Bei Finstral sprechen die Absatzzahlen eine deutlich positive Sprache: Von Januar bis April dieses Jahres habe man 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen können, man steuere auf die Umsatzgrößenordnung von 260 bis 270 Mio. Euro zu – mit einer Abkühlung wird nicht gerechnet: Die energetische Sanierung lohnt sich mehr denn je, so Verena Oberrauch beim Pressetermin im zweitgrößten Finstral Werk Oppeano in der Nähe von Verona.
Die Führungsriege im Finstral Verwaltungsrat um Joachim Oberrauch (Präsident), seiner Schwester Verena und seinem Cousin Florian (Vize-Präsident) haben Ende September 2022 gegenüber der Fachpresse ein aktuelles Zustandsbild über das Unternehmen gezeichnet. Dabei überraschte der Produktions- und Logistikverantwortliche Florian Oberrauch mit der Ansage, dass man bis nächstes Jahr die Produktionsmenge um 25 Prozent gegenüber 2021 erhöht haben werde. Mit dem Wissen, dass die Südtiroler Fenstermacher schon immer viel Wert auf einen hohen Eigenfertigungsgrad legen, hat diese Ansage umso mehr Gewicht.
In seinen 14 Werken in Italien und Deutschland betreibt das Unternehmen nicht nur eine der modernsten Fensterfertigungen Europas, sondern bietet auch eine beeindruckende Bandbreite an Fähigkeiten. Das reicht von der Extrusion der Rahmenprofile aus Kunststoff, der Herstellung des Isolierglases, der eigenen Holzbearbeitung und einer Pulverbeschichtung für Aluminium bis zum Zusammenbau. „Das kommt der Produktentwicklung zugute, die auf die allermeisten Bestandteile der Fenster selbst Einfluss nehmen kann – statt nur auf Halbteile von Zulieferern zurückgreifen zu müssen“, erläutert Joachim Oberrauch, Sohn des Finstral-Gründers und Leiter der Produktentwicklung.
Die Kapazitätsausweitungen betreffen dabei vor allem das Werk südlich von Verona: Der Produktionsstandort wurde um eine der modernsten und nachhaltigsten Isolierglas-Fertigungsanlagen Europas erweitert. Hier werden jetzt 1000 Isolierglasscheiben pro Tag mit hochwertigen Swisspacer-Abstandhaltern produziert. Dabei geht es nicht nur um Quantität, sondern vor allem um Qualität und Mehrwert. So wurde in die Linie ein Glasdrucker von tecglass integriert, der hauptsächlich die Randemaillierung bei den Stufenglas-Elementen bereitstellen soll. Zusätzlich können an dieser Position auch individuelle Bildmotive bedruckt werden – beispielsweise für Haustür-Glaseinsätze.
Ein schönes Fenster bedeutet für uns möglichst viel Glas und ein möglichst geringer Rahmenanteil.
Foto: Daniel Mund / GLASWELT
Auch die Fensterproduktion selbst wurde kapazitätsmäßig nochmals deutlich aufgestockt. Konnte die bestehende Linie in Oppeano bereits rund 2500 Fenster pro Woche bewältigen, so wird sie im neuen Layout noch einmal 1000 Einheiten mehr produzieren können. Auch bei der Produktion der Holzlamellen, die für die Kunststoff-Holz-Kombinationen benötigt werden, überlässt der Hersteller nichts dem Zufall: Mit einer Weinig-Kombination aus Powermat und Conturex, einem Farbaufbau aus dem Adler-Farbspektrum und hochwertigen Holzwerkstoffen (Eiche aus Frankreich, Fichte aus Südtirol) wird auch hier nichts dem Zufall überlassen.
Zum PVC-Holzfenster-Konzept erläutert Joachim Oberrauch: „Das klassische Holz-Aluminium-Fenster verfügt über einen massiven Holzkern, wir verfolgen mit einem dämmenden Kunststoffkern und dünnen Holzoberflächen einen anderen Ansatz.“ Außen kann der Kunde dann sein Fenster mit Aluminium-Schalen versehen.
Das Werk in Oppeano hat sich insgesamt auf 10 000 m² zum zweitgrößten Produktionsstandort des Südtiroler Familienunternehmens entwickelt, effiziente Produktionsabläufe und Optimierungsalgorithmen können hier den Einsatz von Energie und Material noch einmal geringer halten als in den bereits modernen Finstral-Werken in Scurelle (Italien) und Gochsheim (Deutschland). Durch die zusätzliche Erweiterung der bestehenden Photovoltaikanlagen wird der Normalverbrauch des Werks an Strom gedeckt. Statt einer Gasheizung kommen Wärmepumpen zum Einsatz.
Expansion auf die Iberische Halbinsel
Das Unternehmen geht jetzt aber noch einen Schritt weiter: Just im September wurde die Betriebsübernahme eines Werkes im spanischen Saragossa besiegelt. Damit wird dann bis Ende nächsten Jahres ein weiteres Produktionswerk etabliert, das auch die Logistik für den stark wachsenden spanischen Markt vereinfachen werde. Insgesamt bereitet sich das Unternehmen also auf die Zukunft vor – und dabei will man in der Produktion mit hoher Eigenfertigungsquote nichts dem Zufall überlassen.
Verena Oberrauch, als Mitglied des Finstral-Verwaltungsrats und Leiterin des Geschäftsbereichs Belgien, Schweiz und Österreich, erläuterte gegenüber der Fachpresse das Potenzial, das man im Blick habe: Die Sanierungsanstrengungen in Europa müssen noch deutlich erweitert werden, es gebe noch zu viele ineffiziente Gebäude, die angesichts stark steigender Energiepreise und einer Klimakrise dringend mit neuen Fenstern und Türen ausgestattet werden sollten. Mehr denn je „lohnt sich eine energetische Sanierung“. Dabei geht sie auf Gedankenspiele der EU ein, dass es in der Zukunft auch Vermietungs- und Verkaufsverbote für unsanierte Wohnungen – quasi einen TUV für Gebäude und Wohnungen – geben werde. Als Präsidentin von EuroWindoor, der europäischen Verbändegemeinschaft für die Fensterbranche weiß sie, was in den Hinterzimmern in Brüssel erörtert wird, damit die schwache Sanierungsquote deutlich angehoben werde.
Immer besser statt billiger
Die Aufgabe von Finstral sei es, so der Präsident des Verwaltungsrates Joachim Oberrauch, nicht nur effiziente Elemente zu vertreiben, sondern Fenster mit hochwertigen Mehrwerten zu verkaufen. „Das ist das, was wir wollen und besonders gut können“. Man ist sich sicher, dass im Fall einer aufziehenden Rezession die anspruchsvolle Zielgruppe trotzdem in die Gebäudehülle investieren werde. Somit würde man einer nachlassenden Nachfrage gelassen entgegensehen können, wenn man den Fokus auf „besser statt billiger“ legen würde.
Oberrauch erwähnt in diesem Zusammenhang das Informations-Portal Conwindo („Conservatory, Window und Door“). Betrieben wird das Portal von Finstral, profitieren können davon Endkunden und über 600 Finstral-Händler in ganz Europa. Dabei wird Expertenwissen über Fenster, Haustüren und Wintergärten vermittelt – schließlich sind das Investitionen für Jahrzehnte, die eine Menge Geld kosten und lange halten sollen. Deshalb sei eine gute Planung entscheidend, viele Bauherren planen Veränderungen an der Gebäudehülle nur einmal im Leben. Sie haben meist wenig Vorwissen und unterschätzen häufig, welche enormen Qualitätsunterschiede es bei diesen vermeintlich einfachen Produkten gibt. Conwindo hilft Bauherren bei der Planung ihrer Fenster, Haustüren und Wintergärten, die richtigen Fragen zu stellen. So erhalten sie Orientierung bei der Auswahl der für sie individuell passenden Lösung und der Fachhändler den wertvollen Lead.
Marketingleiter Lucas von Gwinner erläutert den Ansatz: „B-to-B gibt es eigentlich gar nicht. Wir sind in einem Bereich tätig, in dem es immer um B-to-B-to-C geht.“ Deswegen unterstütze der Hersteller die Fachhändler in vielerlei Hinsicht, damit dieser mit Finstral gemeinsam erfolgreich sein kann.
Ein Beispiel: Für das Verkaufsgespräch gibt es die Verkaufstheke mit den Utensilien nach dem Vier-Finger-Prinzip: Das Fenster wird in vier Dimensionen betrachtet: Außen, Mitte, Innen, Rundherum. „Unsere Fenstersysteme ermöglichen maximale Variantenvielfalt zum Beispiel bei Material, Farbe und Flügel- bzw. Rahmenform, auf der Fassaden- genauso wie auf der Wohnseite. Diese Vielzahl an Individualisierungsoptionen wollen wir übersichtlich präsentieren“, so Oberrauch.
Jede Dimension steht für einen Bereich des Fensters: Außen (die Fassadenseite) – Mitte (der Fensterkern) – Innen (die Wohnseite) – Rundherum (der Service). Dieses Prinzip spiegelt sich im Schauraum, den vier Planer-Theken, wider. Sie unterstützen die individuelle Komposition des jeweiligen Produkts und schaffen Übersicht im Dschungel der Möglichkeiten.
Der Händler erfährt auch noch in vielen anderen Themen Unterstützung: Beim Bestellvorgang kann er auf einen Online-Dienst zurückgreifen, Lieferungen werden präzise und frühzeitig avisiert, Expresslieferungen und Eil-Lose sind ebenfalls möglich. Nicht zuletzt stellt der Hersteller eine Datenbank mit rund 1000 Bauanschluss-Zzeichnungen bereit.
Damit Gutes noch besser wird und auch bleibt, setzt man zudem alle Hebel in Bewegung, dass die Montagezarge für den zweistufigen Einbau immer häufiger zum Einsatz kommt, denn man möchte, „dass das Fensterelement so spät wie möglich eingebaut wird.“ Eigens für diesen Zweck hat man jetzt in Oppeano einen großen Raum eingerichtet, in dem sämtliche Zargenvarianten des eigenen FIN-Fix-Systems dargestellt werden – eine eindrucksvolle Präsentation für die Händler.
Wenn alles mit allem geht
Wer heute Fenster kauft, muss sich üblicherweise zuerst für ein Material und eine Rahmenform entscheiden. Von ihr hängt die Auswahl des Profilsystems ab. Und nur was innerhalb dieses Profilsystems an Funktionen oder Gestaltungsdetails möglich ist, steht dann noch zur Auswahl. Das Sortiment von Finstral hebt diese Einschränkung auf: Alle Fenster des Südtiroler Familienunternehmens basieren auf nur zwei Profilfamilien. Und (nahezu) alle Ausstattungen und Designs sind miteinander kombinierbar.
Joachim Oberrauch: „Gerade bei der Auswahl hochwertiger Ausstattungen sind technische Einschränkungen ein echtes Verkaufshemmnis. Darum stecken wir so viel Aufwand in die Aufgabe, alles mit allem kombinierbar zu machen. Inzwischen können wir beobachten, wie unser Produktmix immer diverser wird. Man sieht daran, wie viel leichter es dem Verkauf fällt, Varianten anzubieten.“
Zwei Außenmaterial- und fünf Innenmaterialmöglichkeiten, 12 Flügelvarianten, in allen Materialkombinationen mindestens drei L-Blendrahmen und drei Z-Blendrahmen, sichtbarer und verdeckt liegender Stulp, schmaler und breiter Pfosten/Holm, fünf Beschichtungsvarianten für Isoliergläser sind Eckdaten, die die enorme Vielfalt des Finstral-Fensterprogrammes deutlich machen. Hinzu kommen das Farbspektrum von 250 Aluminiumfarben, 15 Holzfarben, zehn Kunststofffarben/-oberflächen und vieles mehr. „Unsere Methode ist die konsequente Modularität der Teile und möglichst viel Wertschöpfung im eigenen Haus. Nur so ist diese enorme Komplexität beherrschbar.“
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