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GLASWELT Kommentar

Nationale Aufgabe Energiesparen – mit modernen Fenstern

Jetzt gibt sogar schon die Tagesschau Energiespartipps: „Verbraucher könnten pro Heizsaison 200 Euro sparen, indem sie zweimal täglich stoßlüften, anstatt das Fenster auf Kipp zu stellen“, so steht es in dem Bericht von Daniel Pokraka, ARD-Hauptstadtstudio. Doch dieser Tipp kann sich auch als Rohrkrepierer erweisen: Wenn man nicht intelligentes Energiesparen betreibt, kann das sogar zu gesundheitlichen Problemen oder Schäden an der Bausubstanz führen.

Der Hintergrund in dem ARD-Tagesschau-Beitrag vom 05.03.: Es geht um den Preisschock des Erdgases, es geht darum, dass Russland bei höheren Energiepreise mitverdient und darum, dass man dem russischen Despoten schaden kann, wenn man Energie einspart. Wirtschaftsminister Robert Habeck: „Alle Bürgerinnen und Bürger“ könnten da „einen Beitrag leisten“. Das stimmt!

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Dr.Robert Habeck.

BMWK / Dominik Butzmann

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Dr.Robert Habeck.

Ein probates Mittel zum Energiesparen wäre die Absenkung der durchschnittlichen Umgebungstemperatur um einen Grad. Insgesamt betrachtet würde das – so steht es in dem Beitrag – die jährliche Gasnachfrage in der EU um zehn Milliarden Kubikmeter senken. Das sind immerhin mehr als 2,5 Prozent des Gesamtverbrauchs von 380 Mrd. Kubikmetern.

Aber Achtung, diese Option hat mehr als einen Haken: Einerseits sorgt das in manchen Haushalten wohl für Unbehagen. Für den einen mag die Temperaturabsenkung vielleicht gar nicht spürbar sein, für die andere kann das aber schon dazu führen, dass man sich in den eigenen vier Wänden gar nicht mehr wohlfühlt – Stichwort: individuelles Behaglichkeitskriterium.

Andererseits: Die Temperaturabsenkung birgt auch Gesundheitsgefahren. Denn oft wird dann nach einer alten Binsenweisheit verfahren: „Ich heize nur noch da, wo ich mich aufhalte, und vor allem lasse ich einfach mal länger die Fenster zu.“

So bitte nicht! 

Denn dann kann es passieren, dass einerseits die in der Raumluft befindlichen Substanzen und Aerosole bedenkliche Konzentrationen aufweisen. Schimmelpilzsporen, Bakterien, Viren oder andere Gase (CO2 und CO) können dann die Gesundheit gefährden. Auch unter dem Aspekt der Hygienevorschriften in der Pandemie wäre dieses Vorgehen kontraproduktiv.

Aber auch die Bausubstanz selbst wird dann in Mitleidenschaft gezogen. Auch der Hinweis im Bericht, dass zweimal täglich stoßlüften reichen würde, kann negative Folgen haben: Denn je nach Wohnung und Feuchtebelastung der Räume reicht das oft nicht aus. Im schlimmsten Fall werden die vermehrt in der Raumluft befindlichen Aerosole und die abgesenkte Raumtemperatur für eine erhöhte Gefahr von Tauwasserschäden und Schimmelpilzgefahr sorgen.

Deshalb sollte man beim Thema Raumluft und Lüften wichtige Grundregeln einhalten

Maco

  • Stoßlüften: Kurze Intervalle, je mehr Zeit im Wohnraum verbracht wird, desto intensiver die Belüftung. Vier bis fünf Mal täglich Stoßlüften dürfen es bei stärkerer Feuchtebelastung schon sein.
  • Gerade ausgiebig geduscht? Dann bleibt die Badezimmertür beim Lüften zu, da sich sonst die Feuchtigkeit in den anschließenden Räumen verteilt.
  • Feuchtigkeitsspitzen (durch Kochen, Duschen etc.) unmittelbar durch Stoßlüften beseitigen, Tür bleibt geschlossen.
  • Auch wenig oder nicht genutzte Räume sollten geringfügig geheizt werden (kein Raum unter 16°C). Abstellräume werden nicht durch warme (und feuchte) Raumluft aus anderen Bereichen „beheizt“.
  • Ein riesiges Einsparpotenzial ohne Nebenwirkungen steckt dagegen in ganz anderen Bereichen:

  • Laut einer Studie können durch Gebäudeautomatisierung in Deutschland bis zu 14,7 Mio. Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Dies entspricht fast 30 % des im Klimaschutzgesetz formulierten Reduktionsziels für den Gebäudesektor von 51 Mio. Tonnen CO2 bis 2030.
  • Die Studie „Mehr Energie sparen mit neuen Fenstern“ kann als PDF unter www.bundesverband-flachglas.de im Bereich „Downloads“ und unter www.window.de im Bereich „Publikationen/Shop“ kostenlos heruntergeladen werden. 

    BF/VFF

    Die Studie „Mehr Energie sparen mit neuen Fenstern“ kann als PDF unter www.bundesverband-flachglas.de im Bereich „Downloads“ und unter www.window.de im Bereich „Publikationen/Shop“ kostenlos heruntergeladen werden. 
  • 235 Millionen Fenstereinheiten in Deutschlands Wohngebäuden sind energetisch sanierungsbedürftig. Durch eine Umrüstung auf moderne Fenster ließen sich rund 12,3 Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen und gleichzeitig viel Geld sparen.
  • Es gilt also, für diese Bereiche einen Masterplan zu entwickeln und die Bevölkerung – insbesondere Haus- und Wohnungsinhaber – zu informieren und darin zu unterstützen, ihre Bauelemente in der Fassade energetisch zu ertüchtigen bzw. zu erneuern. Ganz nebenbei begleiten diese Maßnahmen weitere Vorteile: Bewohner gewinnen deutlich an Raumkomfort und fühlen sich in ihren eigenen vier Wänden pudelwohl.

    So einfach machen es unsere Nachbarn in Europa

    Dazu passt ein Seitenblick nach Italien: Die Italienische Bevölkerung konnte und kann von einem „Super-Eco-Bonus“ profitieren (der sogar auch aus EU-Geldern gespeist wird), mit dem man einen 110prozentigen Steuerbonus auf die Ausgaben zur Verbesserung der Energieeffizienz erhält.

    Sicher, der Sanierungs- und Automatisierungs-Effekt macht sich erst mittelfristig bemerkbar, die Raumtemperaturabsenkung wirkt dagegen sofort – dafür ist ersteres aber viel nachhaltiger, schließlich lassen sich damit drei der drängendsten Probleme unserer Zeit bekämpfen: Zu hohe Gaspreise, zu hohe Virenkonzentrationen in der Raumluft und die Tatsache, dass der Gebäudesektor für zu viel CO2-Emmissionen sorgt.

    Chefredakteur Daniel Mund
    ist seit 2001 bei der GLASWELT und verantwortet insbesondere das Ressort Fenster, Türen, Bauelemente.