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Glas- oder Fenstertausch

Fenster für den Bestand: Was ist sinnvoll?

Interessant ist die Entwicklung der Fenster-U-Werte der vergangenen Jahrzehnte: Dabei ist die sehr erhebliche Reduzierung der Wärmeverluste erkennbar; faktisch liegen wir heute zwischen 20 und 25 Prozent der Werte der früher möglichen Einfachverglasungen und bei weniger als der Hälfte der nach dem 2. Weltkrieg im Süddeutschen häufig eingesetzten Verbund- oder auch Kastenfenster.

Während die aktuellen Anforderungen der EnEV für den Fenster-Austausch im Gebäudebestand (die Verordnung spricht unter der Überschrift „bestehende Gebäude“ vom „erstmaligen Einbau, Erneuerung oder Ersatz von Bauteilen“) für Fenster auf Uw ≤ 1,3 und für den Austausch von Verglasungen auf Ug ≤ 1,1 W/m2K festgelegt sind, stellt der Markt deutlich weitergehende Anforderungen. Diese seien heute sehr wesentlich von der für eine KfW-Förderung als Einzelmaßnahme geltenden Anforderung mit Uw ≤ 0,95 bestimmt. Aber in einem wachsenden Markt von Passivhäusern mit Uw ≤ 0,8 W/m2K wird dieser Wert noch deutlich übertroffen. Mit welchen Kombinationen von Uf-, Ug- und ψ-Werten die KfW-Anforderung erreicht bzw. unterschritten wird, ist in Tabelle 2 dargestellt.

Wann sind die Fenster noch gut genug?

Nicht immer ist ein Austausch der kompletten Fenster erforderlich – gerade unter Wirtschaftlichkeits- und Energieeffizienz-Betrachtungen. Bei vorhandenen „guten“ Fenstern mit unbeschichtetem Glas kann bereits mit dem Ersatz der vorhandenen Isolier- oder auch Doppelverglasungen relativ kostengünstig und ohne Schmutz eine wesentliche Verbesserung – in Form einer Nahezu-Halbierung der Transmissionswärmeverluste der Fenster – erreicht werden. Schließlich würden schon allein die vielfältigen und beachtenswerten technischen Merkmale von heutigem Isolierglas in 2- und 3-fach Ausführung diese Verbesserungen ermöglichen. Diese „guten“ Fenster definiert der technische Berater Reiner Oberacker so: Fenster, mit ausreichend dicken, tragfähigen, mit mindestens einer Dichtung und funktionsfähigen Beschlägen ausgestatteten Rahmen.

In dem Fall des reinen Scheibenaustauschs werden die „Lüftungswärmeverluste“ des Fensters nicht verändert. Das ist aber angesichts der andererseits vielen Klagen über Tauwasser- und Schimmelpilzbildung bei einem kompletten Fenster-Austausch nicht unbedingt zu bedauern. Oberacker wies darauf hin, dass die zum Zweck der Wärmedämmung aufgebrachte eine Silberschicht bei 2-fach-Isolierglas und von zwei solchen Schichten bei 3-fach-Wärmedämmglas höchst leistungsfähig sind.

Aber sie haben auch ihre Auswirkungen hinsichtlich des möglichen Wärmezugewinns, der Helligkeit im Raum, der Farb-Wahrnehmung und der Außenreflexion/Spiegelung. Deshalb gehören neben dem U-Wert auch der g-Wert für den Gesamtenergiedurchlassgrad und der TL-Wert für die Lichtdurchlässigkeit besprochen und spezifiziert – so der dringende Rat des Referenten. Falls in Einzelfällen ein Sonnenschutzglas zum Einsatz kommen soll, spielen zusätzlich die Farbwiedergabe und die Außenreflexion eine nicht unwichtige Rolle.

Das beste Glas funktioniert aber nur wirklich gut im Zusammenspiel mit entsprechend leistungsfähigen Rahmen. Diese können bei Holz- oder vorgefertigten Kunststoff- oder Aluminium-Profilen berechnet oder – was ziemlich aufwendig ist – auf ihren Rahmen-U-Wert (Uf) geprüft werden. Auch wurde darauf eingegangen, dass mit dem langjährigen Standard-Holzfenster-Querschnitt IV 68 ein Isolierglaspaket von max. 38 mm normgerecht zu realisieren ist. Damit kann beim Einsatz von geprüften Fichte-Rahmen, einer 3-fach-Wärmedämmscheibe mit Ug = 0,7 und einer sehr guten „warmen Kante“, etwa dem „Swisspacer V“, der KfW-Wert von Uw ≤ 0,95 sehr wirtschaftlich erreicht werden. Durch auf verschiedene Art und Weisen, z.B. Einbau von Luftkammern, Dämmstoffstreifen, Thermoholz, Vergrößerung des Querschnitts, modifizierten Holzrahmen, können die Uf- und damit die Uw-Werte weiter verbessert werden. Sehr wesentliche Effizienzsteigerungen wurden bei den Kunststofffenster-Systemen im Rahmenbereich bereits erreicht. Dazu zählen z.B. eine Erhöhung der Anzahl der von außen nach innen hintereinander liegenden Kammern, Verzicht auf die Stahlaussteifung, Einkleben von Scheiben, verstärkter Einsatz von Mitteldichtungssystemen, Ausschäumen von Profilkammern nach dem Verschweißen der Rahmen, vereinzelt auch die Vergrößerung des Glaseinstandes.

Sehr klar wurde betont, dass im Sinne von Energieeffizienz und Minimierung der Tauwassergefahr im Isolierglasrandbereich aus heutiger Erkenntnis nichts anderes als eine Warme Kante als ein „wärmetechnisch verbesserter Abstandhalter“ infrage kommt.

Auch scheiden Rahmen mit hohen Uf-Werten – das sind solche mit Zahlenwerten ab 1,4 W/m2K – für zukünftige Anwendungen aus (in der Tabelle 3 sind entsprechende Kombinationen mit „Ampelfarben“ markiert).

Oberacker schloss mit dem Ausblick, dass es mit der neuen EnEV nach allen derzeitigen Informationen mit höchster Wahrscheinlichkeit keine Verschärfung der Altbau-Anforderungen geben wird, dass aber für freiwillige Maßnahmen trotzdem Energieeffizienz gefordert ­werde. —

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