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Einbruch vorbeugen: Wir räumen mit 6 Mythen rund um den Einbruchschutz auf

Die aktuell veröffentlichte Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 für Deutschland zeichnet ein klares Bild: Die Wohnungseinbrüche stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 18 % auf insgesamt 77.819 Fälle. Die geschätzte Schadenssumme durch diese Einbrüche lag bei etwa 330 Millionen Euro. Doch dem Trend kann durch technische Neuerungen Einhalt geboten werden – schließlich konnten laut Kriminalstatistik auch fast die Hälfte der Einbruchversuche (ca. 46,3 %) durch wirksame präventive Maßnahmen verhindert werden. Dazu gehören vor allem einbruchhemmende Türen und Fenster.  Wie sich die Einbruchhemmung von Fenstern und Türen verbessern lässt und dazu der Staat sowohl steuerliche Anreize als auch Möglichkeiten der Zuschussförderung im Rahmen energetischer Sanierungsmaßnahmen bietet, darüber informiert der Verband Fenster + Fassade.

Beim Einbruchschutz gilt: Zuerst mechanischer Schutz, danach elektronische Ergänzungssysteme. Das bedeutet, dass zunächst für eine gute mechanische Sicherung von Türen und Fenstern gesorgt werden sollte, um Einbrecher fernzuhalten. Elektronische Lösungen wie Einbruchmeldeanlagen können dies allein in der Regel nicht verhindern, können jedoch als zusätzliche Sicherungsmaßnahmen dienen!

Sicherheit schaffen durch hohe Widerstandsklassen

Drei Viertel aller Einbrecher benötigen nur einen Schraubenzieher, mit dem sie die Fenster oder Türen im Handumdrehen aushebeln können – das sagt die Polizei. Daher sind einbruchhemmende Fenster und Türen mit einem hohen Schutz zu empfehlen. Verlassen können sich Verbraucher auf die Widerstandsklassen, die den Einbruchschutz von Fenstern und Türen definieren. Seit 2011 hat sich das Kürzel „RC“ (Resistance Class) etabliert, das die frühere deutschlandspezifische Bezeichnung „WK“ (Widerstandsklasse) ablöste. Die Änderung erfolgte im Rahmen der Norm DIN EN 1627, die eine europaweit einheitliche Klassifizierung einbruchhemmender Bauteile sicherstellt. 

In der heutigen Zeit ist es üblich, dass Eigenheime mit einem Einbruchschutz der Widerstandsklasse RC2 ausgestattet werden. Hier unterscheidet man zwischen der Klasse RC2, die sowohl den Rahmen als auch die Verglasung gegen Einbrüche schützt, und der Klasse RC2N, die den gleichen Schutz für den Rahmen bietet, jedoch keine spezielle einbruchhemmende Verglasung erfordert.

„Diese Sicherheitsstufen bieten einen soliden Basis-Schutz gegen Einbrüche. Für diejenigen, die ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben, ist die Klasse RC 3 eine weitere Option, die noch mehr Widerstand gegen Einbruchsversuche bietet. Es ist eine Investition in die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bewohner“, erklärt VFF-Geschäftsführer Frank Lange.

Ab Widerstandsklasse RC 2 leisten Fenster und Türen bereits wirksamen Schutz gegen die üblichen Einbruchwerkzeuge wie Schraubendreher, Zangen oder Keile, und halten Einbruchsversuchen für mindestens 3 Minuten stand. Die Klasse RC 1 schützt hingegen nur gegen Vandalismus durch körperliche Gewalt. „Versuchen die Täter zusätzlich, mit einem zweiten Schraubenzieher und mit einfachem Bohrwerkzeug die Fenster und Türen zu öffnen, ist die Widerstandsklasse RC 3 empfehlenswert”, schließt Lange an. „Denn diese verlangt eine einbruchhemmende Verglasung und erhöht die Widerstandszeit auf 5 min“.

So lassen sich Fenster und Türen nachrüsten

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Neben der Berücksichtigung des Einbruchschutzes beim Neubau können Sie auch im Bestand nachrüsten. Bei Fenstern bieten sich abschließbare Griffe, ein An- oder Aufbohrschutz und einbruchhemmende Sicherheitsbeschläge wie Pilzkopfverriegelungen und passende Sicherheitsschließstücke auch bei der Nachrüstung an. Wenn die vorhandenen Elemente bereits veraltet sind, empfiehlt sich aber der komplette Austausch mit neuen Fenstern. Für den optimalen Einbruchschutz an Türen wird die Verwendung einer Mehrfachverriegelung gemäß DIN 18251, idealerweise mit Stangenverriegelung oder Schwenkhaken, bereits einen hohen Sicherheitsschutz leisten. Heutige Innovationen verbinden verbesserte Mechanik mit Automatisierung und ermöglichen Ihnen Schutz und Sorgenfreiheit. 

Das gibt der Staat dazu

Der Jahresvergleich zeichnet ein klares Bild: in 15 von 16 Bundesländern ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleich der Jahre 2022 und 2023 teilweise deutlich angestiegen.

ABUS

Der Jahresvergleich zeichnet ein klares Bild: in 15 von 16 Bundesländern ist die Zahl der Wohnungseinbrüche im Vergleich der Jahre 2022 und 2023 teilweise deutlich angestiegen.

Seit Juli 2022 steht das direkte Förderprogramm der KfW 455-E für Einbruchschutz nicht mehr zur Verfügung. Dennoch kann im Rahmen einer energetischen Sanierung mit neuen Fenstern und Türen bei Einhaltung der förderfähigen Mindeststandards für die Wärmedämmung sowohl eine Zuschussförderung von 15 % im Rahmen der BEG oder eine steuerliche Förderung in Höhe von 20 Prozent nach § 35c EstG genutzt werden. „Durch die Kombination von besserer Wärmedämmung und Einbruchschutz erreicht man beides: Kostenersparnis durch bessere Energieeffizienz und mehr Sicherheit gegen Einbruch bei gleichzeitiger Wertsteigerung der Immobilie“ so Lange.

Welche Förderung für das Eigenheim die beste Lösung ist, kann über den kostenlosen VFF Fördermittel-Assistenten (Förderrechner) mit wenigen Klicks herausgefunden werden. Ergänzende Hinweise sind auf der Homepage „fenster-koennen-mehr.de“ unter dem Reiter „Förderung“ eingestellt. Hier werden gegebenenfalls auch ergänzende Landes- und Kommunalförderungen mit aufgeführt.

Besorgniseregende Polizeistatistik

Die im April 2024 vorgestellte Polizeistatistik besagt: Nachdem die Zahl der Wohnungseinbrüche 2022 erstmals seit Jahren wieder angestiegen war, hat sich dieser Trend auch 2023 mit 77 819 Fällen (+18 %) fortgesetzt. In allen Bundesländern steigt die Zahl der Einbrüche in Häuser und Wohnungen stark an. Dabei ist Berlin mit 8323 Fällen Spitzenreiter, ein Anstieg von 35 %. Insgesamt konnten lediglich 15 % dieser Wohnungseinbrüche aufgeklärt werden. Viele Einbrüche finden dann statt, wenn die Menschen arbeiten oder ihren Freizeitaktivitäten nachgehen – also tagsüber, am frühen Abend oder am Wochenende. In Zahlen bedeutet das: 37 % der Einbrüche werden von Tageswohnungseinbrechern begangen.

Dringt der Täter nicht in den Wohnraum ein, sondern verschafft sich Zutritt ins Gebäude oder aufs Grundstück, wird das Ganze als „Diebstahl aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen“ bezeichnet. In diesem Bereich stieg die Zahl der erfassten Fälle 2023 erneut sprunghaft an: um 26 % auf 101 024 Fälle. „Insgesamt zählten die deutschen Versicherer 2023 rund 95 000 Wohnungseinbrüche, genauso viele wie 2019, vor der Corona- Pandemie“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Aufgrund der gestiegenen Fallzahlen leisteten die Versicherer 2023 deutlich mehr für Wohnungseinbrüche: Die Schadenhöhe wuchs um 70 Mio. auf 340 Mio. Euro. Der Schadendurchschnitt sei von 3350 auf den Rekordwert von 3500 Euro gestiegen. Wichtig zu wissen: Die mechanische Sicherheitstechnik an Fenster und Türen zeigt Wirkung. Der Versuchsanteil von über 46 % bei Wohnungseinbrüchen belegt, dass oftmals Einbrecher nach einer gewissen Zeit wieder das Weite suchen. So kann der tatsächliche Einbruch oft vereitelt werden: Mit der richtigen Sicherheitstechnik erschwert man es den Kriminellen ins Haus oder in die Wohnung zu gelangen und diese ziehen dann weiter.

Der Tag des Einbruchschutzes

Unter dem Motto „Eine Stunde mehr für mehr Sicherheit“ findet jährlich am Tag der Zeitumstellung (2024: 26.10.) der Tag des Einbruchschutzes statt, wenn die mitteleuopäische Sommerzeit endet. Mit dem Tag des Einbruchschutzes machen sowohl die örtlichen Polizeidienststellen als auch die Partner der Kampagne mit vielen Aktionen und Informationsveranstaltungen auf die hohe Zahl der Wohnungseinbrüche aufmerksam.

6 Mythen zum Thema Einbruchschutz

Einbrecher nutzen gern den Schutz der frühen Dämmerung von Herbst und Winter. Stimmt es aber, dass Einbrecher häufig nachts kommen? Und ist vielleicht die Alarmanlage eine sinnvolle Alternative? Wir räumen auf mit den Mythen rund um den Einbruchschutz.

Rainer Fuhrmann - stock.adobe.com

Einbrecher nutzen gern den Schutz der frühen Dämmerung von Herbst und Winter. Stimmt es aber, dass Einbrecher häufig nachts kommen? Und ist vielleicht die Alarmanlage eine sinnvolle Alternative? Wir räumen auf mit den Mythen rund um den Einbruchschutz.

Einbrecher nutzen gern den Schutz der frühen Dämmerung von Herbst und Winter. Das ist unbestritten. Stimmt es aber, dass Einbrecher häufig nachts kommen? Wo wird eigentlich am häufigsten eingebrochen? Und ist vielleicht die Alarmanlage eine sinnvolle Alternative?

  • „Einbrecher kommen nachts…“: Irrtum! Einbrecher kommen oft tagsüber, wenn üblicherweise niemand zu Hause ist, nämlich zur Schul-, Arbeits- und Einkaufszeit, am frühen Abend oder an den Wochenenden. In der dunklen Jahreszeit nutzen Einbrecher oft die frühe Dämmerung aus.
  • „Ich kaufe mir am besten eine Alarmanlage…“: Ebenfalls Irrtum! Mechanische Sicherungen sollten auch in Sicherungsplanungen an oberster Stelle stehen. Sie sind die wesentliche Voraussetzung für einen wirksamen Einbruchschutz. Einbruchmeldeanlagen dagegen verhindern keinen Einbruch, sondern melden ihn nur. Dennoch gilt auch hier: Für Einbrecher wird das Risiko entdeckt zu werden, wesentlich erhöht.
  • „Ich bin ja versichert…“: Sich nach dem Motto „Ich bin ja versichert und bekomme alles ersetzt“ auf einen Versicherungsschutz zu verlassen, kann verhängnisvoll sein. Schon viele Betroffene mussten nach einem Einbruch feststellen, dass sie unterversichert waren. Abgesehen davon kann auch die beste Versicherung keine ideellen Werte wie lieb gewonnene Erinnerungsstücke ersetzen und schon gar nicht das verloren gegangene Sicherheitsgefühl zurückbringen oder psychische Folgen lindern.
  • (Große) Fenster sind schnell geknackt!: Es ist für viele nach wie vor das Hauptargument gegen große Fenster- oder Glasfronten: Die Einbruchsicherheit. Und tatsächlich ist es häufig kein Problem für Langfinger, durch ein Fenster ins Haus zu kommen. Ein ungesichertes Fenster hält im Durchschnitt knapp 10 Sekunden einem Einbruchsversuch stand. Aber: Bauelemente, die nach der Widerstandsklasse RC2 hergestellt und montiert wurden machen es dem Einbrecher sehr schwer. Dann braucht der „Gelegenheitstäter“ mit einfachen Werkzeugen wie Schraubendreher, Zange und Keil mindestens 3 Minuten.
  • Ein gekipptes Fenster ist ein offenes Fenster. Das hat in der Vergangenheit immer so gegolten. Denn ein gekipptes Fenster kann in der Regel einem Einbrecher keinerlei Hindernis bieten. In den meisten Fällen zahlt hier auch nicht die Versicherung. Es gibt mittlerweile aber auch Beschlagsentwicklungen, die eine Kippstellung der Fenster in Zusammenhang mit einer RC2 Widerstandsklasse möglich machen.
  • Nachrüsten ist teuer. Im Verhältnis ist es eher eine kleine Investition, wenn man dadurch verhindern kann, dass ungebetene Gäste das Haus betreten. Es gilt natürlich immer abzuwägen, ob eine Nachrüstlösung bei den Bestandsfenstern lohnenswert ist. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich die Nachrüstung bezuschussen zu lassen (siehe Informationen dazu weiter oben).