Vor wenigen Jahren noch waren Isolierfenster in denkmalgeschützten Gebäuden tabu. Die Vorgabe, bei Sanierung die Originalsubstanz weitestgehend zu erhalten bzw. bei Erneuerung auf die traditionellen Materialien und Konstruktionen zurückzugreifen, trug zwar der Optik Rechnung, aber nicht immer der Funktion. So manches originalgetreu wieder hergestellte Baudenkmal bereitete seinen Bewohnern spätestens dann Verdruss, wenn wortwörtlich zum Fenster hinaus geheizt wurde.
Beim Mehrscheiben-Isolierglas bilden zwei Glasscheiben mit einem gasgefüllten Zwischenraum eine Einheit, das bedeutet im Normalfall eine Stärke von ca. 24 mm. Besonders bei kleinformatigen sprossengeteilten historischen Fenstern führt dieses Vorgehen fast zwangsläufig zu konstruktiven Veränderungen, d.h. Rahmen- und Sprossenstärke werden vergrößert. Die Optik des Fenster und der gesamten Fassade wird dadurch oft negativ beeinflusst. Ein Ersetzen der historischen Holzrahmen durch schmäler zu realisierende Metallrahmen bzw. -sprossen widerspricht der denkmalpflegerischen Forderung nach Materialgerechtigkeit und schließt somit Fördermittel für den Besitzer meist aus.
Vor diesem Hintergrund suchten engagierte Praktiker im Denkmalschutz Lösungen, die allen Anforderungen gerecht werden und somit einen Ausweg aus der Zwickmühle aufzeigen. So entwickelte Glasermeister Raimund Dörr eine Isolierverglasung mit besonders geringer Gesamtstärke. Dem Sonderisolierglas-System Histoglas liegt die langjährige Erfahrung des schwäbischen Spezialisten mit historischen Fenstern zugrunde. Das System berücksichtigt die speziellen Problemstellungen rund um das Fenster in denkmalgeschützten Häusern.
Dabei werden nur originale bzw. originalgetreue Werkstoffe verwendet. Das gilt für die Beschläge ebenso wie für die Rahmenhölzer – je nach Region Kiefer, Lärche oder Eiche – und auch für die Verglasung. Mundgeblasene Scheiben aus der Glashütte Lamberts, Waldsassen, verleihen sowohl restaurierten als auch nachgebauten historischen Fenstern eine authentische Optik. Besonders die Version „Restaurationsglas leicht“ mit nur 2mm Stärke und leichter Struktur, aber auch die etwas kräftigere Ausführung mit 3mm erhält den ursprünglichen Charakter der Fenster bzw. stellt ihn wieder her. Ihren unverwechselbaren Charme bekommen diese Fensterscheiben durch die jahrhundertealte traditionelle Fertigungsmethode.
Das mundgeblasene Glas wird stets als Außenscheibe verwendet, während als Innenscheibemit nur 4mm Abstand ein beschichtetes Floatglas eingesetzt wird. Die so erzielte Gesamtstärke von nur 10mm kann auch in die bestehenden Rahmen eingefügt werden. Der Einbau der Isolierglaselemente erfolgt mit einer eigens dafür entwickelten Technik. Bei Originalfenstern werden dafür die Glasfälze der Rahmen in der Tiefe etwas nachgearbeitet. Durch die äußere Abdichtung mittels Fensterkitt ist kaum ein Unterschied zur Einscheibenverglasung feststellbar. Der sichtbare Steg im Scheibenzwischenraum kann in allen RAL-Farben lackiert und somit der Rahmenfarbe angepasst werden. Auch aus dem etwas höheren Scheibengewicht ergeben sich im Allgemeinen keine Probleme. „Die historischen Bänder sind meist kräftig genug“, weiß Raimund Dörr aus Erfahrung.
Vom Denkmalschutz anerkannt
Die Isolierverglasung (Histoglas Typ 10) mit einer Wärmedämmung von Ug 1,8 eignet sich für extrem schmale Profile, also auch für Bleisprossen. Zusätzlich eingebaute Dichtungen verbannen die Zugluft und erhöhen den Wohnkomfort.—
Kontakt
Glashütte Lamberts
95652 Waldsassen
Tel. (0 96 32) 23 71