Mund: Bei einem Fenster spielt das Glas immer eine zentrale Rolle. Aber erst das Duo „Rahmen plus Glas“ macht ein Fenster aus – die Funktionen steuern dabei sowohl das Glas (Schallschutz, Dämmwirkung, etc.) als auch der Rahmen (Öffnen/Schließen, Dämmwirkung, Lüften, etc) bei. Und immer häufiger kommt man ohne dem Dritten im Bunde nicht mehr aus: Sonnenschutz in Form von Rollläden, Markisen, Zip-Screens, Raffstoren, etc. – oder eben auch Sonnenschutzglas. Wird dem Endkunden eigentlich in der Beratung die ganze Bandbreite der Möglichkeiten aufgezeigt?
vögele: Wenn ich die Praxis sehe, dann fehlt es oftmals an der intensiven Beratung. In der normalen 3-fach-Verglasung wird oft schon die beste Lösung gesehen – der Sonnenschutz bleibt dabei auf der Strecke. Da bekleckern sich manche Fensterbauer nicht mit Ruhm. Die Diskussion „Sonnenschutzglas versus Sonnenschutz“ tut da ihr Übriges dazu …
Rehberger: … auch bei vielen Glasanbietern gibt es in Sachen Beratung Nachholbedarf. Oft werden für Fensterbauer und Fassadenhersteller die Gläser nur „bereitgestellt“, statt aktiv angeboten. Große Potenziale sehe ich in einem qualifizierten Angebot, dessen Gläser genau auf das jeweilige Projekt abgestimmt sind. Hier lassen sich beispielsweise neben dem Standard-Wärmeschutzglas noch Zusatzfunktionen anbieten, wie Sicherheitsglas, Sonnenschutzbeschichtung oder Sonnenschutzsysteme im Scheibenzwischenraum. Eine Diskussion Sonnenschutzglas versus Sonnenschutz ist nicht sinnvoll, denn alle Maßnahmen, sprich Glas und außen liegender Sonnenschutz, müssen genau aufeinander abgestimmt werden.
vögele: Die R+S Branche wird ab Sommer/Herbst 2015 mit der Überarbeitung der Rollladen- (EN 13659) und Markisennorm (EN 13561) durch die zusätzlichen Angaben zu gtot und Delta-R im CE-Zeichen ja quasi dazu verpflichtet, sich mit dem Zusammenspiel Sonnenschutz und Glas zu befassen.
Mund: Wenn man eure Aussagen betrachtet, wird die Bedeutung des Fensterbauers klar ersichtlich: Er ist der Konfektionär, der Architekt eines Bauelements. Er stellt – nachdem er die Anforderungen genau kennt – im besten Fall die Komponenten Glas, Rahmen und Sonnenschutz so zusammen, dass der Kunde das optimale Ergebnis bekommt. Nur muss er auch von den Glas- und Sonnenschutz-Zulieferern entsprechend „gebrieft“ werden und sich zusätzlich über weitere Quellen mit relevanten Informationen versorgen.
vögele: Da sind wir gleich bei des Pudels Kern. Der Fensterbauer muss sich auch briefen lassen, sich fortbilden. Eine Eigenschaft, die ich bei zu vielen Fachhändlern vermisse. Klar ist, dass die Bedeutung des Fensterbauers bzw. des Verkäufers steigt: Er hat in Zukunft alle Fäden in der Hand und entscheidet, ob er nur ein Teilgeschäft macht oder den ganzen Kuchen inkl. SmartHome verkauft. Die neuen Normen-Anforderungen, bei denen der Wirkungsgrad von Glas und Sonnenschutz angegeben werden muss, spielen dem erfahrenden Fensterbauer zusätzlich in die Karten und sorgen für die Pole-Position im Verkauf.
Rehberger: Aufgrund steigender Anforderungen und neuer Regelwerke, geht es nicht mehr ohne die intensive Kommunikation aller beteiligten Handwerker sowie der Planer. Und das bringt allen Vorteile: Die Handwerker können maßgeschneiderte Produkte anbieten und sich so dem Preiskampf entziehen und der Verbraucher erhält optimierte Bauelemente für sein Haus. Lesen Sie mehr dazu in unserem Top-Thema Sonnenschutz ab Seite 20. Viel Lese-Spaß mit der neuen GLASWELT!