„Um die Folgen der Corona-Pandemie für die Branche besser beurteilen zu können, haben wir unsere Mitgliedsunternehmen zu den Auswirkungen auf deren aktuelle Geschäftstätigkeit befragt“, so Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des Fachverbandes Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) und betont, dass die Umfrageergebnisse jedoch ausschließlich für den Baubeschlagbereich gelten. Die Erhebung wurde vom 31. März bis zum 2. April 2020 durchgeführt. Insgesamt haben sich 27 Unternehmen daran beteiligt.
Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus hat auch die Industrieunternehmen erreicht, nachdem zuerst der Dienstleitungssektor mit drastischen Einbrüchen konfrontiert worden ist. Die Bauindustrie und damit ihre Zulieferer folgen dieser Entwicklung mit einer leichten Verzögerung. Im Schloss- und Beschlagbereich berichten inzwischen annähernd 60 Prozent der Unternehmen von Umsatzrückgängen, die im Mittel bei rund 20 Prozent liegen. Für einige Hersteller lagen die März-Umsätze noch auf konstantem Niveau bzw. leicht über Plan. „Erklärt wird dies mit möglichen Lageraufstockungen beim Handel und den Verarbeitern, um absehbaren Produktionsausfällen entgegenzuwirken. Für den April wird aber seitens der Schloss- und Beschlaghersteller mit deutlichen Rückschlägen gerechnet“, so Koch weiter. Ein Blick auf die Auftragseingänge bestätigt das: hier melden bereits zwei von drei Unternehmen Rückgänge in Höhe von durchschnittlich rund 22 Prozent.
Jeder neunte Befragungsteilnehmer meldet bereits jetzt Auftragsstornierungen über das übliche Maß hinaus. Allgemein wird der April als entscheidender Monat für die Stärke des Rückganges angesehen.
Gut vierzig Prozent der Mitgliedsunternehmen berichten von Produktionsausfällen. Als Grund dafür halten sich fehlendes Personal, beispielsweise aufgrund von „normaler“ Krankheit, Quarantäne, häuslicher Isolation oder fehlender Kinderbetreuung, und bereits heute gestörten Lieferketten ungefähr die Waage. Sofern die Lieferketten bisher noch nicht beeinträchtigt sind, reichen die Vorräte nach heutiger Einschätzung meist für ein bis zwei Monate.
Bei zwei Drittel der Schloss- und Beschlaghersteller werden bereits Arbeitszeitguthaben abgebaut, in über vierzig Prozent der Unternehmen wurde Urlaub angeordnet. Jeder vierte Hersteller hat bereits Kurzarbeit eingeführt, weitere sechzig Prozent haben dies konkret geplant. Die Bandbreite der Kurzarbeitsdauer spiegelt die große Ungewissheit wider. Sie reicht von vier Wochen bis zu neun Monaten, aber auch beim Umfang ist kein einheitliches Bild zu erkennen.
Die vorübergehende Schließung von Betriebsteilen kommt nur in Einzelfällen in Betracht und auch der Personalabbau scheint sich aufgrund der vereinfachten Kurzarbeitsregeln in 85 Prozent der Unternehmen vermeiden zu lassen.
Unternehmer treten auf die Investitionsbremse
Weniger als ein Viertel der Unternehmen will an seinen bisherigen Investitionsplänen festhalten, in fast jedem zweiten werden sie zurückgestellt. Annähernd dreißig Prozent der befragten Unternehmer gehen von einer reduzierten Investitionstätigkeit aus.
Die Unterstützungsmaßnahmen von staatlicher Seite werden von den Befragungsteilnehmern unterschiedlich bewertet. So erhält die Erleichterung beim Zugang zu Kurzarbeitergeld von fast 75 Prozent Zustimmung, die Möglichkeit der Steuerstundung halten über siebzig Prozent für hilfreich. Überbrückungskredite und Bürgschaften hält nur jeder vierte für sein Unternehmen zur Erhöhung der Liquidität für sinnvoll. Eine größere Zustimmung finden Zuschüsse durch Bund und Länder, diese Hilfen finden bei 37 Prozent der Befragten Zustimmung. EU, Bund, Länder und Gemeinden sind derzeit äußerst kreativ in der Schaffung weiterer Hilfsangebote, so dass nur ein kleiner Ausschnitt in der Umfrage berücksichtigt werden konnte. Wichtig wird vor allem sein, wie schnell die Hilfe tatsächlich in den Unternehmen ankommen wird. Vereinzelt wurde uns im Rahmen dieser Umfrage bereits von zügiger Bearbeitung und Genehmigung berichtet.