Es geht hoch hinaus: Wertbau-Geschäftsführer Rainer Taig hat zur Firmenbesichtigung eingeladen. Und da die neuen Schmuckstücke des Unternehmens am besten aus der Luft zu betrachten sind, werde ich per mobilen Kran in luftige Höhen befördert. Von dort oben lässt sich am besten das komplette Wertbau-Firmengelände mit seinen verschiedenen Einheiten – und vor allem dem 7600 m2 großen Hallenneubau – überblicken.
Neue Halle entsteht im Eiltempo
50 Meter über dem Erdboden wirken Taigs Söhne Carsten und Stefan selbst enorm beeindruckt und zufrieden darüber, dass die Ideen in den Köpfen so schnell Realität werden konnten: Eine neue Halle entstand in Rekordtempo – Spatenstich des Projektes war Mitte Oktober 2007 – die obendrauf noch ein besonderes Extra erhielt: Das Dach wurde komplett mit Solarzellen bestückt. Diese Photovoltaik-Anlage sichert mit 450 kW Leistung einen Teil der Stromversorgung ab. „In den letzten 2,5 Monaten haben wir sogar Strom im Wert von 83000 Euro eingespeist. Damit können wir noch Geld verdienen“, freut sich der Unternehmer.
Geplant war anfangs nur, eine neue Logistik-Halle zu bauen. Jetzt sei deutlich mehr daraus geworden: „Wir haben uns die Verpflichtung auferlegt, Fenster und Haustüren zu produzieren, die bereits Energie sparen, bevor sie ihrer Bestimmung zugeführt werden,“ verkündet Mitgeschäftsführer Carsten Taig die neue Philosophie bei Wertbau. Das sei für ihn wirklich nachhaltig, erklärt er weiter. Das Wort „Nachhaltigkeit“ geistere derzeit durch die Lande und unterliege der Gefahr zur einfachen Floskel zu werden. Das Unternehmen mache aber das vor, was wirklich nachhaltig sei, nämlich bereits heute die Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.
Carsten Taig stellt die entscheidende Frage: „Wie sieht es aus, wenn ein Unternehmen seine Händler und deren Bauherren zu verantwortlichem Umgang mit den Ressourcen aufruft, Energieeffizienz proklamiert und auch solche Produkte produziert – auf der anderen Seite jedoch im eigenen Produktionsprozess Unmengen an Energie aus endlichen Kapazitäten verbraucht?“
Stichwort „Cleaner Production“
Für den Herstellungsprozess von Bauelementen wird viel Energie benötigt, da macht es schon aus betriebswirtschaflichen Gründen Sinn, hier weiter zu optimieren. Jetzt sorge man zudem mit Unterstützung der Idee einer „cleaner production“, also einem vorsorgenden, betriebsspezifischen Umweltschutz, dass die Rücklaufzeit der Energie über das Produkt deutlich reduziert wird (bei diesem Ansatz werden betriebliche Material- und Energieströme analysiert. Das Ziel dabei: innerbetriebliche Verbesserungsmaßnahmen herauszuarbeiten. Mehr Infos: https://www.cleaner-production.de/index.php/de/ ).
Wertbau lag es schon immer am Herzen, eigene Energiequellen zu nutzen und Produktionsabläufe zu optimieren. Bereits seit Produktionsbeginn am Standort Daßlitzer Kreuz betreibt man das eigene „Heizkraftwerk“: Im weithin sichtbaren Silo werden die Holzabfälle und Holzspäne gesammelt, die in Heizenergie umgewandelt werden. Die Heizung konnte bislang komplett aus dieser Quelle versorgt werden. Aufgrund der Unternehmenserweiterung werde man künftig aber mehr Heizenergie benötigen. Und die soll dann aus der Abwärme einer nahe gelegenen Biogasanlage zugeführt werden.
Wo noch notwendig, sind Energiesparlampen selbstverständlich. Auch beim IT-System denkt man weiter: Ein sogenannter Blade-Server ersetzt viele Netzteile in der Peripherie (also bei den Händlern) und geht effizienter mit der benötigten Energie um. „Davon profitieren unsere 850 Partnerbetriebe in Deutschland und Österreich, die dann die Serverinfrastruktur direkt bei Wertbau nutzen können“, erklärt Rainer Taig.
Im Sinne des Umweltschutzes werden alle Produktionsabfälle – angefangen beim Papier über die Kunststoffspäne bis zum Aluminium – eingesammelt und einem geschlossenen Verwertungsprozess zugeführt. Und auch die moderne Fahrzeugflotte, vor allem die LKW, fahren mit Motoren, die der strengen Euro-5-Norm genügen müssen.
Fließfertigung aus einem Guss
Nicht zuletzt hat man den Blick auf die Optimierung der Produktionsabläufe geworfen. Mit dem Hallenneubau ergab sich die Chance über Lauf- und Transportwege neu nachzudenken. Jetzt sprechen die Fenstermacher aus Langenwetzendorf von der „integrierten Fließfertigung von Fenstern und Haustüren“ in deren Mittelpunkt die Anschlag- und Verglasungseinheit gerückt ist. Hier werden alle Rahmenmaterialien zentral angeschlagen und verglast – konventionell oder künftig mit der neuen Klebetechnik.
In Anbetracht der Elementmaße und der Entwicklung zu immer schwereren Isoliergläsern– Stichwort Dreifachverglasung – werden die Scheiben nicht mehr mit Muskelkraft getragen, geschoben und gewuchtet, sondern vollautomatisch und in der richtigen Reihenfolge zum Ort der Verglasung gebracht.
Generell werden bestellte Komponenten eines Fensters zum richtigen Zeitpunkt an den entsprechenden Arbeitsplatz gebracht und unter arbeitsökonomischen Gesichtspunkten bereitgestellt. Streng nach dem Prinzip „Material zum Arbeitsplatz“, nicht umgekehrt.
Markt im Umbruch
Für Wertbau bedeutet diese Um- und Neustrukturierung eine Investition in einen sich sehr stark verändernden Markt. Gerade im Hinblick auf den Aufwand durch die CE-Kennzeichnung würden immer mehr selbstproduzierende Handwerker ihre zum Teil veraltete und nicht mehr wettbewerbsfähige Eigenfertigung einstellen. Denn das „zeit- und kostenintensive Prozedere“ der Einführung der CE-Kennzeichnung könne ein Betrieb, der vereinzelt Fenster selbst fertigt nicht stemmen. Diese würden mehr und mehr zukaufen und sich auf den Verkauf, die Montage und den Service konzentrieren, so Taig.
Des Weiteren seien große, starke markt- und vertriebsorientierte Bauelemente-Fachbetriebe entstanden, die zukünftig mehr brauchen als einfache rechteckige weiße Kunststoff-Fenster. „Sie brauchen Innovationen und Vielfalt in Form, Farbe und Material zur Umsetzung der individuellen Nachfrage bei den Kunden. Sie brauchen aber auch Schlagkraft in der Menge und das meist kurzfristig. Sie brauchen einen hervorragenden, arbeitsparenden Lieferservice und vor allem hohe, gleichbleibende Qualität,“ führt Rainer Taig aus. Diese wichtigen Verkaufsargumente will man seinen Partnern bieten. Und damit die Flexibilität zur raschen Erfüllung der individuellen Wünsche nach immer vielfältigeren Wunschfenstern und Wunschhaustüren wirtschaftlich bleibt, sei diese umfassende Reorganisation notwendig geworden.—
Daniel Mund
Wertbau: von 0 auf 100 in 18 Jahren
Die Erfolgsgeschichte des Vollsortimenters liest sich fast wie ein modernes Märchen: Gestartet ist der Fensterprofi Rainer Taig 1990 mit fünf Mitarbeitern und 425 m2 Produktionsfläche für die Kunststofffensterfertigung in der Thüringer Kreisstadt Greiz.
Heute stellt das Unternehmen mit über 200 Mitarbeitern auf einer Produktionsfläche von rund 23000 m2 Fenster und Haustüren in Holz, Holz-Alu und Kunststoff, sowie Wintergärten, Rollladen und Klappläden her. Am Standort Greiz-Gommla werden im Direktgeschäft Fassaden in Aluminium
und Holz-Alu gefertigt. Mit dem Hallenneubau am Firmensitz in Langenwetzendorf wurde zugleich ein neues Wertbau-Kapitel aufgeschlagen: Eine neue Unternehmenstochter, die Innopaint GmbH, ist in einem Teil des Hallenneubaus eingezogen. Dieses Unternehmen soll in Zukunft pro Jahr rund 1 Mio. m2 Oberflächen von hochwertigen Küchen- oder Büromöbeln, Wohnungstüren, Stellwand-Systemen oder Fassaden in einem innovativen Pulverlackverfahren beschichten. Zudem werde man schon im nächsten Jahr mit der Beschichtung von Holzfenstern im Pulverlackverfahren beginnen. Mit dieser Technologie seien fugenfreie Oberflächen für annähernd alle Zielgruppen möglich, erklärt Rainer Taig.
Kontakt:
Wertbau GmbH & Co. KG
07957 Langenwetzendorf
Tel. (03 66 25) 6 11 0