Der Eindruck einer ersten Umfrage habe sich jetzt, rund sechs Wochen später, bestätigt, heißt es: Die Rückgänge der zweiten Märzhälfte konnten die Umsätze für das erste Quartal „nur“ bei rund 29 % der Unternehmen ins Minus treiben, wobei die Einbußen im Mittel bei rund zehn Prozent gelegen haben. Dank eines guten Jahresbeginns meldeten ebenfalls 29 % noch konstante Quartalsumsätze, bei knapp 42 % der antwortenden Unternehmen sind die Umsätze sogar noch gestiegen, im Mittel um rund sechs Prozent.
In der ersten Hälfte des zweiten Quartals konnte aber nur noch jedes achte Unternehmen konstante bzw. steigende Umsätze melden. Alle anderen meldeten Umsatzrückgänge, die im Mittel gut zwanzig Prozent betragen haben. Die Bandbreite war dabei recht groß, es wurde von Einbußen zwischen fünf und sechzig Prozent berichtet.
Auch die Auftragseingänge lassen nicht auf eine kurzfristige Besserung schließen, eher im Gegenteil. Im Inlandsgeschäft melden fast siebzig Prozent der antwortenden Unternehmen eine rückläufige Entwicklung, die im Mittel bei rund 23 % liegt. Die Auftragseingänge aus dem Ausland sind bei 85 Prozent der antwortenden Unternehmen gesunken. Im Mittel betrug der Rückgang hier 32 %, die Nennungen variierten aber zwischen acht und achtzig Prozent! Ganz oben auf der Liste der Problemländer stehen erwartungsgemäß Italien, Spanien und Frankreich, aber auch Benelux und der Alpenraum schwächeln merklich. Nachfrageausfälle aus Osteuropa waren dagegen eher die Ausnahme.
Auftragsstornierungen über das übliche Maß hinaus meldet inzwischen fast jeder fünfte Befragungsteilnehmer. Die Quote hat sich damit gegenüber unserer ersten Umfrage fast verdoppelt.
Fast jedes zweite Mitgliedsunternehmen des Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie e.V. berichtet von Produktionsausfällen, die jedoch hauptsächlich aus temporären Umstrukturierungen wegen erforderlicher Schutzmaßnahmen resultieren. Fehlendes Personal scheint nur in Einzelfällen dafür relevant zu sein. Jedes achte Unternehmen meldet gestörte Lieferketten, wobei hier Beziehungen zu Italien und Spanien ursächlich sein dürften. Dass knappe Vorräte infolge gestörter Lieferketten kurzfristig zu Produktionsproblemen führen könnten, ist bei keinem befragten Unternehmen absehbar. Die gelegentlichen geäußerten Befürchtungen der ersten Umfrage sind bisher nicht eingetreten und dürften nach derzeitigen Einschätzungen auch weiterhin nicht notwendig zu sein.
Kurzarbeit vermeidet Personalabbau
Was sich in unserer ersten Umfrage Anfang April hinsichtlich Kurzarbeit schon abgezeichnet hat, ist nun in der Schloss- und Beschlagbranche zum Corona-bedingten Normalfall geworden. In nur acht Prozent der Betriebe ist Kurzarbeit noch geplant, bei achtzig Prozent wird Kurzarbeit bereits angewendet — meist in Vertrieb und Verwaltung. Die Bandbreite reicht dabei von zwanzig bis zu fünfzig Prozent, auch die angedachte Dauer variiert zwischen zwei und zwölf Monaten beträchtlich, was die derzeit große Ungewissheit unterstreicht.
Die vorübergehende Schließung von Betriebsteilen kommt weiterhin nur im Einzelfall in Betracht und auch der Personalabbau scheint sich aufgrund der vereinfachten Kurzarbeitsregeln in den meisten Unternehmen vermeiden zu lassen. Dennoch plant jeder achte Betrieb mit einer Reduzierung, vereinzelt wurde diese bereits auch umgesetzt.
Zurückhaltung bei Investitionen
Ein Viertel der Unternehmen will an seinen bisherigen Investitions-Plänen festhalten, in fast jedem zweiten werden sie aber zumindest zurückgestellt. Weiterhin gehen dreißig Prozent der befragten Unternehmer von einer reduzierten Investitionstätigkeit aus.
Rückkehr zur Normalität
Fast die Hälfte der Befragungsteilnehmer rechnet mit einem Wiedererreichen der Produktion auf Vorkrisenniveau im nächsten Jahr, gut zehn Prozent erwarten dies erst für 2022. Positiv überrascht hat den Verband die Einschätzung der Mitgliedsunternehmen, wonach fast vierzig Prozent dies schon für das laufende Jahr erwarten. Dies wäre sicherlich wünschenswert und auch nicht völlig unrealistisch: Der Wohnraumbedarf ist weiterhin hoch, doch die bei diesen Rahmenbedingungen äußerst schwer kalkulierbare Entwicklung im wichtigen Objektgeschäft dürfte diese Dauer maßgeblich mitbeeinflussen.
Allen Konjunkturprognosen ist gemein, dass die Bauwirtschaft — und damit auch die verbundenen Wirtschaftszweige — die Corona-Pandemie vergleichsweise glimpflich durchschreiten werden. In welchem Zeitraum dies geschieht, vermag derzeit kaum einer zu prognostizieren. Bei früheren Wirtschaftskrisen ähnlichen Ausmaßes dauerte die Erholungszeit meist fünf Quartale.