Der Europäische Wirtschaftsverband der Kunststofffensterprofil-Systemgeber (EPPA) hat kürzlich seine Mitgliederversammlung in Warschau abgeschlossen, die die jährliche Rotation des EPPA-Vorsitzes markiert und die Weichen für das kommende Jahr gestellt hat. Die Mitglieder dankten dem scheidenden Vorsitzenden Carsten Heuer für seine herausragenden Leistungen. Zu diesen gehörte die erfolgreiche Intensivierung des Dialogs mit dem europäischen Gesetzgeber und die Betonung der Bedeutung von Kunststofffenstern als Blaupause für nachhaltige Bauprodukte. Dieses verstärkte Engagement ebnete den Weg für fundiertere Diskussionen und ein besseres Verständnis der Rolle, die Kunststoffprofile im breiteren Kontext des nachhaltigen Bauens spielen.
Darüber hinaus kündigte EPPA die Gründung von zwei nationalen Niederlassungen an: EPPA Polska und EPPA Deutschland (vormals Qualitätsverband Kunstofferzeugnisse e.V.). Diese Niederlassungen werden als wichtige Plattformen dienen, um die Interessen der Kunststoffprofilsystemindustrie weiter zu fördern und die Zusammenarbeit in ihren jeweiligen Regionen zu stärken. „Wir haben unsere Organisation gestärkt und den Dialog mit wichtigen Entscheidungsträgern auf europäischer Ebene intensiviert. Damit ist der Verband gut aufgestellt, um die dringend notwendigen nächsten Schritte zu unternehmen, um den Fensteraustausch im Rahmen der EU-Sanierungswelle auch Wirklichkeit werden zu lassen", so der scheidende Präsident Carsten Heuer.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde der ehemalige Vizevorsitzende Alexander Franke von Profine als neuer Vorstandsvorsitzender EPPAs herzlich begrüsst. Unterstützt wird er in seinem Amt von Götz Schmiedeknecht (Salamander) als neuem Vizevorsitzenden. Gemeinsam skizzierten sie drei Prioritäten, die die Aktivitäten der EPPA in den nächsten 12 Monaten leiten werden:
Darüber hinaus setzt sich die EPPA für eine Intensivierung der Zusammenarbeit mit ihren nationalen Verbandsmitgliedern ein und erkennt den Wert gemeinsamer Anstrengungen und des Wissensaustauschs bei der Förderung der Ziele der Branche an. „Ich freue mich auf ein spannendes und produktives Jahr, in dem wir die strategischen Prioritäten des Verbandes zu erreichen und nachhaltiges Wachstum in der Kunststoffprofilsystembranche weiter vorantreiben werden", sagt der neue EPPA-Vorsitzende Alexander Franke, der bei Profine als Chief Supply Chain Officer (CSCO) agiert.
Die Mitgliederversammlung fand in Warschau parallel zur nationalen Konferenz des Fensterverbands POiD statt, bei der EPPA am ersten Nachmittag einen kompletten Konferenzblock gestaltete. Dieser drehte sich um das Thema ‚Warum der Green Deal Kunststofffenstersysteme braucht‘.
Während der Konferenz verkündete EPPA zudem den Start des OKNOREC Kunststofffenstersammel- und Recyclingprojekts in Polen. Diese Initiative zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Recyclingfähigkeit von alten PVC-Profilen aus Fenstern zu schärfen. Das Hauptaugenmerk des Projekts liegt auf der Verbesserung der Sammelprozesse für PVC-Profile, um deren ordnungsgemäßes Recycling zu gewährleisten und den Abfall zu minimieren. Das Projekt OKNOREC fügt sich nahtlos in die übergeordneten Ziele der EPPA im Rahmen des VinylPlus Sustainability Commitment 2030 ein. Während der Europaabgeordnete Hetman „dem OKNOREC-Projekt die Daumen drückte“, sind die Hersteller von Kunststofffenster-Profilsystemen entschlossen, weiterhin industrieeigene Rücknahmenetzwerke aufzubauen, die das PVC aus alten Fenstern in einem geschlossenen Kreislauf halten.
3 Fragen an Alexander Franke
Redaktion: Herr Franke, was sind die derzeit priorisierten Ziele des Verbandes EPPA?
Alexander Franke: Erstens: Wir möchten im politischen Dialog Sorge dafür tragen, dass dem Austausch von Fenstern im Rahmen der Dekarbonisierungsziele des Gebäudesektors eine größere Bedeutung beigemessen wird. Erfolgreiche Subventionsprogramme einzelner EU-Staaten zeigen, welche Potenziale freigesetzt werden können. Für uns ist dies durchaus eine Inspiration, solche Konzepte weiterzudenken.
Zweitens haben wir uns klar dazu verpflichtet, unsere Recyclingmengen in den Folgejahren weiter zu erhöhen und unsere Vorreiterrolle für PVC-Recycling auszubauen. Dazu gehört aber bei weitem nicht nur die Selbstverpflichtung an sich. In den Themenfeldern Zertifizierung von Recyclingprozessen, Verbringung von Abfällen und Wertstoffen sowie Normung steht eine Vielzahl an Aufgaben an, welche flankierend zur Erhaltung unserer Recyclingziele unabdingbar sind.
Drittens: Das Thema Nachhaltigkeit wollen und müssen wir in der Lieferkette weiterdenken. Der Dialog mit Zulieferern sollte in der Breite vertieft werden. Die sich stetig verschärfenden Ziele der EU werden dazu führen, dass wir den Transformationsprozess von Rohstoffen und entsprechenden Produktionsverfahren noch enger vernetzen und gegebenenfalls beschleunigen müssen. Immerhin trägt Scope 3 in unserer Industrie zu mehr als zwei Dritteln aller Emissionen bei.
Redaktion: Wo wollen Sie persönlich die Schwerpunkte Ihrer Arbeit als Vorstandsvorsitzender legen?
Franke: Die numerische Reihenfolge der EPPA-Ziele ist bewusst gewählt und prägt auch die Frage meiner persönlichen Schwerpunkte. Gleichzeitig kann ich aber nicht gänzlich verschweigen, dass ich aufgrund meiner unternehmerischen Berufung ein großes Augenmerk auf die Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette werfe und mir daher durchaus vorstellen kann, dieses Themenfeld im Laufe der kommenden Legislatur stärker zu bearbeiten, sofern dies den Zuspruch der Verbandsmitglieder findet.
Redaktion: Wo sehen Sie die größten aktuellen Herausforderungen für die Branche, in Europa und speziell auch in Deutschland?
Franke: Die Diskussion um das deutsche Heizungsgesetz ist in aller Munde. Es könnte landläufig der Eindruck entstehen, dass mit dem Kauf einer Wärmepumpe die Klimaziele im Gebäudesektor im Alleingang erfüllt werden können. Dem wird kaum so sein - insbesondere, wenn man sich ansieht, welche Effizienzziele die EU für Gebäude der Klassen E-G bis 2033 verpflichtend aussprechen möchte.
Für mich steht die unerschütterliche Überzeugung, dass eingesparte Energie die effektivste Form der Reduzierung von Emissionen ist. Gleichzeitig zahlt sich die Investition in PVC-Fenster vergleichsweise schnell für den Verbraucher in Form reduzierter Energierechnungen aus, welches die Argumentation überproportional stärkt, zumal die Bezahlbarkeit der Klimawende für den Verbraucher das Thema schlechthin ist!