Das Thema „Bauen mit Niedrigenergiestandard“ war für die Bauherrin, die Wohnungsbaugenossenschaft SBK, kein Sprung ins kalte Wasser: Bereits 2003 realisierte man ein Neubauprojekt mit 40 Wohneinheiten im KfW60-Standard. Die daraus gewonnenen Erfahrungen flossen in die Sanierung des Feierabendheims natürlich ein. Ziel war, den Heizenergie-Gesamtverbrauch von ursprünglich ca. 720.000 kWh/a um 80 Prozent auf ca. 130.000 kWh/a zu reduzieren. Um das zu erreichen, setzt man neben einer entsprechenden Dämmung der Gebäudehülle auf Dreifachverglasungen, auf eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung und auf eine Erneuerung der Heiztechnik. Ergänzt wird das Konzept durch eine 800 m2-Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Wichtiges Element beim Erreichen des Passivhaus-Standards war die Gestaltung der Fensterbereiche: die hauptsächlichen Fassaden der Längsseiten liegen in Ost-West-Richtung und weisen nach der Sanierung jeweils 100 Prozent Glasanteil auf. Vorher befanden sich hier Balkone, die aber durch raumhohe Verglasungs-elemente in die Dämmhülle hineingenommen wurden. Diese kostenintensive Lösung mit hochwertigen Verglasungssystemen sei nötig gewesen, um eine optimale Belichtung der großen Gebäudetiefe zu erreichen. Auch seien die hochwärmegedämmten Fenstersysteme ein wichtiger Faktor in Sachen Wohnkomfort.
Dazu Architekt Baumann: „Eine minderwertige Verglasung zu verwenden, die oft als Stand der Technik angesehen wird, kann ich nicht empfehlen. Man verliert dadurch sehr viel an Wohnkomfort, denn im Winter sind dann die ersten 1 bis 2 m vor dem Fenster tabu – gerade ältere Menschen reagieren bei Kälte oft sensibler. Da gibt es einen Kälteschleier, da zieht es, da fühlt man sich nicht wohl. Außerdem ist es unsere Erfahrung, dass Einsparungen an den Fenstern zu Mehrinvestitionen an der Heizungsanlage führen.“ Unterm Strich sei dies eine Sparerei, die nichts bringe. Der Planer setzte auf Holz-Alu-Systeme, deren Rahmen durch Luftkammern gedämmt sind (NEF von Sigg - mehr dazu im Interview auf der rechten Seite). Beim Feierabendheim wurden in den Wohnbereichen raumhohe Verglasungen eingesetzt. Die Fenster bestehen im Prinzip immer aus drei Flügeln: im Schlafzimmer ist der mittlere zum Dreh-Kippen, im Wohn- und Esszimmer ist der mittlere Teil eine PSK-Türe und der andere Flügel ist komplett zu öffnen. Zur Verschattung sagte Baumann: „Es gibt eigentlich nur eine wirklich seriöse Verschattungsart und das sind elektrisch betriebene Raffstores. Deren Verschattungsgrad und Durchsicht können je nach Sonnenstand individuell vom Benutzer geregelt werden. Die von uns eingesetzten Verschattungselemente sind alle 3,25 m breit.“—
Projektdaten und -beteiligte
Bauherr: Spar- und Bauverein Konstanz e.G. (http://www.SBKeG.de)
Architekt, Generalplanung, Projektentwicklung: Siedlungswerkstatt, Konstanz
Projektleitung: Jolanda Girsberger
Baujahr: 1963
Sanierung: April 06–März 07
Anzahl der Wohnungen: 32
Wohnfläche: 1916 m2
Lüftung: je eine zentrale Lüftungsanlage für Wohn- und Schulungs-Bereiche
Heizung: klassische Heizkörper; Anlage ist angeschlossen an das BHKW-Fernwärmenetz des benachbarten Krankenhauses
Fenster- und Pfosten-Riegel-System: Holz-Aluminium, System NEF von Sigg, Österreich/Hörbranz (http://www.sigg.at)
Sanierungskosten: ca. 1300 Euro/m2
Jährl. Primärenergiebedarf vor Sanierung: 194,0 kWh/(m2a)
Jährl. Primärenergiebedarf nach Sanierung: 32,0 kWh/(m2a)