GLASWELT – Herr Schober, 20 Jahre Fenster-Türen-Treff. Sie wollen dabei nicht zurück, sondern unter dem Motto „20 Jahre voraus” nach vorne schauen. Ist das in dieser schnelllebigen Zeit überhaupt möglich?
Peter Schober – Unsere schnelllebige Zeit bringt beinahe täglich neue Trends und Innovationen hervor, sodass wir hier kaum mithalten können. Nicht jede dieser Entwicklungen ist aber auch sinnvoll und setzt sich in der Gesellschaft durch. Das heißt, wir müssen aufmerksam beobachten und rechtzeitig die wirklichen Bedürfnisse der Kunden erkennen. Die Fenster- und Türenbranche ist sehr traditionsbewusst und reagiert auf Veränderungen meist vorsichtig bis skeptisch. Umso wichtiger ist es für uns, gemeinsam mit den Unternehmen, nach vorne zu schauen und neue Entwicklungen aufzuzeigen. Die Holzforschung Austria ist kein Besserwisser, sondern will Möglichkeiten und technische Lösungen anbieten, um damit die Branche das eine oder andere Mal wachzurütteln. Ein Beispiel dafür ist die Glasklebung, die wir 2002 erstmals vorgestellt haben und die heute zum Standard des modernen Fensterbaus gehört. Oder das Thema Altfensterrecycling, das wir bereits 2006 thematisiert haben.
GLASWELT – In der Ankündigung erwähnen Sie eine Ausstellung zum „Morgenfenster“ – was darf der Besucher hier erwarten?
Schober – Das „Morgenfenster“ ist ein Fenster, das schon jetzt Einzug in die Überlegungen und Entwicklungen der Branche halten könnte. Wir arbeiten seit einigen Jahren mit innovativen Unternehmen an der Entwicklung solcher Morgenfenster und konnten erste Handmuster vor zwei Jahren vorstellen. Inzwischen gibt es vier voll funktionstüchtige Prototypen, die weit über die klassischen Denkmuster hinausgehen und die wir auf dem Fenster-Türen-Treff vorstellen werden. Diese können die Besucher dort auch „begreifen“ und testen. Wir arbeiten mit neuen Öffnungsarten, mechatronischen Antriebskonzepten, Vakuumglas und -dichtungssystemen, Klebetechnik und Verbundwerkstoffen. Ein Beispiel ist ein Schiebefenster ohne sichtbare Schiene, oder ein Fenster ohne Bedienelemente, das sich trotzdem einfach öffnen und schließen lässt.
GLASWELT – Sie haben mit Ihren Konzepten zu neuen Fensterkonstruktionen mit Vakuumisolierglas die Debatte weiter befeuert. Haben Sie an diesen Konstruktionen weitergetüftelt? Glauben Sie an das Vakuumisolierglas?
Schober – Unsere heutigen Konstruktionen, die in ihrem Grundkonzept aus den 1960er-Jahren stammen, werden früher oder später von etwas Neuem abgelöst werden. Wir arbeiten seit 2012 mit Vakuumglas, sowohl für die Sanierung als auch im Neubau. Vakuumglas ist ein Puzzlestein im großen Bild einer neuen Fenstergeneration. Wie alle neuen Produkte hat Vakuumglas sowohl Vorteile als auch Nachteile. Aber „das Bessere ist bekanntlich der Feind des Guten“. Ich bin der Meinung, dass Vakuumglas ganz neue Möglichkeiten bietet, wie unsere Konstruktionsentwürfe zeigen. Diese gilt es nun zu nutzen, wobei eine Weiterentwicklung des Glases unabdingbar ist.
GLASWELT – Wie viele Teilnehmer erwarten Sie zu Ihren Fenstertagen?
Schober – Der Fenster-Türen-Treff hat sich in den letzten 20 Jahren von einem Technikseminar zu dem Branchentreff Österreich, mit ca. 300 Teilnehmern, entwickelt. Für die Jubiläumsausgabe erwarten wir noch mehr Teilnehmer, weil wir mit unserem Programm Neugierde wecken und am Puls der Zeit sind. Jeder, der kommen möchte, ist willkommen, ob aus dem In- oder Ausland.
GLASWELT – Wie tickt die österreichische Fensterbranche – was zeichnet sie aus, unabhängig vom Rahmenwerkstoff?
Schober – Sie baut technisch und qualitativ eines der weltweit besten Fenster. Der Qualitätsanspruch von Unternehmen und Kunden ist sehr hoch und fordert von der Branche immer Höchstleistungen. Was sie aber wirklich auszeichnet ist, dass die Innovationen der letzten Jahrzehnte meist aus Österreich gekommen sind und dadurch eine klare Differenzierung zu Marktbegleitern gelungen ist. Beispielsweise zählten wir zu den Vorreitern beim breiten Einsatz von Aluvorsatzschalen bei Holz sowie bei Kunststoff oder bei der Glasklebung, der Beschattung als fixer Bestandteil des Fensters, der Integration von Lüftungselementen im Fensterrahmen, der natürlichen Haptik der Fensteroberfläche im Innenbereich und bei vielem mehr.
GLASWELT – Sie machen mich neugierig auf das Branchentreffen in Salzburg und ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Die Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.
Fenster-Türen-Treff 2020
am 5. und 6. März 2020 in Salzburg. Anmeldung unter