Herr Hilzinger, wie hat die Pandemie den Markt aus Ihrer Sicht verändert?
Das Handwerk und somit auch wir in der Fensterbaubranche konnten glücklicherweise nahezu uneingeschränkt weiterarbeiten. Hier gab es lediglich einzelne Verschiebungen im Bereich der Montage im bewohnten Altbau. Man merkt aber schon, dass eine gewisse Zurückhaltung, vor allem im Privatsegment zu spüren ist. Leider ist davon auszugehen, dass uns die Krise mit Verzögerung auch noch tangieren wird. In unsicheren Zeiten spart man sich eine Investition eher auf. Das Kaufverhalten ändert sich zudem. Man muss dennoch abwarten wie sich die Situation in Zukunft entwickeln wird. Die schweren wirtschaftlichen Folgen sind noch nicht final abzusehen. Trotz allem bin ich der Überzeugung, dass wir gestärkt aus der Krise hervorgehen werden. Es wird mit großer Sicherheit weiterhin so sein, dass man in sein Eigenheim investieren wird. Mit unserer differenten Vertriebsstruktur in den Segmenten Fachhandel und Objektgeschäft sind wir breit aufgestellt. Darüber hinaus wird sich auch in unserer Branche das Online-Geschäft zunehmend etablieren und auch die Digitalisierung wird voranschreiten.
Was kurbelt die Wirtschaft aus Ihrer Sicht jetzt wieder an?
Das ist branchenbezogen unterschiedlich zu bewerten. Der Einzelhandel und die Gastronomie oder Hotelerie, um nur einzelne Beispiele zu nennen, werden sicherlich lange Zeit brauchen, um die Defizite aufzuarbeiten. Es brauche aber auch in Zukunft Modelle und Programme, die den Steuerzahler in irgendeiner Form entlasten. Mit der Senkung der Mehrwertsteuer ist beispielsweise ein Grundstein gelegt. Auch für unsere Branche ist die seit dem 01.01.2020 laufende steuerliche Förderung für Fenster und Türen im Rahmen des Klimaschutzpaketes für den Sanierer sehr attraktiv, bei der es bei gewissen Voraussetzungen 20 Prozent der Summe zurückgibt.
Welche positive Erkenntnis nehmen Sie aus der der Krise mit?
Die eingeschränkte Reisetätigkeit hat uns natürlich alle vor entsprechende Herausforderungen gestellt. Mit unserer dezentralen Struktur und den 20 Standorten waren Besuche und der persönliche Austausch innerhalb der Werke nicht möglich. Auch Treffen mit Kunden und Lieferanten blieben weitestgehend aus. Telefon- und Videokonferenzen gehen sicherlich als Gewinner aus der Pandemie hervor. Da haben auch wir im Unternehmen positive Erfahrungen gemacht. Meetings konnten problemlos durchgeführt werden. Auch wenn der persönliche Kontakt sicherlich noch an oberster Stelle steht, wird man sich in Zukunft schon fragen, ob die eine oder andere Auto-, Flug- oder Bahnreise denn wirklich sein muss, oder ob dieses Treffen nicht auch digital durchführbar wäre. Die stark zunehmende Home-Office-Tätigkeit ist sicherlich ebenfalls positiv zu bewerten. Ich denke, dass die flexible Arbeit über Home-Office auch jetzt in vielen Betrieben angekommen ist.