Die Organisatoren um Christoph Rellstab und Urs Uehlinger hatten sich ihre Jubiläumsveranstaltung ganz anders vorgestellt. Coronabedingt konnten die 10. windays aber nicht im Bieler Kongresshaus vor Publikum, sondern ausschließlich nur online stattfinden. Das neue Format funktionierte aber einwandfrei: Dank professioneller Technik konnten Zuschauerinnen und Zuschauer auch von zuhause aus Fragen stellen. Und über eine spezielle virtuelle Plattform (wonder.me) ermöglichten die Veranstalter der Berner Fachhochschule BFH in den Pausen sogar den Austausch unter den teilnehmenden Fachleuten.
Insgesamt profitierten damit in diesem Jahr über 180 Teilnehmende von vielen spannenden Inhalten.
Norbert Winterberg von der Berner Fachhochschule BFH erläuterte beispielweise die wirtschaftlichen Entwicklungen im Bau-, Fenster- und Fassadenmarkt. Grundsätzlich zeichnete der Experte ein positives Bild für die nähere Zukunft. Es seien Nachholeffekte spürbar und die Prognosen für die wesentlichen Indikatoren zeigten wieder nach oben. Erfreulich zu werten ist sicher auch die Tendenz zum Kauf von teureren Fenstern.
Über technische Weiterentwicklungen berichtete Matthias Dick. Der Business Development Manager von Sika präsentierte riesige Gläser mit Abmessungen von 15 x 3 m oder neue Glasbeschichtungen, die ein verbessertes Energiemanagement erlauben. Auch die erhöhte Sicherheit durch Verklebungen von Glas und Rahmen fehlten in diesem Referat nicht.
Direkt aus Wien zugeschaltet, stellte Peter Schober von der Holzforschung Austria smarte und energieeffiziente Fensterprototypen vor. Sie tragen den Namen „Morgenfenster“, weil der Begriff Fenster der Zukunft schon so oft verwendet wird. Alle vier gezeigten Modelle weisen mechatronische Antriebe sowie automatisierte Lüftungsmöglichkeiten auf und basieren auf Vakuumglas. Das Spezielle sind jedoch die verschiedenen Öffnungsarten. In Österreich wurden die vier Prototypen 300 Fensterbauern vorgestellt (die GLASWELT berichtete). Sie sehen beim nach innen öffnenden Dreh-Fenster und dem Abstell-Schiebe-Fenster das größte Innovations- und Umsetzungspotenzial. Einen wichtigen Punkt erwähnte Peter Schober mehrmals: Trotz mechatronischen Beschlägen soll das Erlebnis „Fenster öffnen“ den Nutzern erhalten bleiben.
Für das an den letzten windays präsentierte „Autowindow“ von der Berner Fachhochschule gibt es ein Nachfolgeprojekt. Unter dem Namen „M-Window“ wird es weiterentwickelt, um die Digitalisierung von Fenstersystemen für Endverbraucher zu ermöglichen. Wie Urs Uehlinger ausführte, sollen Lüftungs-, Sicherheits-, und Lärmfunktionen automatisiert werden, bei gleichzeitiger Verbesserung der Energieeffizienz. Eine der Herausforderungen besteht darin, Schallschutz und Lüftung intelligent zu vereinen. Schlafzimmerfenster in urbanen Gebieten erfordern zum Beispiel eine solche Kombination. Das Projekt läuft bis 2023.
Auf dem Weg in die digitale Zukunft
Die von der Berner Fachhochschule initiierte Werkstatt der Zukunft soll eine offene und neutrale Lern-, Entwicklungs-, Test- und Demoumgebung im Originalmaßstab sein. Laut Rolf Baumann von der BFH verfolgt er mit seinem Team das Ziel, in dieser Werkstatt die Vorteile von Massen- und Einzelfertigung zu vereinen: Mit tiefen Kosten flexibel und in hoher Qualität zu produzieren. Digital gut vernetzt, sollen Produkte individualisiert werden. Dabei setzt Rolf Baumann auch großen Wert auf ein gutes Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie auf konsequente Kundenorientierung.
Die nächste Veranstaltung wird am 23. und 24. März 2023 stattfinden.