Für den Fenster- und Türenhersteller aus Arnstein-Gaenheim in der Nähe von Würzburg bringt die Automation seiner Beschlaglinie gleich mehrere entscheidende Vorteile. So lassen sich mit dem Maco Mult-Matic auch Sonderfenster mit einbruchhemmenden Beschlägen problemlos in Serie fertigen. „Das ist eine ganz wichtige Sache für uns, dass wir eine standardmäßige Sicherheit für unsere RC 1 N- bzw. RC 2 N-Fenster erreichen“, erklärt Scheuring. Zudem schätzt der Geschäftsführer die Einsparung von Lagerkapazität, die die Umstellung auf die automatisierte Beschlaglinie mit sich bringt.
Der Multi-Matic sei im Anschlag wesentlich schneller und benötigt weniger Bauteile als sein Vorgänger Multi-Trend, den auch Scheuring bisher verarbeitet hat. „Wenn du weniger Bauteile hast, musst du auch weniger aufbewahren und kannst schneller fertigen“, erläutert er die Vorteile. Noch wichtiger als die Zeitersparnis sei für ihn aber die Flexibilität, die er mit der Einführung des neuen Beschlages gewinne. Denn schließlich werde er bald wesentlich effizienter auf die Auftragslage reagieren können.
In Zukunft könne die Produktion in kürzester Zeit hochgefahren werden, wenn es die Situation erfordere. Und: Mit dem neuen Beschlag könne er automatisiert fertigen – das sei aber nicht zwingend erforderlich.
Widerstandsfähiger Beschlag in Japan begehrt
Der deutliche Flexibilitätsgewinn werde dem Unternehmen vor allem im Export nutzen, ist sich Scheuring sicher. Seit Jahren registriert er zunehmende Bestellungen aus dem Ausland. In regelmäßigen Abständen gehen beispielsweise Großaufträge aus Japan bei ihm ein. 40-Fuß-Container mit Holzfenstern müssen dann so schnell wie möglich auf ihre Reise geschickt werden. Die Geschäftsbeziehung mit dem japanischen Hausbauer besteht inzwischen seit sieben Jahren.
Ein wichtiger Grund für diese Kontinuität ist laut Scheuring neben dessen Begeisterung für die Qualität seiner Holzfenster die korrosionshemmende Beschlagsbeschichtung Tricoat-Plus, an der Salze, Säuren oder Laugen ohne Wirkung abperlen. „Wichtig ist dem Kunden, dass die Beschläge auch den extremen Witterungseinflüssen küstennaher Regionen dauerhaft widerstehen.“
Über einen Kunden aus Hamburg lieferte sein Unternehmen hurrikangeprüfte Holz-Aluminium-Fenster in Dreh-Kipp- und Hebeschiebetürausführung mit Tricoat-Beschichtung nach Florida. Die sturmerprobten Elemente wurden in den USA auf Herz und Nieren getestet und hielten den Naturgewalten stand.
Scheuring versichert: „In Japan, aber auch auf Mallorca und in den USA, sei der Tricoat-Plus Beschlag“, den der österreichische Beschlagsspezialist vor Kurzem durch eine Lackmodifizierung noch weiter optimiert habe, „bisher hervorragend angenommen worden.“
Ein Kunde aus Würzburg bestellte bei Scheuring Fenster mit beständigen Beschlägen für ein Objekt auf Mallorca. Weil diese Bitte mit dem herrkömmlichen Multi-Trend kurzfristig schwer zu erfüllen war, sei daraufhin endgültig die Entscheidung gefallen, auf den Multi-Matic umzusteigen.
Jetzt erreiche man mit dem Beschlag in Verbindung mit der speziellen Beschichtung eine gewisse Alleinstellung am Markt, ist Scheuring überzeugt „Wir wollten immer flexibel sein und haben uns eine breite Fenster-Typenpalette zum Ziel gesetzt. Dafür ist es von unschätzbarem Vorteil, wenn wir im Beschlagbereich einheitlich sind.“ —
Klaus Scheuring im Interview
GLASWELT – Was war der Anlass für Sie, jetzt die Produktpalette auf ein IV 77 umzustellen?
Klaus Scheuring – Die gestiegenen Anforderungen an den Wärmeschutz, für KfW-Fenster gilt jetzt 0,95 W/m2K , immer mehr 3-fach-Gläser und die damit verbundenen dickeren Glasaufbauten.
GLASWELT – Was war die besondere Herausforderung bei der Umstellung Ihrer bestehenden Weinig-Koch-Anlage?
Scheuring – Die Vielzahl an neuen Systemen: Wir haben unsere Fertigungsmöglichkeiten auf 12 Fenster- und 9 Haustürsysteme erweitert. Damit verbunden mussten die Stammdaten und die Steuerungselemente komplett neu eingepflegt werden.
GLASWELT – Sind noch größere Fenster-Bautiefen mit der Anlage herstellbar?
Scheuring – Ja, mit unserem Holz-Holz-System lassen sich Bautiefen bis 100 mm realisieren.
GLASWELT – Haben Sie die bestehende Anlage mit neuen Werkzeugen ausgestattet? Wer ist der Lieferant?
Scheuring – Ja, wir haben jetzt einen kompett neuen Werkzeugsatz von Oppold. Lange Zeit waren wir Kunde bei Leitz, doch Oppold und vor allem der Fachberater Christian Schulz, der uns schon seit vielen Jahren betreut, das Projekt begleitet hat und immer nach der wirtschaflichsten Lösung suchte, haben hier den Ausschlag gegeben.
GLASWELT – Mit welcher Steuerung/Software arbeiten Sie? Was mussten Sie hier bei der Umstellung beachten?
Scheuring – Die Steuerung kommt von Autego und die Fensterbausoftware von Adulo. Die Leitrechner an der Weinig-Koch-Anlage arbeiten noch mit einem QNX-Betriebssystem. Deshalb mussten die Daten von der Fensterbausoftware entsprechend angepasst werden. Wir haben eine Software-Erneuerung für nächstes Jahr geplant und dabei außer Adulo auch noch 3E im Fokus.
GLASWELT – Was zeichnet Ihre Fertigung aus? Wer sind Ihre Kunden?
Scheuring – Wir haben uns vor einigen Jahren breit aufgestellt – können Stückzahlen produzieren, aber auch den mittleren bis gehobenen Wohnungsbau sowie das Objektgeschäft bedienen. Unsere Stärken liegen eindeutig in der Abwicklung von mittleren bis gehobenen Alt- und Neubauten. Wir bedienen Kunden im Umkreis von rund 80 km, sind aber auch stark im Rhein-Main-Gebiet und in Berlin/Brandenburg aktiv. Ein weiteres wichtiges Standbein ist der Export. Hier haben wir seit über sieben Jahren einen Kunden in Tokio, der von uns Holzfenster bezieht und wir liefern seit 2012 auch nach Südkorea.
Die Fragen stellte Daniel Mund, stv. Chefredakteur der GLASWELT.