An der Branchenbefragung nahmen im Herbst des vergangenen Jahres 55 Unternehmen mit insgesamt mindestens 2400 Mitarbeitenden teil. Sie beschäftigen damit rund die Hälfte aller Mitarbeitenden der Branche Fenster- und Türenherstellung in der Schweiz. Die teilnehmenden Unternehmen erzielen rund 600 Mio. CHF (ca. 409 Mio. Euro) Gesamtumsatz und davon einen Anteil von 510 (347) Mio. CHF im Fensterbereich, jeweils einschließlich Montage. Die Summe der produzierten Fensterflächen erreichte knapp 975000m2 und im Durchschnitt 19100m2 pro Unternehmen.
Aktuelle Marktlage
Die Bautätigkeit in der Schweiz bewegte sich in den letzten Jahren auf einem hohen Niveau. Die Bauvorhaben für das Jahr 2008 lagen nach Angaben des schweizer Bundesamtes für Statistik bei einem Gesamtvolumen von 59,4 Mrd. CHF und einem Anteil des Wohnungsbaus von 29,1 Mrd. CHF (49%). Ende Dezember 2008 befanden sich mit 58120 Wohnungen weiterhin etwa gleichviel Wohnungen im Bau wie im Vorjahr. Die jährliche Wohnungsproduktion über das gesamte Jahr ging allerdings erstmals seit 2002 zurück, um 5,5% auf ein immer noch sehr hohes Niveau von 41250 Wohnungen. Diese veränderte Marktlage mit den ungewissen Aussichten war bei den Einschätzungen der Unternehmen bereits zu spüren (siehe Grafik).
Ihre eigene Geschäftslage schätzten die Unternehmen im Herbst 2008 im Durchschnitt positiver ein als die Marktlage. 44% sahen die Lage als etwas besser gegenüber 23%, die die Lage als etwas oder wesentlich schlechter empfanden.
Trotz den vorsichtigeren Einschätzungen zur Marktlage zeigte sich bei den teilnehmenden Unternehmen weiterhin eine deutliche Bereitschaft zu Betriebsinvestitionen. Sieben von zehn Unternehmen planten zum Erhebungszeitpunkt Ersatzinvestitionen und knapp die Hälfte der Unternehmen plante Erweiterungsinvestitionen, jeweils für die kommenden drei Jahre. Die Investitionsbereitschaft lag damit im Herbst 2008 nur leicht unter den Angaben im Panel 2007.
Neue Systeme und neue Produkte
Ein anderes Bild zeigte sich bei der Frage nach geplanten Einführungen von neuen Fenstersystemen und neuen Produkten in den kommenden drei Jahren. Der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden drei Jahren neue Fenstersysteme (Neuentwicklungen von Fenstern) einführen wollen, lag im Jahr 2008 mit 29% der antwortenden Unternehmen deutlich unter den Angaben des Vorjahres (2007: 45%). Die Einführung neuer Produkte (Weiterentwicklung und neue Varianten von Fenstern) plante im Herbst 2008 mit 55% der Unternehmen weiterhin mehr als die Hälfte der Unternehmen, aber auch hier zeichnete sich ein deutlicher Rückgang ab gegenüber 67% im Jahr 2007.
Die teilnehmenden Unternehmen wurden auch zu ihrer Sicht der Materialtrends in den kommenden fünf Jahren befragt. Besonders Holz-Glas verklebt, Holz-Metall light und Holz-Metall-Verbund klassisch werden als zunehmende Bereiche eingeschätzt, während die Markttrends zugunsten der klassischen Holzfenster und der Metallfenster zurückhaltend bewertet werden.
Kundengruppen und Geschäftsbereiche
Welche Kundengruppen spielen für die Fensterbranche eine große Rolle? Die privaten Bauherren (41,8%) machten wie in den Vorjahren den größten Anteil am Kundenstamm aller antwortenden Unternehmen aus. Sie sind besonders auch im Bereich der Renovationen eine zentrale Zielgruppe, da über 90% der Wohngebäude in ihrem Besitz liegen. Den zweitgrößten Anteil machten Architekten und Planer mit 26,9%, vor den Bau- und Generalunternehmen mit 13,4% und Immobiliengesellschaften mit 5% aus. Zuwächse gab es bei den öffentlichen Bauherren, deren Anteil um einen Prozentpunkt auf 10,7% gestiegen ist.
Entgegen den Erwartungen gaben die Unternehmen im Panel 2008 mit 54,4% ihres Umsatzes deutlich höhere Anteile im Bereich des Neubaus an (47,6%). Eine Erklärung für die Steigerung der Neubauumsätze liegt sicher im hohen Neubauniveau des letzten Jahres. Der Umbau, beziehungsweise der Austausch von Fenstern, machten einen Anteil von 40% am Gesamtumsatz aus (45,2%). Bei einem rückläufigen Niveau der Neubauaktivitäten können im Umbaubereich sicher wieder Zuwächse erzielt werden, zumal in diesem Bereich einige Förderprogramme auch die positive Nachfrage im Fensterbereich unterstützen werden.
Es bleibt zu hoffen, dass die Kundenstimmung im Fenstermarkt nicht zu sehr getrübt wird, sondern die Chancen der energetischen Sanierung und der Investitionen in Gebäudewerte wahrgenommen werden.—
Die Autorin
Birgit Neubauer-Letsch ist Betriebswirtin und arbeitet an der Berner Fachhochschule Architektur, Holz und Bau (Birgit.NeubauerLetsch@bfh.ch)