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Erfolgsfaktoren und Innovationen: Carsten Voß über sein erstes Jahr bei Weru

Wir wollen das nachhaltigste Fensterbau-Unternehmen in Deutschland sein

GW – Herr Voß, Sie sind jetzt seit rund einem Jahr bei Weru und in Personalunion auch als Vice President Dovista Commercial in Deutschland tätig. Wie herausfordernd waren für Sie der Einstieg und das erste Jahr?

Carsten Voss – Das Unternehmen hat es mir sehr leicht gemacht, in meine Aufgaben hineinzuwachsen. Sowohl bei Weru als auch bei Dovista wurde ich mit offenen Armen empfangen. Da ich vorher schon viel international tätig war, ist der länderübergreifende Ansatz von Dovista und der Fokus von Weru auf Deutschland für mich ein spannendes Betätigungsfeld.

GW – Welche beruflichen Erfahrungen bringen Sie mit ein?

Voß – Ich war mehrere Jahre bei der Bosch & Siemens Hausgeräte GmbH in verschiedenen Führungspositionen tätig. Danach war ich beim Sanitärhersteller hansgrohe für das Lateinamerikageschäft verantwortlich. Meine letzte Station vor Weru war die Franz Kaldewei GmbH. Dort war ich für das internationale Geschäft und die Tochtergesellschaften vor Ort verantwortlich. Übrigens gibt es hier einige Parallelen zum Fenstergeschäft von Weru: Auch Kaldewei versteht sich als Partner für den Bauausstatter in einem mehrstufigen Vertriebsweg.

GW – Wie schätzen Sie die aktuellen Entwicklungen in der Fensterbranche ein, welchen Einfluss haben diese auf Weru?

Voß – Ich denke, die Parameter in der Branche sind bekannt: Der Neubau ist deutlich eingebrochen und wird sich auch 2024 nicht erholen. Das sieht man schon an der Entwicklung der Genehmigungszahlen von Destatis. Es ist zu befürchten, dass es 2024 zu einem noch stärkeren Einbruch kommen wird. Auch die Sanierungsaktivitäten sind rückläufig. Aber hier besteht die Hoffnung, dass 2024 wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.

GW – Wie schätzen Sie die Aussichten für Weru und seine Händlerkunden ein?

Voß – Auch wir bei Weru können uns den Markttrends nicht entziehen. Dennoch bin ich von der regionalen Stärke der einzelnen Weru-Händler beeindruckt. Wir haben bereits 2023 in einem anspruchsvollen Marktumfeld sehr gut abgeschnitten und ich bin überzeugt, dass wir auch 2024 überdurchschnittlich abschneiden werden – allein schon, weil wir einige Innovationen einführen und weiter an der Digitalisierung arbeiten werden.

GW – Wie schätzen Sie selbst die Weru-Marktposition ein?

Voß – Weru ist eine der stärksten Marken und einer der größten Fensterhersteller in Deutschland.

GW – 2024 stehen wichtige Produkteinführungen an. Können Sie uns darüber mehr berichten?

Voß – 2023 haben wir einzigartige Haustürdesigns mit neuartigen Materialkombinationen entwickelt, die ab Januar 2024 in den Markt eingeführt werden. Wir werden in 2024 eine neue Fenstergeneration auf den Markt bringen, von der wir überzeugt sind, dass sie technisch führend sein wird. So wird das Fenster standardmäßig mit dem neuen nachhaltigen Leichtglas ausgestattet sein, welches deutlich reduzierte Emmissionswerte bei der Herstellung aufweist und somit die Umwelt aber auch aufgrund des geringen Gewichts den Rücken der Monteure schont.

GW – Welche Initiativen gibt es, um den Kundenservice zu verbessern? Wie stellt Weru sicher, dass die Bedürfnisse der Kunden im Mittelpunkt stehen?

Voß – Wir werden die Kommunikation und Digitalisierung mit unseren Händlerkunden weiter vorantreiben. So werden wir eine komplett neue und sehr benutzerfreundliche Abwicklungs- und Bestellsoftware einführen. Außerdem starten wir ein großes Projekt zur Leadgenerierung und wollen gemeinsam mit unseren Händlern weiter an der Optimierung der Customer Journey des Endkunden arbeiten.

Carsten Voß verantwortet als Geschäftsführer der Weru Group alle vertrieblichen Aktivitäten des traditions­reichen Fenster- und Haustürherstellers.

Foto: Daniel Mund / GW

Carsten Voß verantwortet als Geschäftsführer der Weru Group alle vertrieblichen Aktivitäten des traditions­reichen Fenster- und Haustürherstellers.

GW – Inwiefern beeinflusst das Kundenfeedback die Produktentwicklung und die Produktionsprozesse bei Weru?

Voß – Gerade zu Beginn meiner Tätigkeit war ich viel unterwegs und habe mich mit sehr vielen Weru-Händlern persönlich ausgetauscht. Anfang 2023 ging es noch um das Thema Lieferzeiten. Diese waren zu hoch, haben sich aber mittlerweile wieder normalisiert. Generell pflegen wir einen intensiven Austausch mit unseren Kunden. Das ist elementar für unsere Leistungsentwicklung, aber auch für die Wünsche an die Produktentwicklung.

GW – In welcher Form findet der Händler-Austausch statt?

Voß – Wir veranstalten zum Beispiel in regelmäßigen Abständen Weru-Stammtische in den Regionen. Das sind keine großen Händlertage, aber trotzdem wichtige Kommunikationsformen, um ein echtes Feedback von unseren Kunden zu bekommen. Wir haben in 2023 erstmalig mit unseren Händlern Best-Practice-Gruppen gebildet. Dabei soll es darum gehen, wie wir gemeinsam vorankommen. Einzelne Themen sollen dann im Team weiterentwickelt werden.

GW – Sie haben bereits viele Fachhändler persönlich kennen gelernt. Können Sie mit zwei Sätzen beschreiben, welche Eindrücke Sie gewonnen haben?

Voß – Die Weru Fachhändler zeichnen sich einerseits durch eine enge Verbundenheit mit uns und andererseits durch eine starke Positionierung in ihrem Umfeld aus. Dennoch gleicht kein Betrieb dem anderen, aber alle eint die Begeisterung für Fenster und Haustüren und die Professionalität auf der Baustelle und in der Beratung.

GW – Wie steht es mit Ihren Hauptlieferanten – beispielsweise im Beschlag Siegenia und im Profil Rehau? Sind die Partnerschaften auch für die Zukunft gesetzt?

Voß – Wir haben keinen Anlass, an den Partnerschaften zu zweifeln. Mit allen unseren Lieferanten pflegen wir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und Entwicklungspartnerschaft.

GW – Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit in der Unternehmensphilosophie von Weru?

Voß – Hier gibt es vor allem durch die Dovista-Konzernstruktur eine ganz klare Marschrichtung: Wir wollen das nachhaltigste Fensterbauunternehmen in Deutschland sein. Die skandinavischen Unternehmen sind in diesem Punkt übrigens schon viel weiter und wir bei Weru können von ihnen viel Know-how und praktische Umsetzungen übernehmen. Es gibt klare Ziele, was die CO2-Neutralität angeht, und es gibt auch klare Vorgehensweisen, wie wir die Nachhaltigkeitsziele erreichen. Konzernseitig orientieren wir uns an der Science Based Targets Initiative (SBTi). Dabei handelt es sich um ein globales Gremium, das es Unternehmen ermöglicht, ambitionierte Emissionsminderungsziele festzulegen, die sich an den neuesten Erkenntnissen der Klimawissenschaft orientieren.

GW – Plant Weru bzw. Dovista die Emissionen in allen Anwendungsbereichen zu kontrollieren und zu begrenzen?

Voß – Wir sind dabei, für alle unsere Produkte produktbezogene EPDs zu erstellen und alle eigenen und indirekten Emissionen zu erfassen. In den Kategorien Scope 1 und 2 streben wir bis 2030 eine Reduktion von 42 Prozent an. Darüber hinaus wollen wir auch alle anderen indirekten Emissionen erfassen, die bei der Herstellung und dem Transport von zugekauften Gütern, beim Vertrieb und der Nutzung unserer eigenen Fenster oder bei der Entsorgung entstehen. Unser Ziel ist hier eine Reduktion um 25 Prozent bis 2030.

GW – Wie integriert Weru Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft in die Produktions- und Entsorgungsprozesse?

Voß – Zum Beispiel, indem wir unseren Händlerkunden künftig einen Rücknahmeservice für Altfenster anbieten.

GW – Wie sieht die internationale Ausrichtung von Weru innerhalb des Dovista-Konzerns aus?

Voß – Generell verfolgt Dovista den Ansatz, in den jeweiligen Ländermärkten mit einem der Marktführer präsent zu sein. Weru als Premiumanbieter für Kunststofffenster hat diesen Anspruch für den deutschen Markt.

GW trifft Weru: Chefredakteur Daniel Mund im Gespräch mit Carsten Voß

Foto: Daniel Mund / GW

GW trifft Weru: Chefredakteur Daniel Mund im Gespräch mit Carsten Voß

GW – In dem Zusammenhang eine Frage zur Holzfenster-Marke Wertbau und zu den Vertriebsaktivitäten des Anbieters in Langenwetzendorf. Wie stellt man sich im Vertrieb hier auf?

Voß – In der klaren Konzentration auf die starke Marke Weru sehen wir den besten Hebel, um im deutschen Markt weiterhin erfolgreich zu sein.Das Werk in Langenwetzendorf wird vollumfänglich auf die Belieferung der Marke Egokiefer in der Schweiz umgestellt. Gleichzeitig stärken wir mit der zuverlässigen Belieferung mit Holz- und Holz-Aluminiumfenstern aus Langenwetzendorf unsere Schweizer Kolleginnen und Kollegen von EgoKiefer.

GW – Kann ein Weru-Händler auch Produkte anderer Dovista-Marken beziehen, wenn zum Beispiel das Preisniveau nicht passt?

Voß – Wenn unsere Partner bei Großprojekten mit anderen Preisniveaus argumentieren müssen, haben wir bisher über Objektvereinbarungen gute Lösungen auch mit Weru-Produkten gefunden. Für Dobroplast gibt es in Deutschland ein eigenes Kundensegment, das wir entsprechend mit Produkten aus Polen bedienen.

GW – Wie frei sind Sie bei Weru in Ihren Entscheidungen?

Voß – Ich erlebe einen offenen und direkten Austausch. Jede Marke hat ihre Positionierung und man traut den Verantwortlichen auf allen Ebenen zu, dass sie wissen, worauf es ankommt und was richtig ist. Natürlich müssen größere Entscheidungen auch mit der dänischen Zentrale abgestimmt werden, aber da ich gleichzeitig Vice President Dovista Commercial für den deutschen Bereich bin, stelle ich in gewisser Weise auch die Schnittstelle zur ­Zentrale in Dänemark dar.

GW – Welche Synergien ergeben sich für Weru innerhalb der Dovista-Gruppe?

Voß – Da gibt es viele: Zunächst einmal die Einkaufsposition, die eine so große Gruppe mit sich bringt. Aber auch über andere Synergien haben wir schon gesprochen: Wir müssen nicht alle bei Null anfangen, sondern können uns gegenseitig mit Know-how unterstützen. Ein weiteres Beispiel: Zu Pandemiezeiten haben sich die einzelnen Marken untereinander beim Personal ausgeholfen, wenn es ganz eng wurde.

GW – Gibt es eine klare Entscheidung über Messeauftritte 2024?

Voß – Das entscheiden wir kurzfristig, aber eine Messebeteiligung an der Frontale können wir ausschließen. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit unseren eigenen Veranstaltungen, über die wir ja gesprochen haben, einen viel intensiveren Austausch mit unseren Fachhändlern haben.

GW – Herzlichen Dank für die Informationen und alles Gute für den weiteren Jahresverlauf!

Das Gespräch in Rudersberg führte Chefredakteur Daniel Mund

Carsten Voß ist Weru-Geschäftsführer und in Personalunion auch Vice President ­Dovista Commercial.

Foto: Daniel Mund / GW

Carsten Voß ist Weru-Geschäftsführer und in Personalunion auch Vice President ­Dovista Commercial.
2023 hat Weru einzigartige Haustürdesigns mit neuartige Materialkombinationen entwickelt.

Foto: Weru

2023 hat Weru einzigartige Haustürdesigns mit neuartige Materialkombinationen entwickelt.

Weru-Fakten

Die 1843 gegründete Weru entwickelt, produziert und vertreibt Fenster (ca. 460 000) und Türen (ca. 14 300) aus Kunststoff und Aluminium primär für den privaten Wohnungsbau und den Renovierungsmarkt. Das Unternehmen hat Produktionsstätten am Stammsitz in Rudersberg nahe Stuttgart und in Triptis (Thüringen) und beschäftigt ca. 1000 Mitarbeiter. Zu seinen Kunden gehören über 800 autorisierte Fachhändler.

Seit 2021 gehört die Marke zur Dovista A/S, einem Verbund von führenden Marken für Fenster in Europa.

Die Gruppe besteht aus 13 Marken und beschäftigt mehr als 6600 Mitarbeiter. ­Dovista ist im Besitz der dänischen VKR Holding A/S – eines der angesehensten Unter­nehmen Dänemarks mit rund 19.800 Mitarbeitern und Aktivitäten (u. a. auch ­Velux) in mehr als 40 Ländern.

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