Rehberger: In letzter Zeit höre ich zunehmend aus dem Handwerk und aus der Industrie, dass Rohstoffe und Materialien oftmals nicht mehr so einfach bestellt werden können und gleichzeitig die Materialpreise in vielen Bereichen entsprechend anziehen. Ist Dir das auch zu Ohren gekommen Olaf?
Vögele: In der Sonnenschutzbranche zeigen sich gerade im Bereich PVC Probleme in der Lieferkette und auch deutliche Preissteigerungen von bis zu 7 % bei den PVC-Geweben. Interessant ist, dass diese Preissteigerungen im März mehr oder weniger von heute auf morgen auf dem Markt durchgesetzt wurden. Betrachtet man die Marktticker in diesem Bereich, sieht man keine Besserung, da Panikkäufe weiter an der Preisspirale drehen. Alles in allem keine positive Entwicklung. Was sind deine Erfahrungen?
Rehberger: Wie ich von verschiedenen Unternehmen (großen und kleineren) höre, lassen sich häufig nicht mehr alle Materialien und Zulieferprodukte in den gewünschten Mengen bestellen, und das unabhängig vom Preis. Gleichzeitig ist ein, teils deutlicher Preisanstieg zu sehen. Was meinst Du Olaf, bewegen wir uns in Richtung eines Verteilermarkts?
Vögele: Einen reinen Verteilermarkt sehe ich in unserer Branche nicht. Der Trend im Handwerk hat sich in Teilen in Richtung „Just in Time” bei der Materialbesorgung entwickelt, weil man die Lagerbevorratung und Kapitalbindung niedrig halten will. Gibt es dann Probleme bei einem Lieferanten, wie z. B. bei Antriebsmotoren, kann das große Probleme mit sich bringen, da z. B. aufgrund des Funkprotokolls keine Alternativen bestehen. Wie siehst Du die „Just-in-Time-Lieferungen”, wird sich hier etwas ändern?
Rehberger: Ja, „Just in Time“ ist anfällig, wenn nicht alles 100 %ig rund läuft. Wie problematisch das werden kann, haben wir vielfach in den letzten Monaten gesehen, als weltweit viele Lieferketten unterbrochen waren. Als Konsequenz haben die (Maschinen-)Zulieferer begonnen, die Vorratslager in ihren Niederlassungen deutlich aufzustocken. Gerade für häufig nachgefragte Ersatzteile werden jetzt wieder größere Kapazitäten vorgehalten beziehungsweise aufgebaut. Das ist die Antwort auf die teilweise durch die Corona-Krise drastisch eingebrochenen Lieferketten. Siehst Du, dass dies auch Konsequenzen auf die heimische Produktion hat, die teilweise (nach Fernost) ausgelagert wurde?
Vögele: Die Pandemie wird sicher dafür sorgen, dass viele Prozesse in den Unternehmen genauer untersucht werden und ggf. Umstellungen stattfinden. Die Lieferzeiten sind z. B. in der R+S Branche zurzeit wegen erfreulich hohem Auftragsbestand extrem angespannt. Da passt es nicht, wenn noch andere Störfaktoren dazukommen, denn der Kunde sitzt zu Hause im Homeoffice und drängt auf seinen Liefertermin. Sicher eine spannende Entwicklung, genauso wie die Inhalte unserer Mai-Aussage mit dem Top-Thema „Bauelemente in Bewegung” (ab Seite 22). Viel Spaß bei der Lektüre.