Glaswelt – Herr Lange, wie automatisiert elumatec mit seinen Software-Lösungen eluCad und eluCloud die Produktion?
Gunnar Lange – Der elumatec Kunde kann den gesamten Datenfluss automatisieren lassen, der zur Steuerung seiner Produktion mit den elumatec Maschinen gehört. Dabei übernimmt eluCad die Auftragserfassung und die Programmierung. eluCloud analysiert den Produktionsablauf und liefert Rückmeldungen, mit denen sich die Produktivität steigern lässt. In Kombination werden Bearbeitungen schneller ausgeführt, Prozesse optimiert und Produktionsausfälle vermieden. Das alles mit einer Lösung, die für alle aktuellen und die meisten älteren elumatec Maschinen verfügbar und einfach zu nutzen ist.
GW – Blicken wir auf den technischen Hintergrund: Wie muss man sich den Ablauf vorstellen, wenn die elumatec Maschine mit eluCad und eluCloud ausgerüstet ist?
Lange – Am Anfang stehen die Produktionsdaten. Diese kommen aus dem System des Kunden, meist aus dem Enterprise Resource Planning – kurz ERP-System – oder aus gängigen Softwarelösungen im Metallbau. Diese Daten beschreiben, was gefertigt werden soll. Sie liegen aber noch nicht in dem Code vor, mit dem die Maschine sie verarbeiten kann. Unter anderem können sie in Form von Tabellen oder 3D-Volumenmodellen gesendet werden, je nachdem wie der Kunde arbeitet. Das System des Kunden speichert die Daten auf dessen Server in einem Verzeichnis, das automatisiert überwacht wird. Dies geschieht über den Command Line Service (CLS) von eluCad. Der CLS enthält auch die Information darüber, was geschehen soll, wenn eine neue Anforderung eingeht. Er übergibt die Daten und Arbeitsanweisungen an eluCad und startet die üblichen Arbeitsschritte, etwa zu Kollisionsüberwachung und Zuordnung der Werkzeuge. Die elumatec Maschine überwacht das entsprechende Ausgabeverzeichnis und holt sich von dort das Programm. Das dauert je nach Auftragsvolumen meist nur einige Sekunden, anschließend kann der Bediener die Maschine starten. Durch die Kommunikation der eluCloud mit den Systemen des Kunden lassen sich bei diesem die nächsten Produktionsschritte anstoßen, beispielsweise der Versand einer E-Mail an den Kunden oder eine Info an die Verpackungsabteilung.
GW – Auch solche Arbeitsschritte erfolgen also nicht mehr über Mitarbeiter, sondern vollautomatisch?
Lange – Genau, der gesamte Prozess wird automatisch gesteuert, der Mitarbeiter muss nur noch die Maschine starten.
GW – Wie ist der Ablauf, wenn ich noch nicht weiß, auf welcher Maschine der Auftrag bearbeitet wird?
Lange – Das ist kein Problem, da die Programmierung ja zeitunabhängig erfolgen kann. Die Daten werden einfach für alle Maschinen generiert. Der Bediener kann dann durch Einscannen eines Barcodes entscheiden, welches Programm auf welcher Maschine läuft.
GW – Wann kommt eluCloud ins Spiel?
Lange – Sobald die Fertigung läuft. eluCloud erschließt unseren Kunden die Möglichkeiten im Bereich der Kommunikation zwischen Maschinen, Software, Schnittstellen, kann die Produktionsdaten in Echtzeit erfassen und dann mit dem integrierten Analytics-Tool die gesammelte Datenmenge analysieren. Dabei werden zahlreiche Parameter erfasst, etwa Produktionszeit, Anzahl der gefertigten Teile, Werkzeugeinsatz und -wechsel, Anteil der Fräszeit, Startzeitpunkt der Spindel oder Fehlermeldungen. Aus der Analyse dieser Daten lassen sich Maßnahmen zur Optimierung ableiten, etwa was die Auslastung der Maschine oder das Vermeiden von Ausfallzeiten betrifft. Bei relevanten Ereignissen kann die Produktion aktiv benachrichtigt werden. eluCloud erstellt und verteilt zudem zuvor generierte Reportings.
GW – Müssen die Daten dazu in der eluCloud analysiert werden?
Lange – Nein, wenn der Kunde eigene Lösungen einsetzt, etwa ein Manufacturing Execution System (MES) für die Komplettüberwachung seiner Produktion, dockt er einfach über die Schnittstelle an. Auch auf dieser Basis bringen unsere Kunden durch eluCloud mehr Effizienz und Transparenz in ihre Produktion.
GW – Daten bringen die Transparenz, was genau sorgt für die Effizienz?
Lange – Die erfassten Daten ermöglichen es auch, schnell Abweichungen vom gewünschten Ablauf in der Fertigung zu erkennen. Das verkürzt die Reaktionszeiten, dazu kommt die langfristige Optimierung des Produktionsprozesses.
Angesichts des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung liegt ein wesentlicher Vorteil in der Automatisierung an sich. Für Programmierung, Ablauf und Analyse sind keine Mitarbeiter erforderlich. Das rechtfertigt den etwas höheren Initialaufwand beim Implementieren der Software auf jeden Fall. Denn selbst wenn unsere Kunden eigenes Know-how aufgebaut haben, liegt dieses meist nur bei wenigen Mitarbeitern. Das führt bei Personalmangel häufig zu Ressourcenproblemen und Verzögerungen.
GW – Lohnt sich die Einrichtung von eluCad und eluCloud auch für Kunden mit individuell stark wechselnden Anforderungen?
Lange – Ja, auf jeden Fall. Wobei bei der Antwort auf diese Frage zwischen eluCad und eluCloud unterschieden werden muss. Die Maschinen- und Produktionsdaten der eluCloud werden unabhängig von der Komplexität der Produkte generiert. Sie stehen damit zur Analyse und Weiterverarbeitung zur Verfügung.
eluCad bietet wiederum mit seinen vielfältigen Import-Schnittstellen ein breites Spektrum an Möglichkeiten, auf die individuellen Anforderungen des Kunden zu reagieren. Gegebenenfalls ist eine Kombination von Schnittstellen erforderlich.
Grundsätzlich gilt ohnehin: Alles, was automatisiert wird, schafft Freiräume für die nicht standardisierte Produktion. Beispiel Fensterbau: Der Kunde kann eluCad Masterprogramme nutzen, die über seine Produktpalette hinweg gleichbleibende Parameter beinhalten. Dazu kommen Variablen zum Einsatz, mit denen sich Parameter wie Höhe und Breite der Fenster auftragsbezogen und damit individuell bestimmen lassen. Auch das führt zu Zeitgewinn und einer Situation, in der die Mitarbeitenden ihre wertvolle Arbeitszeit optimal nutzen können.
GW – Es ist also immer sinnvoll, den kompletten Produktions-Datenfluss zu automatisieren?
Lange – In den allermeisten Fällen ja, und zwar unabhängig von der Größe des Unternehmens und der Anzahl der Maschinen. Durch die Einrichtung von eluCad und eluCloud profitiert der Kunde von unserem Know-how im Bau von Industriemaschinen und von den Möglichkeiten der Digitalisierung. Das spürt er jeden Tag im Betrieb – und beim Blick auf die Zahlen. Die Rentabilität erhöht sich, wenn Abläufe optimiert, Wartungsarbeiten besser geplant und Produktionsausfälle vermieden werden können. Mit Blick auf die nächsten 15 bis 20 Jahre empfehlen wir ohnehin, sich bereits jetzt für unsere Lösung zu entscheiden – selbst wenn sie noch nicht sofort eingesetzt wird.
GW – Was ist für Kunden der erste Schritt zur Automatisierung ihrer elumatec Maschinen?
Lange – Sie können sich einfach über das Kontaktformular auf unserer Website elumatec.com an uns wenden. Wir freuen uns auf ihre Anfragen.