Die anhaltende Tendenz zu größeren Glasflächen und höheren Flügelgewichten beruhe im Wesentlichen auf drei Ursachen: den politischen und gesetzlichen Vorgaben für mehr Energieeinsparung und Klimaschutz, der architektonischen Priorität transparenter, heller Lebensräume sowie dem zunehmenden Sicherheitsbedürfnis der Immobilienbesitzer. Diese „Treiber“ führten bei Fenstern und Fenstertüren in der Praxis zu erheblichen Veränderungen. Zugleich böten sie der Branche aber auch vielfältige Profilierungschancen. „Wir sorgen dafür, dass unsere Kunden für die wachsende Nachfrage nach schweren Fensterflügeln mit großen Glasflächen gut gerüstet sind,“ so Udo Pauly, Leiter Marketing der Division Fenster- und Türtechnologie bei Roto auf einer Fachpressekonferenz im Oktober. Gezielte Produktentwicklungen würden in Verbindung mit intelligenten Montagelösungen die kontinuierlich gestiegenen und weiter steigenden Anforderungen erfüllen.
Für die Entwicklung zu immer schwereren Elementen sei in erster Linie die Verglasung verantwortlich. Infolge der Ablösung der bis 1977 üblichen Einfachverglasung, zunächst durch die Zweifach-Verglasung und dann durch die Dreifach-Gläser, habe sich das reine Glasgewicht von 40 auf 80 kg erhöht. Dagegen sei das Rahmengewicht mit etwa 20 kg unverändert geblieben. Der Anstieg des gesamten Flügelgewichtes von 60 auf 100 kg beruhe also ausschließlich auf dem Glasgewicht.
Die sukzessive Verschiebung der Gewichtsklassen sei durch Erhebungen der Roto-Marktforschung dokumentiert worden. Danach beträgt der Marktanteil der bis 50 kg schweren Flügel heute 80 Prozent, während er vor 10 Jahren noch bei 90 Prozent lag. Im gleichen Zeitraum wuchsen die Quoten der Kategorien „50 bis 80 kg“ und „über 80 kg“ von 9,5 auf 16 Prozent bzw. von 0,5 auf 4 Prozent. Speziell bei „großen schweren Fenstern“ (über 130 kg) erhöhe sich das Marktvolumen.
Schlüsselfunktion auch bei den Mehrbelastungen erfüllen
Die Leistungsfähigkeit der Beschlagindustrie hänge entscheidend davon ab, wie sie die besonderen Herausforderungen auf den Feldern „Bedienkomfort“ und „Windlasten/Dichtigkeit“ bewältige. Komfortrelevant sei zunächst, dass sowohl größere Flügel als auch der Sicherheitsaspekt zu mehr Verschlusspunkten und Schließteilen im Fenster führten. Höhere Gewichte wiederum belasteten das Gesamtsystem des Bauelementes beim Kippen und Drehöffnen „statisch wie dynamisch enorm“. Ungeachtet dessen erwarten die Kunden, betonte der Marketingleiter Pauly, gleich hohe Bedienkräfte und eine genauso lange Lebensdauer wie bei einem Standardfenster.
Je größer die Glasfläche sei, desto stärker wirke die Windlast auf das Fenster ein. Gleiches gelte analog für die Anforderungen an die Schlagregendichtigkeit. Zudem komme es darauf an, die statischen bzw. montagetechnischen Mehrbelastungen zu beherrschen. All das unterstreiche die „Schlüsselfunktion“ des Beschlages. Daher brauche und verlange der Markt sichere und schnell verfügbare Komplettlösungen. Sie müssten für alle Rahmenmaterialien, die unterschiedlichen Öffnungsarten sowie aufliegende bzw. verdeckte Systeme geeignet sein.
Das entsprechende Roto-Portfolio biete Fensterherstellern „zahlreiche ausgereifte Alternativen“, um die ebenso konkreten wie beträchtlichen Kompetenz- und Wachstumschancen zu nutzen, so der Leiter Marketing der Sparte Fenster- und Türtechnologie bei dem Unternehmen.
Exemplarisch führte Pauly mehrere Produkte auf, von denen nur einige genannt werden sollen:
- „NT Bandseite E 5“: aufliegende Drehkipp- und Drehlösung für Holzfenster bis 150 kg; keine Zusatzbauteile erforderlich, Einbruchhemmung bis WK3
- „NT Designo“: voll verdeckter Drehkipp-, Dreh- und Tilt-First-Beschlag für PVC- und Holzfenster bis 150 kg; serienmäßige Ausstattung mit Dreh- und Kippweitenbegrenzer sowie Zuschlagsicherung
- „NT PowerHinge“: aufliegender Drehkipp- und Drehbeschlag für Holzfenster bis 200 kg (Drehkipp) und 300 kg (Dreh); Marktnovum speziell für raumhohe Fenster und Fenstertüren auch für Holz/Aluminium-Konstruktionen
- „Patio Z“: aufl. Schiebesystem für Alu-,PVC- und Holzfenster bzw. -fenstertüren bis200 kg;
- „Patio Life“: voll verdecktes Schiebesystem für Holz- und PVC-Fenstertüren bis 400 kg; Bedienung ohne Anheben des Flügels, unsichtbare Spaltlüftung. —
Roto-Gruppe im Aufwind — Rekordumsatz in Sichtweite
Die globale Krisenbewältigung macht nach Auffassung von Dr. Eckhard Keill regional durchaus unterschiedliche Fortschritte. Während die frühere Wachstumslokomotive USA schwächelt, gibt es z.B. in Südostasien eine starke Expansion, betonte der Roto-Vorstandsvorsitzende in Barcelona anlässlich eines Pressetages vor rund 60 Journalisten aus 11 Ländern. Auch die europäische Wirtschaft wachse unter dem Strich lediglich moderat und komme daher „eher mühsam aus der Krise“.
Mit Blick auf den europäischen Bausektor führt Dr. Keill den jüngsten, für 19 Länder gültigen Euroconstruct-Bericht an: Demnach geht das europäische Bauvolumen 2010 mit –4 % zum dritten Mal hintereinander zurück. Der schärfste Einbruch stehe im Wohnungsneubau zu Buche. Hier fallen, so die Prognosen, die Investitionen im laufenden Jahr etwa 40 % niedriger aus als 2007. Dagegen erweise sich der kontinuierlich leicht wachsende Renovierungsmarkt als krisenresistent. Erfreulich sei, dass der Wohnungsbau u.a. dank des robusten Modernisierungsgeschäftes erste Besserungstendenzen zeige. Das permanente „Stop and go“ in der staatlichen Förderpolitik erschwert jedoch die speziell im Segment energetischer Sanierungen gewünschte Nachfrageverstetigung, konstatierte Keill.
Fenster- und Türenmärkte
Die Entwicklung der internationalen Fenster- und Türenmärkte spiegele im Wesentlichen das allgemeine Baugeschehen wider. Deshalb müsse man hier auch für 2010 per saldo von überwiegend negativen Einflüssen sprechen. Positive Meldungen für 2010 kämen dagegen erneut aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie in „fast schon gewohnter Weise“ aus Asien. Einen Sonderfall stelle Russland dar. Nach dem extremen Einbruch 2009 habe sich der dortige Markt 2010 unter dem Strich bis Ende September „fulminant“ erholt.
In Deutschland könne die Branche ihren „Sonderkonjunktur-Status“ auch 2010 behaupten. Ab 2011 erwarte er u.a. wegen auslaufender bzw. gekürzter staatlicher Förderungen „schwierigere Zeiten“. Roto sehe die Perspektiven aber „klar positiver“, setze dabei auf die generelle Attraktivität der Fenstererneuerung und plädiere im Übrigen nochmals für eine „ganzheitliche Fenstervermarktung“. Kaufanreize für neue Fenster gebe es genügend und Fenster würden mehr als nur Geld sparen können, so sein kritischer Hinweis auf die Marktanreizkampagne des Verbandes Fenster und Fassade, die mit dem Slogan „Neue Fenster sparen Geld“ überschrieben ist.
Starker Umsatzanstieg bei der Roto Gruppe
Bei der Erläuterung des Abschneidens des Bauzulieferers verwies Finanzvorstand Michael Stangier darauf, dass man 2009 trotz eines Umsatzminus von rund 10 % auf 560 Mio. Euro schwarze Zahlen geschrieben hätte und sich erheblich besser als Märkte und Wettbewerber entwickelt habe. Stangier: „Bei der Prognose für 2010 haben wir uns erfreulicherweise gründlich geirrt.“ Nach einem „schleppenden“ 1. Quartal seien das 2. und 3. Quartal mit einer in ihren Ausmaßen „völlig unerwarteten Nachfragebelebung“ sehr gut verlaufen.
Für die Division Fenster- und Türtechnologie meldete der Finanzvorstand per 30. September einen Anstieg der Verkaufserlöse um insgesamt 16 % gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode. Während das Deutschland-Geschäft danach um rund 5 % wuchs, betrage das Plus im Ausland etwa 20 %. In Spanien etwa habe Roto in einem weiter rückläufigen Markt zweistellig zugelegt. Eine „große Wachstumsdynamik“ meldete Stangier ferner für Russland und Asien. Probleme gebe es dagegen in Südosteuropa, namentlich in Tschechien, Ungarn und der Slowakei.
Man geht aktuell davon aus, dass der Gruppenumsatz 2010 insgesamt um 12 bis 13 % auf 620 bis 630 Mio. Euro klettere. Die Relation Ausland/Inland werde sich wieder auf zwei Drittel zu ein Drittel einpendeln. Die Möglichkeit, dass Roto am Ende den höchsten Umsatz der Firmengeschichte erziele, sei also durchaus realistisch. Die bisherige Bestmarke (621 Mio. Euro) datiere aus 2008.
Nachdem 2009 im Jahresdurchschnitt 3750 Mitarbeiter für den in Familienbesitz befindlichen Bauzulieferer tätig waren, nehme ihre Zahl 2010 um rund 7 % auf ca. 4000 zu.
Sorgen bereiten Stangier „neue Belastungen“ auf der Kostenseite. Die Beschaffungspreise für Rohstoffe wie Stahl und Zink seien stark gestiegen und näherten sich wieder dem Vorkrisen-Niveau. Das mache eine Preisanpassung erforderlich. Ohnehin müsse die Ertragslage als „nach wie vor nicht zufriedenstellend“ charakterisiert werden. Als Basis des Erfolges identifizierte Keill in seinem Resümee die „ausgezeichnete Lieferperformance“ durch leistungsfähige Produktions- und Logistiksysteme. Die Tatsache, dass Roto 2010 selbst in Ausnahmemonaten mit sprunghaft gestiegener Nachfrage voll lieferfähig gewesen sei, war „ein überaus wirksamer Wettbewerbsvorteil“. Für 2011 strebe man ein einstelliges Wachstum des Gruppenumsatzes an. https://www.roto-frank.com/de.html