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GLASWELT unterwegs: Bei Haidl in A-Reichersberg

Hoher Output in herausragender Qualität

Max Haidl ist zu Recht stolz auf die Entwicklung, die sein Unternehmen in den vergangenen fast 30 Jahren in Sachen Fensterbau genommen hat. 1993 hatte er als Geschäftsführer einer Zimmerei nach Neuem gesucht und beschlossen, Fenster und Haustüren in hoher Qualität aber in industrieller Fertigung herzustellen. Jetzt kann er zurückblicken auf zwei prosperierende Unternehmensteile im bay­rischen Röhrnbach (hier werden Kunststoff- und Aluminiumfenster produziert) und jenseits der Grenze in Reichersberg im Innviertel (hier geht es ausschließlich um Fenster und Türen aus Holz und Holz-Aluminium). Haidl betont im Gespräch, dass für ihn das wichtigste der Generationswechsel im Unternehmen ist, den er vor fünf Jahren eingeläutet hat. Seine zwei Söhne Philipp und Florian haben die ihnen übertragende Verantwortung (Philipp ist GF in Österreich und Florian GF in Röhrnbach) gerne angenommen und sich schon bestens in ihren Rollen eingefunden.

Ein weiteres Mosaiksteinchen für den Erfolg des Standorts Reichersberg war die Einstellung des Betriebsleiters Helmut Lang, der aus seiner Tätigkeit als Vertriebsleiter Deutschland eines großen Beschlaghauses in der Branche bestens vernetzt ist. Personell und jetzt auch anlagentechnisch ist man nach einer Mega-Investition also bestens aufgestellt. Der Produktivitätsfortschritt sei aber auch angezeigt, denn so Haidl: „Sowohl im Bayrischen Wald als auch hier in Österreich haben wir es nicht mehr mit einem Fachkräftemangel, sondern mit einem Arbeitskräftemangel zu tun.“

Max Haidl hat ein prosperierendes Unternehmen geschaffen.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Max Haidl hat ein prosperierendes Unternehmen geschaffen.
Philipp Haidl ist seit 2017 GF der Holzfenstersparte.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Philipp Haidl ist seit 2017 GF der Holzfenstersparte.
Helmut Lang ist Betriebsleiter am Standort Reichersberg.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Helmut Lang ist Betriebsleiter am Standort Reichersberg.

Glücklicherweise verfüge man über eine gute Grundstruktur an qualifizierten ­Fachkräften. Viele Mitarbeiter seien übernommen worden, als Haidl 2006 den insolventen österreichischen Fensterbauer Lederbauer in die Firmengruppe integrierte. Der damalige Produktions­standort wurde aufgegeben als das Grundstück in Reichersberg gefunden und 2009 bezogen wurde.

Auch an der Kunden-Ausrichtung ist gefeilt worden: Das Fachhandelsgeschäft wurde deutlich ausgebaut, das Objektgeschäft aufrechterhalten. Geschäftsführer Phillip Haidl erläutert: „Früher hatten wir mit rund 80 Prozent des Umsatzes den Fokus auf das Objektgeschäft in Wien.“ Heute hat sich das Verhältnis umgedreht. „Wir machen jetzt rund 60 Prozent unseres Umsatzes mit dem Fachhandel.“ Dabei wird besonders viel Augenmerk auf die Qualität der Produkte gelegt – gleichzeitig wollte man mit der Anlageninvestition „aber auch die Geschwindigkeit auf dem Niveau einer Durchlaufanlage etablieren“, so Haidl, um fristgerechte Lieferungen gewährleisten zu können.

So kristallisierte sich früh ein ganz besonderes Maschinenkonzept heraus: Miteinander gekoppelte CNC-Anlagen des italienischen Maschinenbauers
Working Process S.r.l. gewährleisten den hohen Output in herausragender Qualität. Vor zwei Jahren wurde schließlich die Anschluss-Investition in Höhe von über 10 Mio. Euro angegangen: Unter anderem sollte durch eine weitere CNC-Anlage „der Ausstoß in der Endausbaustufe nochmal um bis zu 80 Prozent“ gesteigert werden, erklärt Betriebsleiter Lang.

Anlagenexperten blieben daheim

„Dann hat es uns allerdings auch erwischt“ – die Corona-Pandemie führte dazu, dass die CNC-Anlage aus Italien nicht installiert und eingefahren werden konnte. Philipp Haidl erläutert die Dramatik, die dahintersteckte: „Die Maschinen waren ja hier. Nur durften die Techniker von heute auf morgen nicht mehr nach Österreich einreisen.“ Aber auch diese Hürden wurden jetzt genommen und nun sei man auf einem guten Weg, die gesteckten Ziele zu erreichen. Bereut haben die Experten jedenfalls die Investition in die italienische Anlage nicht. Lang: „Wenn das Konzept steht, dann gehören wir sicher zu den modernsten Betrieben in Europa.“ Auch die ganz spezielle Software-Konzeption trage dazu bei, dass man so weit vorne stehe: Das eigene ERP-System in Verbindung mit der Klaes-Software und der Prologic-
Ansteuerung der Anlagen würde dafür sorgen, dass man in Sachen Digitalisierung ganz weit vorne sei. Aber Haidl will noch mehr: Im nächsten
Jahr wolle man so weit sein, den Fenster-Liefertermin schon bei der Bestellung taggenau bestimmen zu können.

Beim Werksrundgang verweist Max Haidl auf die hohe Oberflächen-Güte der Fenster: „Mit Sicherheit haben wir eine der perfektesten Oberflächen aller Holzfenster-Anbieter. Auch dafür haben wir hier viel investiert.“ Die Beschichtungsanlage wurde von einer Zweifach- auf eine Dreifach-Lackierung umgestellt. Sein Sohn berichtet von einer deutlichen Taktzeitverkürzung: „Ein Durchlauf dauert nur noch vier Stunden.“ Vor der Grundierung werden die Elemente auf die Traversen gehängt und müssen bis zur Endmontagehalle nicht mehr abgenommen werden. Im Schnitt können 150 Traversen am Tag verarbeitet werden und der Halogentrockner beschleunigt durch Wärmestrahlung den Trocknungs­vorgang. Der Zwischen­schliff bedarf kaum mehr Aufwand, ein Abnehmen der Elemente zum Schleifen sei nicht notwendig.

Bei der Deckbeschichtung wurde auf eine besondere Technik zurückgegriffen: An den rotierenden Prolac-Säulen sammelt sich der Overspray, das ablaufende Material kann wieder auf Spritzkonsistenz eingestellt werden, die Materialeinsparung beträgt bis zu 40 Prozent, so die Aussage des Anlagenspezialisten Range + Heine.

Fertig verleimte Rahmen laufen durch eine Puffer-station und werden dann der Grundierung zugeführt.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Fertig verleimte Rahmen laufen durch eine Puffer-station und werden dann der Grundierung zugeführt.
Der Digitalisierungsansatz wird überall sichtbar – die papierlose Produktion wurde früh umgesetzt.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Der Digitalisierungsansatz wird überall sichtbar – die papierlose Produktion wurde früh umgesetzt.

Eiche ist gerade en vogue

Was das Produktspektrum insgesamt angeht, so habe man für jeden Geschmack etwas im Portfolio. Alle wichtigen Holzarten könne man realisieren, aktuell sei die Eiche besonders gefragt, sie mache rund 15 Prozent des Ausstoßes aus. Das Haustürenangebot wolle man insgesamt ausbauen – für das Türenangebot aus Aluminium habe man bereits ein ‚all in-Paket’ geschnürt“, erläutert
Geschäftsführer Philip Haidl. Damit biete man für etliche Modelle einen Fixpreis – egal welche Entscheidung für die Wahl von Griff, Glas und Farbe getroffen werde. Auch habe man den Ausbau der Hebe-Schiebe-Linie im Haus auf dem Zettel.

Aktionsradius erweitert

Bisher galt, dass Haidl-Fenster in Bayern und
Österreich vertrieben werden. Jetzt hat man den Zirkel etwas weiter gespannt: Auch bis nach Baden-Württemberg werden die Elemente geliefdert und ein Zwischenhändler bedient selbstständig den Markt in Südtirol. Wenn man nach der aktuellen Auftragslage fragt, blickt man in zufriedene Gesichter: „Wir haben für dieses Jahr einen um fast 30 Prozent höheren Auftragseingang als noch vor einem Jahr“ – und 2019 sei schon ein sehr gutes Jahr gewesen, schiebt Max Haidl hinterher. Worauf er die hohe Nachfrage zurückführe? Für Haidl ist das klar: „Unseren Kunden fehlen auch die Fachleute in den Schlüsselpositionen. Und wir können ihnen mit unserem umfassenden
Service viel Arbeit abnehmen, sind immer zur Stelle. Auf Anfragen antworte man zügig, meist
innerhalb von 24 h mit einem Angebot. „Wir haben einen eigenen Fuhrpark und unsere deutschen Fahrer kennen sich aus.“ Viele Händler setzten auch deshalb gerade jetzt auf den verlässlichen Partner aus Röhrnbach bzw. ­Reichersberg.

Haidl zu den Zukunftsaussichten: „Was Sie hier sehen ist einer der modernsten und gesündesten Betriebe, die es weit und breit gibt.“ Klar, dass ein bayrischer Qualitätsanbieter über Dumping-Angebote im Markt nicht glücklich sein kann: „Man muss schon aufpassen, dass der Produktivitätsfortschritt Schritt hält mit dem Preisverfall in der Branche.“ Er wolle aber mit seinen herausragenden Produkten dazu beitragen, dass das Fenster nicht noch weiter abgewertet wird.

Daniel Mund

Philipp und Max Haidl sowie Helmut Lang vor dem Herzstück der Fensterproduktion: der Pufferstation der neuen CNC-Anlage von Working Process.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Philipp und Max Haidl sowie Helmut Lang vor dem Herzstück der Fensterproduktion: der Pufferstation der neuen CNC-Anlage von Working Process.
Im Durchschnitt können 150 Traversen an einem Tag verarbeitet werden, der Halogentrockner beschleunigt den Trocknungsprozess.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Im Durchschnitt können 150 Traversen an einem Tag verarbeitet werden, der Halogentrockner beschleunigt den Trocknungsprozess.
Eine vollautomatische Versiegelungsanlage von Wintech sorgt für eine hochwertige Nassversiegelung.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

Eine vollautomatische Versiegelungsanlage von Wintech sorgt für eine hochwertige Nassversiegelung.
In einem Flügelpuffer warten die Elemente auf die weitere Verarbeitung.

Foto: Daniel Mund / GLASWELT

In einem Flügelpuffer warten die Elemente auf die weitere Verarbeitung.

Maschinenkonzept ausgebaut

Insgesamt 10,2 Mio. Euro investierte Haidl in den Ausbau in Reichersberg. Es wurde eine zusätzliche Produktionshalle mit rund 4000 m² Fläche errichtet. Dort sind jetzt die Beschlag-, Glas- und Flügelmontage sowie der Versand organisiert. Eine weitere CNC-Anlage sorgt für noch mehr Durchsatz und die Möglichkeit der Trennung von Flügel- und Rahmenproduktion. Die neue Anlage lässt sich über einen Puffer bevorraten, aus dem die Teile automatisch in die Bearbeitungsanlage eingeschleust werden. Philipp Haidl spricht von einer Anlagenkapazität von 200 Flügeln pro Tag, aktuell würden 120 bis 130 Flügel produziert. Betriebsleiter Helmut Lang berichtet von einer jährlichen Fensterproduktion von aktuell 23 000 Fenstern. Es sei aber noch deutlich mehr möglich, wenn das Fertigungslayout stehe, „dann können wir auch 40 000 Fenster im Jahr fertigen.“

Foto: Haidl Fenster

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