Vögele: Hat sich in den letzten Jahren eigentlich etwas getan beim Thema Sonnenschutz? Gibt es Innovationen oder eher nur Evolutionen? Der größte Dachflächenfensterhersteller macht vor, wie Innovation funktionieren kann: Durch einen von ihm initiierten Ideenwettbewerb wurde ein ganz neues Konzept entwickelt, bei dem sich der Sonnenschutz im Glas befindet und sich automatisch steuern lässt. Wird das die Zukunft sein?
Rehberger: Die Idee, den Sonnenschutz in Fenster- und Fassadenverglasungen zu integrieren, ist charmant: Damit fallen u. a. zusätzliche Konstruktionen und bauliche Eingriffe weg, da die Montage unter optimierten Bedingungen im Isolierglaswerk erfolgt. Weiter lassen sich so ganz plane Fassadenflächen umsetzen, was wiederum die Architekten freut. Und bei Hochhäusern wird der Sonnenschutz nicht durch hohe Windgeschwindigkeiten beeinträchtigt. Doch erfüllt das neue Konzept wirklich alle Anforderungen an Sicht- und Sonnenschutz, um Rollläden und Co. zu ersetzen?
Vögele: Das wird sich in der Zukunft noch zeigen müssen, denn den Faktor Aufheizung von Oberflächen wird eine solche Lösung nie ganz verhindern können. Und hier wären wir schon wieder beim außen liegenden Sonnenschutz, denn hier wird der Eintritt von Sonnenlicht und eine Aufheizung der Glasflächen nach wie vor am wirksamsten verhindert. In den letzten Jahren wurde hier der textile Sonnenschutz mit den ZIP-Screens quasi neu erfunden.
Rehberger: Was steckt denn da dahinter, und wo liegen die Vorteile eines solchen Systems gegenüber den genannten Gläsern bzw. herkömmlichen Sonnenschutzsystemen? Und sind ZIP-Screens auch Lösungen, die sich für große Fassadenflächen umsetzen lassen, wie oben angesprochen?
Vögele: Die ZIP-Systeme sind seit den 80er-Jahren bekannt, wurden ständig weiterentwickelt und erleben seit der R+T 2009 durch ihre hohe Windbeständigkeit bis 140 km/h eine Renaissance. Damit kann sehr wirksam das Aufheizen von Oberflächen und Glasscheiben verhindert werden, und die Architekten freuen sich über die gestalterischen Möglichkeiten mit den textilen Behängen. Aber auch diese Systeme sind nur dann effizient, wenn sie automatisch gesteuert werden.
Rehberger: Das bringt uns wieder zu dem eingangs erwähnten Sonnenschutzglas, das beim Velux- Wettbewerb als Sieger hervorging (siehe S. 82). Diese kann ebenfalls erst durch eine Steuerung bzw. die Haustechnik optimal genutzt werden, indem es sich individuell auf das jeweilige Gebäude bzw. den zugehörigen Raum abstimmen lässt. Welche Vorteile siehst Du noch durch solche automatisierten Systeme?
Vögele: Es geht eigentlich nicht mehr ohne automatisierte Systeme, da der Gebäudenutzer nicht immer anwesend ist oder sein kann. Nur so ist gewährleistet, dass Lüftung, Heizung, Klima und Licht zusammen mit dem Sonnenschutz für maximale Energieeinsparungen sorgen. Und weiter ist erfreulich: Es fällt noch eine ganze Menge an Komfort und Erleichterungen für den Nutzer ab.
Rehberger: Gerade ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen wissen das zu schätzen, wenn sie rein physisch nicht mehr in der Lage sind, Türen, Fenster und Sonnenschutz manuell zu bedienen. Mehr dazu im Top-Thema ab Seite 22. Ihnen wünschen wir viel Spaß mit der neuen GLASWELT.