Dass Planer und Architekten oft außen vor sind bei Streitfällen, kann zwei Gründe haben: Planungsfehler und -lücken werden nicht als wichtig für die Probleme am Bauteil gesehen oder es war schlichtweg keine Person (offiziell) mit der Planung betraut. Dabei sind verschiedene Tendenzen am Bau zu beobachten, welche die Planung in den Fokus rücken:
„Einfache“ Fenster gibt es nicht
Bei der Abwicklung von Bauprojekten lassen sich enorme Bandbreiten feststellen. Von geregelten Abläufen mit Fachleuten im Rahmen eines echten Projektmanagements bis hin zum reinen Krisenmanagement reicht die Spanne. Fenster und Außentüren sind dabei ein wichtiger Baustein, aber eben nur einer unter vielen.
Bei aufwendigen Bauweisen, z. B. mit Fassaden, sind Planungsleistungen im entsprechenden Umfang üblicherweise vorgesehen. Bei „einfachen“ Fenstern sind umfangreiche Überlegungen bei Entwurf und Detailplanung seltener. Dabei gibt es kaum noch „einfache“ Fenster – bei jedem Schritt kommt es zu Weichenstellungen für die Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit der Konstruktionen (s. Tabelle 1). Versäumnisse bei den einzelnen Stufen müssen mit Mehraufwand in den folgenden Schritten kompensiert werden, was spätestens auf der Baustelle nicht mehr vollumfänglich möglich ist.
Weiterhin ist das zu verbauende Element von weiteren Gewerken abhängig. Nicht nur bei stark verflochtenen Bauabläufen ist hier eine übergeordnete, ordnende Hand erforderlich (Bild 1). Doch was ist mit dem Altbau? Während beim Neubau mit Architekt, Bauträger und Co. tatsächlich zumeist Fachleute mit der Planung und Koordinierung betraut sind, übernimmt vielfach der Fensterlieferant – meist stillschweigend und kostenlos – die Rolle des Planers und die Verantwortung. Gerade der Altbau stellt jedoch hohe Ansprüche an eine tiefgreifende Grundlagenermittlung und Detailplanung. Bild 2 zeigt typische zu klärende Punkte für die Anschlusskonzeption bei Altbauten.
Der Teufelskreis von fehlerbehafteter und unvollständiger Planung, deren Nichtberücksichtigung bei Auswahl der Konstruktionen und Detailfestlegung und improvisierten Maßnahmen zur Kompensation auf dem Bau führen bei dem überwiegenden Teil der Gutachtenfälle zum Scheitern. Im Weiteren sind zwei Beispiele dargestellt, die teilweise erheblichen Sanierungsaufwand zur Folge haben.
Beispiel 1: Nachweis nicht geführt
In einem Neubau sind Aluminiumfenster verbaut worden. Im Bad ist die Badewanne direkt entlang eines Fensters angeordnet. Im Winter ist die Wanne für die Bewohner aufgrund der besonders kühlen Oberflächen um die Wanne nicht zum Baden nutzbar.
Probleme: Das Fenster wurde praktisch flächenbündig raumseitig in der Wand positioniert. Es existiert nur ein geringer Abstand zwischen Fenster und Badewanne, der zudem nicht gedämmt wurde (Bild 3). Die äußere Brüstungsfläche unter der Fensterbank ist ebenfalls nicht gedämmt.
Bewertung: Bei der Berechnung des Temperaturfaktors f wäre aufgefallen, dass die raumseitigen Oberflächentemperaturen bereits ab ca. 5 °C problematisch werden. Dies ist nicht erfolgt. Die erhebliche Wärmebrücke sitzt der badenden Person praktisch im Nacken. Die große Fensterfläche besitzt im Vergleich zur gedämmten Wand stets eine geringere Oberflächentemperatur, was die Unbehaglichkeit an der Badewanne verstärkt.
Beispiel 2: Randbedingungen unterschätzt
An bestimmten Holz-Metallfenstern tritt stets Tauwasser auf. Die lasierten Oberflächen rund um das Glas leiden unter dem Tauwasserausfall. Das Gebäude verfügt über eine Lüftungsanlage und Unterflurkonvektoren.
Probleme: Bei genauerer Betrachtung sind nur die Fenster in den Küchen betroffen. Diese befinden sich bei gleichartigen Grundrissen stets am Wohnraum mit offenem Durchgang. In der Küche ist ein Abluftventilator vorhanden. Die Küche selbst wird nicht beheizt, sondern nur über die Unterflurkonvektoren im Wohnzimmer erwärmt. Aufgrund des Grundrisses sind die Küchenmöbel praktisch stets gleich ausgeführt mit einer Arbeitsfläche direkt vor den Fenstern (Bild 4).
Bewertung: Die Fenster sind aufgrund der Küchenmöbel von der Konvektion im Raum weitgehend abgeschirmt. Die Ablufteinrichtung verstärkt die Feuchtebelastung in der Küche. Die Wärmeschutz-Verglasung mit warmer Kante kann unter diesen Umständen soweit auskühlen, dass es zu regelmäßigem Tauwasserausfall kommt. Die Ursache liegt in der ungünstigen Positionierung von Möbeln, Heiz- und Lüftungsrichtung.
Fazit
Die Überprüfung von planerischen Vorgaben offenbart häufig Lücken und Fehler bei den Fenstern. So sind die Leistungseigenschaften nach EN 14351-1
praktisch unbekannt. Zwar gibt es in der Bauabwicklung die geregelten Bedenkenanmeldungen, Nachträge usw. – bei einer sorgfältigen Grundlagenermittlung, Entwurfserstellung und Ausschreibung müssten solche Vorgehensweisen nur im Ausnahmefall getroffen werden. Die Architekten und Planer benötigen allerdings die Unterstützung durch die Branche. Mit seriöser Beratung und Hilfsmitteln wie dem ift-Montageplaner und den Leitfäden zur Montage sind Hilfsmittel vorhanden, die gerne genutzt werden, sobald sie bekannt sind. Die Begleitung von Planungsprozessen zeigt, dass die Beteiligten dankbar sind, wenn ihnen die Arbeit erleichtert wird. Denn das Fenster ist nur ein Gewerk unter vielen – aber ein besonders wichtiges!—