Herr Kneer, wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Die Geschäftsentwicklung der Kneer-Südfenster-Gruppe ist aktuell unbeeindruckt von der Corona-Pandemie. Die Auftragslage ist gut und erfreulich stabil. Intern haben wir viele Maßnahmen (Schichtmodelle, Homeoffice, verschärfte Hygieneregeln etc.) getroffen, um unsere Mitarbeiter so gut wie möglich zu schützen. So werden wir hoffentlich weiter produzieren und liefern können.
Der weitere Jahresverlauf hängt sicherlich davon ab, wie sich die Dinge entwickeln. Da wir sowohl auf Kunden- als auch auf Lieferantenseite sehr stark mit regionalen, sprich deutschen und mitteleuropäischen Partnern zusammenarbeiten, hoffen wir darauf, dass uns die Lieferkette nicht abreißt. Am stärksten leidet aktuell der Industriebau der stark betroffenen Branchen.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Am wichtigsten sind die schnelle Öffnung der Grenzen und die Rückkehr zur neuen Normalität. Die aktuellen Zuschüsse für Unternehmen und die Umsatzsteuersenkung sind nur kurzfristige Maßnahmen. Langfristig würde die Wirtschaft stark von Steuer- und Abgabensenkungen und der damit gestärkten Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem europäischen Ausland profitieren.
Speziell auf unsere Branche bezogen sehe ich aber auch positive Aspekte. Aufgrund der sehr eingeschränkten Reisetätigkeit beschäftigen sich viele Eigenheimbesitzer mit der Renovierung und Erneuerung ihres Zuhauses. Parallel entdecken Stadtbewohner und Wohnungsbesitzer die Vorteile eines Hauses mit Garten auf dem Land. Diese Effekte können zu einer weiterhin hohen Nachfrage nach Fenstern und Bauelementen führen.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der der Krise mit?
Die Auftragsabwicklung kann deutlich harmonischer und mit weniger Rückfragen vonstatten gehen. Diese Erfahrung haben wir in den vergangen Monaten gemacht. Außerdem muss nicht jeder Kunden- oder Lieferantentermin vor Ort stattfinden, sondern kann auch sehr zeitsparend und effektiv per Videokonferenz durchgeführt werden. Ebenso wie die Kommunikation mit Mitarbeitern, die nicht jeden Tag am Standort sind, beispielsweise mit dem Außendienst. Generell gibt es noch viel Luft in Sachen Digitalisierung in unserer Branche. Das hat sich jetzt während der Krise besonders gezeigt. Viele Projekte bei uns wurden lange aufgeschoben und jetzt schnell umgesetzt.