Wie das Insolvenz-Portal berichtet, haben zwei Tochterunternehmen des Elchinger Familienunternehmens Gugelfuss im Wege einer Teilbetriebsübernahme zum 16.04.2021 erhebliche Teile der Illerplastic Firmengruppe übernommen. Am Produktionsstandort in Illertissen wolle man festhalten.
Erhebliche Restrukturierungsmaßnahmen, insbesondere auch im Personalbereich, seien durch den Insolvenzverwalter notwendig gewesen, um das in kürzester Zeit entwickelte Erwerber- und Sanierungskonzept umzusetzen. Am 13.04.2021 wurden die Mitarbeiter darüber informiert, wie es für sie weitergeht. „Gemeinsam mit dem Erwerber haben wir bis zuletzt an dem Sanierungskonzept gefeilt und auch um den Erhalt jedes einzelnen Arbeitsplatzes gerungen“, berichtet Insolvenzverwalter Tobias Sorg. „Obwohl wir deutlich mehr Arbeitsplätze erhalten konnten als zu erwarten war, mussten wir […] leider rd. der Hälfte der Belegschaft kündigen, um ein nachhaltiges und belastbares Zukunftskonzept darstellen zu können. Auch wenn es der Familie Gugelfuss nicht möglich war, allen Arbeitnehmern einen Arbeitsplatz anzubieten, so war von Anfang an Teil der Verhandlung, dass soziale Härten über eine Abfindung abgemildert werden“, betont Sorg. „Dieses Verhalten eines Erwerbers ist nicht selbstverständlich und verdient großen Respekt“, so Sorg.
Die Mitarbeiter der Iller-Plastic Kunststoffprofile hingegen wurden bereits am 01.04.2021 von Insolvenzverwalter Konrad Menz darüber informiert, dass der Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortgeführt wird und sämtliche Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Hierfür wurde der Geschäftsbetrieb, der in der Vergangenheit stets schwarze Zahlen schrieb und nur aufgrund der Finanzierungsverflechtung mit in die Insolvenz geriet, von der AOS Kunststofftechnik GmbH – ein Unternehmen der bisherigen Eigentümerfamilie Oßwald – übernommen. „Wir sind froh, für den Bereich Kunststoffprofile, der in der Vergangenheit stets solide gewirtschaftet hat, eine so schnelle und gute Lösung ermöglicht zu haben. Ich bin überzeugt, dass das Unternehmen, befreit von den finanziellen Verpflichtungen der Schwestergesellschaften, nachhaltig in der Zukunft bestehen kann“, freut sich der Insolvenzverwalter Konrad Menz.
Das passiert mit der Glas- und Metallbau-Sparte
Für den Geschäftsbetrieb der Glas- und Metallbau Illertissen GmbH konnte leider kein Interessent gefunden werden. Mangels eines eigenen Vertriebs und dadurch fehlender Aufträge, war eine Fortführung im Rahmen des Insolvenzverfahrens leider nicht möglich. Die rd. 25 Mitarbeiter wurden über die negative Prognose bereits zu Beginn des Monats informiert und mittlerweile ebenfalls gekündigt.
Das waren die Gründe für die Illerplastic-Insolvenz
Die Illerplastic Firmengruppe (Gesamtumsatz 29,2 Mio. Euro, 224 Mitarbeiter in 2020) stellte am 27.01.2021 Insolvenzantrag, nachdem zuvor die monatelang geführten Gespräche über die Neuaufstellung der gruppenweiten Unternehmensfinanzierung zwischen der Eigentümerfamilie und den Finanzierungspartnern scheiterte.
Im Laufe des vorläufigen Insolvenzverfahrens wurde offensichtlich, dass die eingetretene Liquiditätskrise ihren Ursprung in der schlechten Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens hatte, welche zu einer der schlechtesten Produktivität im Branchenvergleich führte. Innerhalb kürzester Zeit setzte das Team um die Insolvenzverwalter Konrad Menz und Tobias Sorg einen Investorenprozess auf und forcierte die Restrukturierungsmaßnahmen im Unternehmen. Bis zuletzt wurden mit mehreren namhaften Interessenten Übernahmeverhandlungen geführt, die durch die Übernahme des Bereichs Fensterbau durch die Gugelfussgruppe sowie den Erhalt des Bereichs Kunststoffprofile durch die bisherigen Eigentümer, nur 11 Wochen nach Antragsstellung ein positives Ende fanden.