Glaswelt – Herr Keller, Sie haben elumatec als starke Marke bezeichnet, die eine große Zukunft vor sich habe. Was ist Ihre Strategie, um diese Zukunft zu sichern?
Frank Keller – elumatec hat sich tatsächlich eine einmalige Position am Markt erarbeitet. Wir genießen hohes Vertrauen bei den Kunden auf Basis unserer Historie und durch persönliche Beziehungen. Im Gespräch mit den Kunden stelle ich immer wieder fest, dass sie sich mit unseren Produkten identifizieren und eine emotionale Bindung zu ihnen haben. Sie sind unsere Partner. Diesen Vorteil müssen wir nutzen, wenn wir elumatec immer wieder fit für die Zukunft machen.
Glaswelt –Wie wollen Sie das angehen?
Keller – elumatec wird in den nächsten Jahren in allen Bereichen stärker werden. Bei den Produkten, bei den internen Abläufen und in der weltweiten Wahrnehmung von außen. Zunächst haben wir unserer Produktion ein Fitnessprogramm verordnet. Wir werden die Arbeitsabläufe verschlanken und beschleunigen. Bis Ende 2020 machen wir damit einen deutlichen Sprung in Sachen Effizienz und Qualität. Parallel dazu arbeiten wir natürlich an unseren Produkten, und zwar in allen Segmenten, damit wir weiterhin führend bei Innovationen sind. Und wir stehen vor einem wegweisenden Softwareprojekt: Die Voilàp Gruppe wird SAP HANA einführen, ein System, mit dem wir unsere Geschäftsprozesse optimal unterstützen werden. Die Einführung beginnt 2020. Insgesamt sehe ich die technologische Entwicklung und die Digitalisierung als Chance, uns vom Wettbewerb stärker abzusetzen. Und ich bin sehr optimistisch: Es wird uns gelingen, indem wir den Wandel im Unternehmen weiterhin zum Programm machen.
Glaswelt – Apropos Software. Welche Rolle spielt elusoft in der Strategie für die Zukunft?
Keller – Dank elusoft und der Software eluCad sind wir im digitalen Bereich sehr gut positioniert. Und die neue eluCloud hilft den Kunden, die Effizenz ihrer elumatec Maschinen zu messen und zu steuern. Die eluCloud Produktgruppe gibt unseren Kunden ein mächtiges Werkzeug an die Hand. Die Kunden wollen, dass Aufträge zügig in der Produktion durchlaufen, exakt kalkulierbar sind und Termine eingehalten werden. eluCloud ermöglicht es, Abweichungen vom gewünschten Fertigungsablauf schnell zu erkennen und hilft bei der strukturierten Fehlersuche sowie Fehleranalyse. Diesen Vorteil werden wir noch stärker in den Markt kommunizieren.
Glaswelt – Wie sehen Sie elumatec international aufgestellt?
Keller – Auch hier richten wir den Blick auf die Zukunft. elumatec generiert bereits jetzt 80 Prozent des Umsatzvolumens im Ausland. Damit ist der Grundstein für erfolgreiches Wirtschaften gelegt. Wir haben zudem Expansionspläne: In Spanien werden wir 2020 eine neu gestaltete Gesellschaft aufbauen. Dazu kommt ein Pilotprojekt in Mexiko, bei dem wir gemeinsam mit Voilàp einen Shared-Service-Bereich aufbauen. Ziel ist es, gemeinsam Synergien innerhalb der Gruppe zu erzielen.
Glaswelt – elumatec, so hieß es, werde durch Sie als neuen Vorstand gestärkt. Warum?
Keller – Ich verstehe mich als Teammitglied. Meine Aufgabe ist es, für unsere Beschäftigten, die elumatec täglich mit Leidenschaft und Herzblut voranbringen, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Damit wir Eigenverantwortung leben, Spaß an unserer gemeinsamen Arbeit haben und dadurch unsere Kunden begeistern. Ich kenne die deutsche und die internationale Sicht und kann dadurch wichtige Impulse geben.
Wir sind zwar längst ein international erfolgreiches Unternehmen, aber unser Blick wird sich immer gezielt auch auf neue Märkte und neue Technologien richten. Diese großen Chancen können wir dank unseres starken Gesellschafters, der Voilàp Gruppe, wahrnehmen, was ein bedeutendes Plus für unsere Kunden und Mitarbeiter ist. Wir sind immer die Nummer eins gewesen und wir sind auch jetzt die Nummer eins. Das ist und bleibt unser Anspruch. Unsere Kunden sehen das genauso. elumatec, das ist einfach der Maßstab in der Branche. Dazu stehe ich und dafür setze ich mich mit voller Kraft ein.
Glaswelt – Die ganze Welt sieht sich binnen weniger Monaten in einer ganz anderen Situation und Verfassung. Wir alle haben uns kaum vorstellen können, dass eine so bedeutende Messe wie die FRONTALE einmal ausfallen oder verschoben wird. Welche Ziele hätten Sie mit der Messepräsentation verfolgt, was wären die Highlights auf dem elumatec-Stand gewesen?
Keller – Die Messe FENSTERBAU FRONTALE war für uns schon immer eine wichtige Plattform, die wir erfolgreich genutzt haben, um uns und unsere Produktinnovationen vorzustellen. Sie ist aber auch eine sehr gute Gelegenheit sich persönlich zu treffen und auszutauschen. Dieses Jahr hatten wir unter anderem vor, unsere digitale Kompetenz in den Vordergrund zu stellen. Hier sind wir führend in der Branche und bieten unseren Kunden wieder einmal einen echten Mehrwert.
Glaswelt – In welcher Form wird elumatec jetzt ihre Kunden auf die neuen Produkte und Ideen aufmerksam machen? Gibt es Ansätze, virtuelle Messen oder virtuelle Anwender-Meetings und Webinare zu organisieren?
Keller – In dieser besonderen Krisensituation kommunizieren wir intensiv mit unseren Kunden über alle verfügbaren Kanäle und fokussieren auf die essentiellen Bedürfnisse unserer Kunden. Mit all unseren Möglichkeiten stellen wir sicher, dass die Ersatzteillieferung und technische Hilfestellung gewährleistet ist. Das „Wir“ leben wir mit unseren Kunden, genauso wie mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Glaswelt – Ist bei elumatec die Produktions- und Lieferfähigkeit gesichert?
Keller – Auch wir hängen davon ab, ob unsere Lieferkette weiterhin funktioniert und das ist uns bisher gelungen. Niemand kann jedoch z. Zt. ausschließen, ob Kurzarbeit notwendig werden wird.
Glaswelt – Wie ist die Situation bei Ihren Lieferanten? Werden Sie noch hinreichend mit Anlagenkomponenten versorgt?
Keller – Stand heute ja, dank einer guten Vorhaltung von Teilen.
Glaswelt – Wie beurteilen Sie den wirtschaftlichen Ausblick für elumatec und für die Branche?
Keller – elumatec gehört zu einer starken Gruppe, der Voilàp Holding. Insbesondere in solchen besonderen Situationen ist das ein großes Plus. Wir werden diese Krise meistern und darauf können sich unsere Kunden und unser elumatec Team verlassen. Dennoch wird die Branche, die Wirtschaft insgesamt, einen bedeutenden Schaden erleiden. Es wird sicherlich eine Weile dauern, bis unsere Branche und die weltweite Wirtschaft wieder die Stärke haben, die sie in den letzten vielen und guten Jahren hatten. Dennoch glaube ich an eine Erholung, dank der vielen staatlichen Hilfen, die bereits weltweit im Gange sind. Positiv eingestellt zu sein ist hilfreich und berechtigt.
Glaswelt – Herr Keller, vielen Dank für Ihre Auskünfte.
Die aktuellen Fragen stellte Chefredakteur Daniel Mund.