GLASWELT: Herr Hunkeler, wie kam es dazu, dass Sie ausschließlich das Holz- und Holz-Alu-Fenstersystem Top-Win produzieren und vermarkten?
Hunkeler: 2005 waren wir in der Situation, dass einige unserer Fertigungsanlagen nach etwa 15 Jahren an ihrer Grenze angelangt waren. Das war der Moment, wo wir uns die Frage stellten, ob wir die alten Fertigungs- und Fenstersysteme weiterführen sollten oder ob es Zeit war, für etwas Neues. Wir haben uns für das Neue entschieden.
GLASWELT: Das heißt, Sie haben die komplette Produktion umgestellt und statt der bisherigen Produkte ein neues Fenstersystem in Ihr Programm aufgenommen?
Hunkeler: Ja, wir haben praktisch eine neue Firma aufgebaut. Bis 2007 haben wir sieben verschiedene Fenstersysteme hergestellt: von Kunststoff über Holz, Holz-Alu, Holz-Holz-Metall, nur Flügel verkleidete, Fenster mit Rafflamelle dazwischen, usw. Dann fiel die Entscheidung, ein neues Fenstersystem zu entwickeln. Dieses System ist ausbaubar, d.h., es funktioniert wie ein Baukasten, mit dem wir auf einer Plattform verschiedenste Varianten anbieten können. Damit war das System Top-Win geboren.
GLASWELT: Spielt das Verkleben eine Rolle?
Hunkeler: Bei Top-Win ist die Verklebung des Flügels mit dem Glas immer identisch, die Außenschale jedoch kann variiert werden – von Holz bis zu verschiedenen Metallprofilen. Man könnte beispielsweise außen ein anderes Naturholz einsetzen als innen. Mit diesem System bieten sich unbegrenzte Möglichkeiten, das Fenster je nach Wunsch zusammenzustellen. Gemeinsam ist allen Systemvarianten, dass Rahmen- und Flügellicht auf der gleichen Ebene liegen. Flügel und Rahmen sind somit hinter der Isolation positioniert und komplett überdämmbar. Wir sind immer noch in der Phase des Aufbaus und der Systemerweiterung. Ganz aktuell ist die Ganzglas-Version „Trend Ganz Glas“, wo die Mittelpartie nur aus Glas besteht. Die Version „Classic“ sieht aus wie ein Holzfenster, ist aber ein Holz-Metall-Fenster. Wir decken mit dem Alu nur noch den sichtbaren Bereich ab. Damit haben wir eine weniger große Wärmeableitung ins Mauerwerk und das Ergebnis ist ein verbesserter U-Wert.
GLASWELT: So entsteht also Produktvielfalt bei gesteigerter Wirtschaftlichkeit?
Hunkeler: Ja, bei dem neuen Produkt wurden das Fenster, das Profil, das System und die Produktion auf die Klebetechnologie angepasst. Denn nur in dem ich alle Schritte darauf abstimme, ergibt sich der größtmögliche Nutzen.
Es gab diverse Neuentwicklungen von Details: beispielsweise wurde eine schmalere Eckverbindung geschaffen. Normalerweise hat man Schlitz-Zapfenverbindungen, hier wird eine Konterprofilierung mit einem kleinen Zapfen zur Führung eingesetzt, die dann geschraubt und verleimt wird. Die Profilierung passiert am Stab – dann wird verschraubt und der Flügel ist fertig.
Aegerter: Da bei der Klebetechnik das Glas den Rahmen stützt, sind Vereinfachungen möglich, z.B. können die Profile schlanker gestaltet werden. Auf diesen kleineren Querschnitt wurde der Produktionsprozess abgestimmt.
Hunkeler: Unser System gibt es in verschiedenen Varianten, die sich aber aus einer Fertigungslinie heraus realisieren lassen. Nur so haben wir den notwendigen Rationalisierungseffekt.
GLASWELT: Sie produzieren also Holz-Aluminium-Fenster mit Kosteneinsparung?
Aegerter: Das System weist eine erhebliche Kosteneinsparung auf, denn für ein klassisches Holz-Alu-Fenster benötigt man einen Alurahmen für den Flügel und einen für den Rahmen. Hier braucht man nur noch eine Alu-Abdeckung für den Blendrahmen – übrigens eine Eigenentwicklung von 1a Hunkeler.
Hunkeler: Die Alu-Profile werden für uns gezogen und werden nach der Oberflächenbehandlung bei uns angeliefert und kommen direkt auf die Rahmen.
GLASWELT: Bitte beschreiben Sie uns Ihre Klebetechnologie etwa näher.
Aegerter: Bei der Firma 1a Hunkeler setzen wir ein duales Klebesystem ein: Wir kleben mit doppelseitigem Klebeband und 1-komponentigem Silikon von Sika. In der Anwendung sind 1-Komponenten Klebstoffsysteme sehr einfach, weil keine Mischung stattfindet, sie sich jedoch in der Aushärtung relativ langsam verhalten. Das Klebeband ermöglicht die langsame Aushärtung und sichert die Anfangsfestigkeit für das Handling im Werk. Bei der Auslieferung ist dann das 1-Komponenten-Silikon ausgehärtet.
Hunkeler: Der Klebautomat bringt einerseits das Klebband auf und zieht andererseits das Deckband weg. Wir verkleben auf dem Lack, dazu haben wir eine gewisse Anzahl von Farben abgeprüft. Bei Spezialfarben wird auf die Grundierung geklebt.
Aegerter: Jedes Lacksystem verhält sich anders, schon andere Farbpigmente können einen Einfluss haben. Wir kleben beim System Hunkeler fast im Außenbereich, da ist es nicht auszuschließen, dass auch Regenwasser eindringt. Und damit die Feuchtigkeit die Klebestelle nicht unterwandern kann, kleben wir auf dem Lack. Es ergibt sich eine umlaufende Verklebung im Falzgrund auf der Glaskante. Somit ist das Glas auch abgestützt. Wenn wir im Überschlag innen kleben würden, hinge die Scheibe am Lack. Um einwandfrei zu applizieren, benötigen wir einen umlaufenden Spalt zwischen Glas und Flügelrahmen, große Toleranzen würden Schwierigkeiten beim Einspritzen des Klebstoffs machen.
Hunkeler: Die Klebanlage ist für Maße bis 3 m x 2,20 m ausgelegt, größere Formate werden von Hand geklebt.
GLASWELT: Wie ist Ihr bevorzugter Randverbund beschaffen?
Hunkeler: Seit Januar 2008 haben wir konsequent auf Kunststoff-Abstandhalter von Trösch umgestellt und in einigen Wochen werden wir Gläser mit einem neuentwickelten Abstandhalter mit weiter verbessertem Psi-Wert liefern können.
GLASWELT: Wie gestaltete sich Ihre Zusammenarbeit mit den Systempartnern?
Hunkeler: Glaslieferant Trösch und Klebstofflieferant Sika waren wichtige Systempartner. Die Verträglichkeit der Materialien spielt eine große Rolle. Einerseits musste der Randverbund UV-stabil sein, da er im offenen Zustand erreichbar ist. Zusätzlich kommen Klebstoff und Sekundärdichtstoff im Randverbund in direkten Kontakt. Dazu kamen Sika und Trösch überein, bei diesem System ein Zweikomponenten-Silikon im Randverbund einzusetzen. Dies ist eine neue Technologie von Sika, die es erlaubt, mit Silikon gasdichte Isoliergläser herzustellen.
Aegerter: Mit dieser Kombination haben wir bezüglich Verträglichkeit die maximal mögliche Sicherheit im System: Klebstoff und Sekundärdichtstoff aus dem gleichen Hause mit der gleichen chemischen Basis.
GLASWELT: Wie kommunizieren Sie Ihr Fenstersystem im Markt?
Hunkeler: Mit dem neuen Fenstersystem haben wir viele Neukunden gewonnen und die große Nachfrage zeigt uns, dass der Mehrwert gegenüber dem herkömmlichen Holz/Metallfenster von den Kunden geschätzt wird. Das Fenster ist 1,5 cm schlanker als unsere bisherigen Systeme. Die Stabilität ist höher, es fällt mehr Licht ein, die Luftdichtheit ist höher (wie diverse Tests bestätigt haben) und sie weisen einen besseren Schallschutz auf. Der Einbruch wird schwieriger, weil umlaufend verklebt ist.
GLASWELT: Wieviele Fenster liefern Sie mit Dreifach-Verglasungen aus?
Hunkeler: Wir fertigen fast die Hälfte unserer Fenster mit Dreifach-Verglasungen. Dieser Anteil nimmt jährlich massiv zu, bedingt durch unser Plus-System, das Minergie-P-tauglich ist.
GLASWELT: Sie suchen noch Partner?
Hunkeler: Wir suchen Kleinbetriebe als Partner und Wiederverkäufer, die mittelfristig nicht mehr neu investieren wollen. Sie messen aus, verkaufen und montieren und kaufen die Fenster bei uns. Auch haben wir Interesse daran, für unser Produkt Lizenzen an ausländische Firmen zu vergeben. Zur Zeit laufen Verhandlungen in einigen europäischen Ländern.—
1a-Hunkeler
Im Jahre 2007 feierten die Schweizer das 150-jährige Bestehen des Unternehmens. Schon von Anfang an setzte man auf den Baustoff Holz: Neben der Fensterfertigung mit Schwerpunkt Holz-Aluminium wird der Holzbau noch heute gepflegt und macht etwa ein Viertel des Gesamtumsatzes aus. Seit Januar 2008 wird ausschließlich das neue Fenstersystem Top-Win angeboten.