Im privaten Wohnumfeld wie in gewerblichen oder öffentlichen Bauten liegen große Fenster im Trend. Geschosshohe Glasflächen in dezenten Rahmenkonstruktionen ohne sichtbare Beschlagteile werden derzeit häufig nachgefragt. Aber auch die Aufgaben, die ein Beschlag erfüllen muss, haben sich erweitert: Einbruchhemmung und Absturzsicherung werden zunehmend gefordert. Dasselbe gilt für Wärme- und Schallschutz.
Im Interview mit Alfred Dinkelborg, Bereichsleiter Produktmanagement von Winkhaus, geht es darum, wie die Beschlagindustrie Fensterbauer bei zunehmend anspruchsvolleren Aufgabenstellungen unterstützen kann.
GLASWELT: In Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern wächst die Nachfrage nach großen Fenstern, die gehobene Ansprüche an die Ästhetik erfüllen sollen. Was tun die Beschlaghersteller, damit Fensterbauer Schritt halten können?
Alfred Dinkelborg: Große Flügelgewichte und Fensterformate stellen die Beschlagindustrie vor die Aufgabe, äußerst belastbare Materialien und Konstruktionen zu schaffen, die sich auch in der täglichen Praxis des Fensterbauers bewähren. Winkhaus entwickelte bereits vor über zwanzig Jahren bei verdeckt liegenden Beschlägen ein wirkungsvolles Konzept zur Abtragung hoher Lasten vom Flügel in den Rahmen. Eine spezielle Stange war das Ergebnis eingehender Forschung, die die Winkhaus Ingenieure seinerzeit patentieren ließen. Seither verbessern wir sowohl dieses Konzept als auch unsere aufliegenden Standardbeschläge im Hinblick auf extreme Tragfähigkeit stetig weiter.
GLASWELT: Welche Lösungen hält Winkhaus im Unterschied zu anderen Marktteilnehmern für Fensterbauer bereit?
Dinkelborg: Mit activPilot Select bieten wir ein verdeckt liegendes Beschlagsystem, das modular aufgebaut ist und sich an den Abläufen im Fensterbaubetrieb orientiert. Gegenüber bisherigen Systemen zeichnet es sich besonders durch deutlich verbesserte Montage- und Einhängemöglichkeiten aus. Der Verarbeiter kann hiermit Fenster aus Holz oder Kunststoff bis zu 150 Kilogramm Flügelgewicht und einer Flügelgröße von drei Quadratmetern realisieren. Unseres Wissens ist activPilot Select das einzige Beschlagsystem im Markt, das mit allen gängigen Kunststoffprofilen von einem unabhängigen Prüfinstitut systematisch getestet wurde und dabei seine hohe Belastbarkeit bewiesen hat.
GLASWELT: Müssen wir künftig mit noch höheren Formaten und Gewichten im Fensterbau rechnen? Kann die Beschlagindustrie dabei mitziehen?
Alfred Dinkelborg: Ja, ich rechne damit, dass Fenster zusehends schwerer werden. Wir testen bereits sehr erfolgreich die Funktionsfähigkeit unserer verdeckten Beschläge bei weit höheren Flügelgewichten als die bisher auf dem Markt befindlichen. Dabei erweist sich activPilot Select als extrem belastbar. Allerdings müssen auch die Profilsysteme diese Lasten sicher aufnehmen können. Derzeit erzielen wir in Tests gute Erfolge mit einem Stahlprofil und erreichen dabei für Dreh-Kipp-Beschläge eine Tragfähigkeit von fast 200 kg. Auch bei den aufliegenden Bandseiten werden wir weitere Versuche mit höheren Flügelgewichten durchführen. Als seriöses Unternehmen geben wir endgültige Belastungswerte jedoch erst an unsere Kunden weiter, wenn unsere Systemlösungen auch die gängigen Prüfungen gemäß EN 1191 beziehungsweise 13126-8 durchlaufen haben. Sie sehen: die Industrie ist in Bewegung und wir werden den Fensterbauer im Markt nicht alleine lassen.