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Die neue EN ISO 10077

Was ändert sich am U-Wert?

Eine Änderung in der neuen Europanorm betrifft Profile aus massiven Werkstoffen. Bei Prüfmessungen waren bislang die Randbedingungen nicht eindeutig geregelt. Dadurch hätte man durch ­„Taschenspielertricks“ die Möglichkeit gehabt, U-Werte zu seinem Gunsten zu verschieben, so Rupert Wolffhardt von der Holzforschung Austria ­auf dem Fenster-Türen-Treff in Villach 2011. In seinem Beitrag zeigte er, wie man bei einem völlig identischen Profil bei der Annahme von unterschiedlichen Randbedingungen – in einem Fall Innen 20 °C und außen 0 °C und in dem anderen Fall Innen 10 °C und außen -10 °C – beim U-Wert auf eine Differenz von einem Zehntel kommen kann. Dies sei aber mit der Neufassung der Norm nicht mehr möglich: Denn jetzt sind explizit innen 20 °C und außen 0 °C anzusetzten.

Ebenso wurde eine Regelung für die Behandlung von Verbreiterungen, die andere Bauteile überlappen, festgeschrieben: Diese sind in der Berechnung künftig zu vernachlässigen.

Holz ist nicht gleich Holz

Bislang galt für die Bewertung der Rahmenwerkstoffe: Es gibt für die Rohdichte und die damit verbundene Wärmeleitfähigkeit pauschal nur einen Wert für Laubhölzer (700 kg/m³–0,18 W/mK) und einen Wert für Nadelhölzer (500 kg/m³–0,13 W/mK). Hatte man eine Kantel mit unterschiedlichem Aufbau, konnte man dann noch zwischen diesen Werten interpolieren.

Jetzt wird diese Unterscheidung aber deutlich filigraner: Es sind vier unterschiedliche Werkstoffgruppen definiert worden, denen entsprechende ­Wärmeleitfähigkeitswerte zugeordnet werden:

  • 0,11 W/mK: Tanne, Fichte, Sitkafichte und Pinie
  • 0,13 W/mK: Lärche, Kiefer, leichtes Meranti, Douglasie
  • 0,16 W/mK: Sapelli, Sipo Mahagoni, Rotes Meranti, Teak
  • 0,18 W/mK: Eiche, Robinie, Gerutu, Weißeiche

Das bedeutet für den Fensterbauer: Seine Uf-Werte werden auf keinen Fall schlechter und in vielen Fällen sogar besser. Beispielsweise für Fichtenholz-Fenster kann dies eine Verbesserung des Uw-Wertes von 0,03 bis ­ 0,06 W/m2K ausmachen.

Wolffhardt skizzierte die Möglichkeit, künftig die Werte seines Profils neu berechnen zu lassen (z.B. die Holzforschung Austria). Der (Kosten-)Aufwand wäre relativ gering und der Nutzen augenscheinlich: Einen besseren U-Wert wird dem eigenen Produkt sicherlich gut zu Gesicht stehen.

Generell, so Wolffhardt in seinem Fazit, biete die Neufassung der EN ISO 10077 die Chance, die physikalischen Gegebenheiten genauer abzubilden. Auch die Vergleichbarkeit mit dem Wettbewerb durch eingeschränkte Freiheiten würde damit noch optimiert werden. Ausgehend von der Tatsache, dass es sich um einen Entwurf handele, rechne die Holzforschung Austria fest mit einem Inkrafttreten noch in diesem Jahr. Schon jetzt aber würden die ­Fachleute des Institutes in Ihren Berechnungen diese Norm berücksichtigen. —

Daniel Mund

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