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Was wollen Architekten?

_ Das Fenster nimmt für den Architekten eine wichtige Rolle als gestalterisches Element ein. Gleichfalls ist es ein modernes Bauprodukt, das hohen technischen und funktionalen Anforderungen entsprechen muss – gerade im Hinblick auf die bauphysikalischen Eigenschaften und die strengen Kriterien in Fragen der Nachhaltigkeit. Wie lassen sich diese beiden Anforderungen zusammenbringen? Um ein optimales Ergebnis zu erzielen, arbeiten z. B. die Architekten von KSP Jürgen Engel eng mit Fassadenplanern, Bauphysikern und Herstellern von Fenstern und Fassaden zusammen. Ziel ist es, ein wirtschaftlich und gestalterisch überzeugendes Ergebnis zu erreichen.

Wie die nachfolgenden Projekte zeigen, verlangt jede Bauaufgabe eine individuell Herangehensweise. Hierfür müssen die Fach- und Fassadenplaner frühzeitig, das heißt ab der Vorentwurfs-phase (LPH 2 nach HOAI), am Planungsprozess beteiligt werden. Nur so lassen sich funktionale, technische und wirtschaftliche Anforderungen mit den „weichen Faktoren“, wie der Wahl von Farben, Material und Proportion, harmonisch verbinden. Und dies ist wiederum die Basis für neue Lösungen, die den Nutzern und deren Komfortanspruch gerecht werden.

Wettbewerb RKM 740 Wohnturm in Düsseldorf

Während bei Bürogebäuden für alle Arbeitsplätze gleich gute Lichtverhältnisse erforderlich sind, werden bei Wohnhäusern je nach räumlicher Nutzung unterschiedliche Raumsituationen geschaffen. Für den Wohnturm RKM 740 in Düsseldorf, der bei einem Architektenwettbewerb prämiert wurde, haben die Architekten offene und geschlossene Räume beispielhaft umgesetzt. Die gläserne Panoramafassade (großes Bild) öffnet das Haus und die dahinterliegenden Zimmer auf der Südseite in Richtung Rhein und ermöglicht einen attraktiven Ausblick über die Flusslandschaft. Die Fassadenkonstruktion tritt dabei in den Hintergrund. Ein Balkon an der Südseite, der sich über die gesamte Fassadenbreite erstreckt, ermöglicht das Hinaustreten von jedem Raum. Nach Norden hin zeigt sich der Wohnturm wesentlich geschlossener (Bild rechts). Schmale Fensterbänder mit integrierten Öffnungsflügeln erlauben eine ausreichende Belichtung der Räume. Der Anteil der energetisch günstigeren, geschlossenen Fassade ist an der Nordseite entsprechend hoch.

Bauen im Bestand in Berlin

Der Neubau des Evangelischen Diakonischen Werks in Berlin zeigt, dass es bei der Gestaltung von Fassaden und Fensteröffnungen Aspekte gibt, die mit Technik wenig zu tun haben. Ein wichtiges Kriterium ist hier die Bezugnahme auf die unmittelbare Umgebung. „Unser Gebäudeentwurf entwickelt sich nicht nur aus den funktionalen und technischen Anforderungen, sondern auch aus der städtebaulichen Gebäudeumgebung“, beschreibt Jürgen Engel den Entwurfsprozess. „Hier sollte sich das Bauwerk in seine Umgebung einfügen und auf die benachbarten Bestandsgebäude reagieren.“ In der Nachbarschaft des neuen Bürohauses in Berlin Mitte befinden sich Bestandsgebäude mit klassischer Natursteinfassade und Lochfenstern. Das Erscheinungsbild dieser Lochfassaden haben die Architekten aufgegriffen und neu interpretiert. Die Lochfassade der Diakonie in hellem Naturstein (Jura-Kalkstein) ist als hinterlüftete Fassadenkonstruktion konzipiert. Um die hoch wärmeisolierte Fassade trotz eines hohen geschlossenen Fassadenanteils von ca. 50 Prozent offen wirken zu lassen, wurden die Fensteröffnungen durch breite Laibungen und Brüstungseinfassungen aus Aluminiumblech optisch vergrößert. Das moderne, bronzefarbene Material bildet einen Kontrast zur Natursteinverkleidung. Die Fensteröffnungen mit außen liegendem Sonnenschutz überzeugen nicht nur in gestalterischer Hinsicht, sie entsprechen mit ihrer 3-fach-Isolierverglasung (U-Wert < 0,90 W/m²K) auch den strengen Nachhaltigkeitskriterien der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB). Der Neubau für das „Evangelische Werk für Diakonie und Entwicklung“ erhielt das höchste DGNB-Zertifikat in Gold.Üblicherweise stimmen die Architekten – wie in diesem Fall – ihre Vorstellungen in Fragen der Umsetzbarkeit der Fassadengestaltung zunächst mit dem Fassadenplaner ab. Auch bei diesem Projekt übernahm dieser die fachtechnische Prüfung der Fassade und die Planung im Detail. Dabei wurden die Fragen der Bauphysik, Abdichtung und Montagetechnik vorrangig behandelt. Bei diesem Projekt untersuchen die Architekten und die Fassadenplaner gemeinsam verschiedene Varianten, um die bestmögliche gestalterische und technische Lösung zu finden. Die Fassadenfirma kam erst danach mit ihrer Beauftragung ins Spiel – bei diesem Beispiel war es die Firma Rommel aus Großbodungen. Mit ihr wurden die Details der Werk- und Montageplanung im Rahmen mehrerer Planungstermine abgestimmt. „Um unsere gestalterischen Vorstellungen später in der Realisierungsphase umsetzen zu können, sprechen wir uns schon in der Entwurfsphase mit dem Fassadenplaner ab und binden ihn ein“, erläutert Jürgen Engel den Entwurfs- und Planungsprozess in seinem Büro: „Die fachtechnische Überprüfung der Fassadengestaltung durch externe Fachleute trägt dazu bei Lösungen zu entwickeln, die in gestalterischer und konstruktiver Hinsicht überzeugen.“

Warum Farbe? Krankenhaus in Ulm

Im Vergleich zum Wohnungsbau stellen sich bei einem Krankenhaus aufgrund der besonderen Nutzung und Dimension des Bauwerks ganz andere Herausforderungen – auch im Hinblick auf die Gebäudehülle. Der Neubau für das Chirurgische Universitätsklinikum in Ulm zeichnet sich durch eine klare räumliche Trennung in medizinische Behandlung und Bettenhaus aus. Der zwei- bzw. dreigeschossige Sockelbau ist in die Landschaft eingebettet und nimmt die Operationssäle, Intensivstation, Notaufnahme, Radiologie, Fachambulanzen und Dermatologische Klinik auf. Darüber spannt sich als „schwebender“ Gebäuderiegel das Bettenhaus mit 235 Pflegebetten. Um die große Längsfassade des rund 160 Meter langen Bettenhauses zu gliedern, entwickelten die Planer von KSP Jürgen Engel Architekten eine Fassade, die in unterschiedlichen Grautönen und durch verschieden farbige Öffnungsflügel gegliedert wird. Was von außen auf die Fläche betrachtet ein abwechslungsreiches, grafisches Muster ergibt, hat auch Einfluss auf die Krankenzimmer: Die sich je nach Tageszeit und Sonnenstand verändernde Lichtstimmung zeichnet sich auf Wand, Decke oder Boden des Patientenzimmers ab. Die sich im Tagesverlauf verändernden Lichtverhältnisse sollen auf die Patienten eine belebende Wirkung erzeugen.Die farbigen Fensterelemente sind Bestandteil eines ganzheitlichen Farbkonzeptes, das auf naturnahen Farbtönen wie Gelb, Orange, Rot und Braun basiert und sowohl den Innenraum als auch die Fassade umfasst. Jedes Projekt durchläuft im Rahmen der Planungs- und Realisierungsphase verschiedene Stufen, in denen die erste gestalterische Idee der Architekten immer weiter konkretisiert wird. Neben der Abstimmung mit den Fach- und Fassadenplanern zählt hierzu auch die fachgerechte Umsetzung durch die Fenster- und Fassadenbauer. Sie tragen dazu bei, dass neben den gestalterischen Aspekten auch die funktionalen und technischen Qualitäten erfüllt werden.—

http://www.ksp-architekten.de

Sebastian Tokarz, KSP Jürgen Engel

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