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Im Gespräch mit Martin Ziegler von Saint-Gobain GLASSOLUTIONS

Im Glas schlummern noch viele Gestaltungs-Potenziale

Glaswelt – Im Interieur kommen heute immer mehr farbige Gläser zum Einsatz. Wie erklären Sie sich diesen Trend?

Martin Ziegler  – Das ist richtig, seit geraumer Zeit beobachten wir einen steigenden Einsatz von Farbe in der Architektur. Unabhängig davon gab es natürlich schon immer Architekten und Innenarchitekten, die intensiv mit Farbe arbeiten. Farbiges Glas hat eine starke emotionale Wirkung und transportiert eine hohe Wertigkeit und Eleganz. Farbige Gläser können darüber hinaus zudem funktionale Aspekte wie Brand-, Schall- und Sichtschutz sowie Hygiene abdecken. Dazu kommt: Lösungen aus Glas sind oft platzsparender als andere Innenausbausysteme. Das alles macht die Anwendung von farbigem Glas gerade für das Interieur sehr interessant – egal ob es sich um sieb- oder digitalbedruckte Gläser handelt, um emaillierte oder lackierte Glasoberflächen oder mit Farbfolien gestaltete Verbundglasprodukte.

Glaswelt – Welche Farben sind auf dem deutschen Markt gefragt?

Ziegler – Bei uns hat sich Weiß als eine Art „Dauerbrenner“ für zahlreiche Anwendungen mit Glas etabliert: Im Innenausbau beispielsweise für Küchen, Möbelverkleidungen, Glasschiebetüren und vieles mehr. Aber auch in gläsernen Gebäudehüllen ist die Farbe Weiß angesagt.

Grundsätzlich lässt sich festhalten, es geht heute gar nicht so sehr nur um Farbe, sondern um die Gestaltung insgesamt. Die Kombination von verschiedenen Gestaltungsverfahren macht Glas so attraktiv.

Glaswelt – Mit welchen Kundenwünschen werden Glasverarbeiter gegenwärtig konfrontiert?

Ziegler – Individualisierte Lösungen sind im Glassegment ganz stark auf dem Vormarsch, gerade im Interieur. Die Kunden wollen keine Produkte von der Stange, sondern Lösungen, die exakt auf ihre Bedürfnisse und Wünsche zugeschnitten sind.

Glaswelt – Können Sie dazu bitte ein Beispiel nennen?

Ziegler – Das können Gestaltungskonzepte sein, bei denen beispielsweise die „Farbmarke“ eines Unternehmens, Hotels, Restaurants oder Ladens im Vordergrund steht. Im Sinne einer Corporate Architecture werden dann Firmenlogos, Schriftzüge oder farbige Signets durchgängig von der Fassade über die Wandverkleidung bis hin zur Tischplatte komplett in Glas umgesetzt. Dabei spielen Farben eine große Rolle.

Zudem setzt sich die Kombination verschiedener Veredlungsverfahren mehr und mehr durch. Heutzutage können glasverarbeitende Betriebe quasi alle Glasanwendungen nach den Wünschen der Kunden anpassen: Trennwandsysteme werden farbig lackiert, bedruckt oder bestehen aus durchgefärbten Gläsern, und auch eine eingelegte Textilschicht ist problemlos umsetzbar. Das Gleiche lässt sich mittlerweile mit schaltbaren Gläsern (siehe Bilder rechts) realisieren. Sogar Brandschutzglas können wir hochindividualisiert gestalten und exakt an die Designwünsche der Kunden anpassen.

Glaswelt – Welche weiteren Entwicklungen sehen Sie noch?

Ziegler – Im Ladenbau können wir beispielsweise einen Trend zu immer kürzeren Einrichtungs- bzw. Ausstattungs-Zyklen beobachten. Das heißt, in der Retailbranche sowie im Hotelgewerbe wird immer schneller erneuert, renoviert oder komplett umgestaltet. Hier punktet Glas gleich mehrfach. Der Einbau und Austausch von Glasscheiben funktioniert im Vergleich zu vielen anderen Materialien schnell und unkompliziert. Das sind letztlich auch Argumente, die bei Sanierungsprojekten eine große Rolle spielen und für den Einsatz von Glas sprechen.

Glaswelt – Worauf müssen sich die Glasverarbeiter künftig einstellen?

Ziegler – Besonders spannend ist, dass neue Technologien auf den Markt kommen. Völlig neue Anwendungsbereiche und Möglichkeiten bringt zum Beispiel die Kombination aus Informationstechnologie und Glas: Inzwischen gibt es Spiegel, auf denen man morgens nach dem Aufstehen die aktuelle Wetterlage abrufen kann, die über integrierte Bluetooth-Lautsprecher verfügen und auch noch einen besonderen Spiegelbelag besitzen, damit der Teint morgens nicht so müde wirkt. Solche Komplettsysteme werden in Zukunft immer stärker nachgefragt. Diese Entwicklungen – sowie die Vielfalt der Gestaltungsverfahren – erfordern ein eigenes Know-how in der Beratung und bieten zugleich Chancen für die Betriebe. Mit solchen neuen Glasanwendungen lassen sich auch neue Zielgruppen gewinnen und bestehende Kunden fester binden.

Glaswelt – Was bedeutet der Einsatz von neuen Techniken in Bezug auf Glas konkret für die Verarbeiter und deren Mitarbeiter?

Ziegler – Der Markt ist in Bewegung. Die glasverarbeitenden Betriebe müssen sich kontinuierlich weiterbilden, um am Ball zu bleiben. Denn der Wettbewerb ist groß. So schauen innovationsgetriebene, junge Innenausbauer schon heute weit über den Tellerrand und bieten oft alles aus einer Hand an.

Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass Fortbildungen in den Betrieben ihren festen Platz haben. Dies gilt für die konkrete Beratung, die dem Kunden die ganze Palette an Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigt. Zugleich geht es auch darum, bei der Vielfalt der Verfahren und technischen Finessen immer auf dem aktuellen Stand zu sein. Kaum ein Glasverarbeitungsbetrieb kann heute alle Veredlungsverfahren abdecken, jedoch können die Betriebe sich viel Know-how ins Boot holen, indem sie Netzwerke mit anderen Verarbeitern bilden. Hier schlummern für die Branche noch große Potenziale—

Die Fragen stellte Matthias Rehberger.

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