – Ausfälle können jetzt viel besser von den Kollegen aufgefangen werden. Wir können entspannter arbeiten, müssen nicht mehr so hektisch durch den Betrieb laufen. Wenn früher der Kunde anrief und nach dem Liefertermin fragte, war es sehr schwierig, eine Aussage zu treffen. Heute ist alles transparent.
GW – Digitalisierung muss ständig angepasst werden. Wie schaffen Sie das im Unternehmen?
Wolfgang Braun – Wir gewährleisten den kontinuierlichen Verbesserungsprozess durch die Projektgruppe, die sich immer wieder neuen Baustellen widmet. Aktuell schauen wir uns den Bereich Aufmaß genauer an. Wir wollen, dass die Aufmaßdaten direkt im System genutzt werden können. 3E bietet hier mobile Lösungen an, die wir implementieren wollen. Dann steht noch das Rechnungswesen vor einem großen Digitalisierungsschub: Hier stellen wir Ende des Jahres auf DATEV um und werden dann auch die E-Rechnung einführen.
GW – Susanne Braun, Sie vertreten die 3. Generation. Wofür sind Sie zuständig?
Susanne Braun – Ich bin seit 12 Jahren im Unternehmen und mittlerweile für den gesamten Büroablauf zuständig, mache zum Beispiel die Lohnbuchhaltung und vieles mehr.
Georg Braun – Susanne hat damals bei uns angefangen und sich gleich für die AV interessiert. Ich wollte Sie warnen, dass das nicht so einfach ist, aber Sie hat nur gesagt: „Das wird man doch wohl lernen können!“ und auf diesen Satz bin ich heute noch stolz.
Susanne Braun – Am Anfang war es auch schwierig, aber dann ist es allen viel leichter gefallen. Ich habe nur ein bisschen hinterfragt, warum man etwas so machen muss, wie man es macht. 3E hat dann gezeigt, dass es auch anders geht und wir haben uns gedacht, dass wir offensichtlich an vielen Stellen noch zu wenig nachgefragt haben.
GW – Wie hoch ist der jährliche Umsatz?
Georg Braun – Wir fertigen rund 20000 Einheiten im Jahr und kommen auf einen Umsatz von rund 10 Mio. Euro.
GW – Wie ist Braun generell aufgestellt, wie viele arbeiten im Büro, wie viele in der Produktion und wie viele in der Montage?
Wolfgang Braun – Wir haben 6 Verkäufer, 12 Mitarbeiter im Büro, ca. 20 in der Produktion und ca. 30 in der Montage und im Service.
GW – Das größte Team ist in der Montage. Können Sie hier immer alle Stellen besetzen?
Georg Braun – Das ist in der Tat eine große Herausforderung, weil wir hier auch auf Fachkräfte setzen. Und nicht jeder kann von heute auf morgen vom Neubau in den Altbau wechseln. Aber das ist auch unsere große Stärke, denn wir haben einen guten Namen in der Region.
GW – Sie haben hier einen beeindruckenden Showroom. Können Sie sich auch vorstellen, dass Sie Fenster auf digitalen Weg verkaufen könnten?
Georg Braun – Wir sind sehr stolz auf unsere Ausstellung, die wir bewusst Erlebniswelt nennen. Der Vertrieb von Fenstern ist eine sehr emotionale Angelegenheit. Hier erfahren wir, was dem Kunden wichtig ist. Mein Wunsch ist viel mehr, dass wir niemanden im Innendienst mehr brauchen, der das Angebot schreibt. Das Programm sollte so einfach werden, dass der Verkäufer das Angebot selbst schreiben kann.
GW – Vielen Dank für die interessanten EIndrücke hier in Weiding und das Gespräch.
Das Gespräch in Weiding führte GW-Chefredakteur Daniel Mund