Keine andere Verbindung bietet die Elastizität die, z.B. eine Glas-Metall-Verbindung benötigt, um die unterschiedlichen Längenausdehnungsunterschiede der beiden Materialien aufzunehmen. Klassische Anwendungsbeispiele lichthärtender Acrylatklebstoffe waren bisher Verklebungen von Glasmöbeln oder Glasdesignelementen. Mit der Entwicklung einer neuen Generation dieser transparenten Klebstofffamilie werden jetzt auch großflächige Verklebungen, beispielsweise im Bereich Bürotrennwände, Fassadenteile aus Glas oder Glas- und Metallverbunde möglich. Bisher werden für strukturelle Glasverklebungen hauptsächlich Silikone, Polyurethane und Klebebänder eingesetzt. Jetzt sind neue, modifizierte Acrylate auf dem Vormarsch.
Die großen Stärken dieser neuen Klebstoffgeneration sind:
- Sehr schnelle Aushärtung mit Licht im Wellenlängenbereich von 320 – 450 Nanometer
- Hohe Klarheit und Vergilbungsstabilität, auch bei Schichtdicken von bis zu 2 Millimeter
- Die Acrylate sind als Einkomponentenkleber und lösemittelfrei formuliert
- Weiter Elastizitätsbereich, großer Viskositätsbereich
- Gute Haftung auf verschiedenen Oberflächen wie Glas, Metall, Kunststoff u.a.
Lichthärtende Klebstoffe verfügen über einen im Klebstoff integrierten Photoinitiator. Bei entsprechendem Lichteinfall wird eine Kettenreaktion gestartet und der Klebstoff härtet in Sekunden komplett aus. Bei der Verarbeitung der Klebstoffe spielt neben der Aushärtelampe, die Licht der notwendigen Wellenlänge und Intensität abgibt, die Lichtdurchlässigkeit zumindest eines Fügepartners daher die entscheidende Rolle. Hier ist darauf zu achten, dass beispielsweise ESG und VSG für verschiedene Wellenlängenbereiche durchlässig sind. Ebenfalls Einfluss auf die optimale Verklebung im Glasbereich haben die speziellen Eigenschaften von behandeltem Glas und seiner Fügepartner (z.B. eloxiertes, pulverbeschichtetes Alu, verchromte Oberflächen).
Kleine Unterschiede in der Oberfläche können für den Klebeprozess große Auswirkungen haben. In Zusammenarbeit mit renommierten Instituten an der TU Dresden wurden Prüfmethoden für die neuen Acrylate festgelegt und verschiedene Metalloberflächen und Vorbehandlungsmethoden getestet: Alu plattiert, eloxiert und unverdichtet zeigte dabei in Verbindung mit Glas die besten Ergebnisse bei der Feuchtebeständigkeit. Ein weiteres Ergebnis: Sandstrahlen der Metalloberflächen erhöht die Festigkeit der Verbindung.
Seit einigen Jahren ist eine Palette von Delo-Glasklebstoffen in verschiedenen Anwendungen im Einsatz: Verklebung von punktförmigen und linienförmigen Halterungen im Duschkabinenbereich und bei Fassadenhaltern oder bei großflächigen Rahmenverklebungen wie Glastrennwänden. Je nach Anwendung sind die neuen Acrylate in ihren Eigenschaften angepasst: bei Trennwänden müssen sie sehr flexibel sein, um große Spannungen auszugleichen; bei Punkthaltern ist die hohe dynamische Belastbarkeit entscheidend. Transparent sind sie immer.
Um die jeweils geeignete Lösung zu finden – bis hin zur Implementierung in den Prozess – empfiehlt es sich eng mit dem Klebstoffhersteller zusammenzuarbeiten.|
Info
Strukturelles Glaskleben
Unter dem Begriff des strukturellen Glasklebens fasst der Autor alle Last tragenden Glasverklebungen mit hohen Anforderungen in Bezug auf Feuchtestabilität, Spannungsausgleich, Langzeitstabilität etc. zusammen. Zu diesen Anwendungen gehört beispielsweise die Verklebung von Glastrennwänden, von Punkthaltern an Fassadenelementen oder von Scharnieren an Duschkabinen im Sanitärbereich.
Autor
Dipl.-Ing (FH) Robert Saller ist Leiter des Produktmanagements und des internationalen Vertriebs bei Delo Industrie Klebstoffe in Landsberg am Lech.