Mund: Du hast es sicher mit Wohlgefallen vernommen auf den diesjährigen Fenstertagen: Immer wieder ging es um den Sonnenschutz, in der Branche ist es offensichtlich angekommen, dass zu einem Fenster immer auch Sonnenschutz gehört – angesichts des Temperaturanstiegs durch den menschengemachten Klimawandel.
Vögele: Ja, durchaus eine sehr erfreuliche Entwicklung, die schon lange überfällig war. Wir müssen uns den klimatischen Entwicklungen des kontinuierlichen Temperaturanstiegs stellen, und statt dem Heizen viel mehr über das Kühlen nachdenken. Das wird unser vorrangiges Thema sein müssen, und lebenswerte Wohnräume unter 26 °C im Sommer zu schaffen. Und das bitte nur mit intelligenten Sonnenschutzsystemen und nicht mit zusätzlicher Energie für Klimaanlagen. Das ist auch die Aufgabe der Botschaft an die Politiker in Berlin, denn die können nur Heizung.
Mund: Eigentlich liegt es ja auf der Hand, zuerst die Gebäudehüllen-Effizienz anzugehen, anstatt auf Ökostrom zu setzen, um unsanierte Häuser intensiv zu beheizen. Offensichtlich brauchen die (Grünen-)Politiker in Berlin einen Crash-Kurs in Sachen Energiewende. Aber die Branchen-Lobbyisten sind ja dabei, die Effizienz in der Fassade in Stellung zu bringen. Glaubst du, die Branche bohrt mit der Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG)ausreichend dicke Bretter, um im politischen Berlin eine wichtige Stimme zu haben?
Vögele: Mit Glauben kommt man nicht weiter. Die Installation der RTG ist eine gute Sache und zeigt, wie beim letzten parlamentarischen Abend in Berlin (siehe Seite 47), auch gute Wirkung. Mit der Hauser-Studie zum Thema Kühlung mit Sonnenschutz wurde ein weiterer wichtiger Schritt getan. Aber auch der Handel muss mitziehen. Hier sind vor allem die Fachhändler gefragt, ihre Beratung auf die eigentlich nicht neuen Bedingungen umzustellen. Dazu gehört auch das Thema Smart Home, das nicht ausreichend eingesetzt wird. Denn nur ein automatisierter Sonnenschutz macht Sinn, um effizient und damit nachhaltig zu sein.
Mund: Beim Smart Home ist es schon bemerkenswert, wie verhalten die Nachfrage sich entwickelt. Aber angesichts hoher Baukosten bleibt wenig finanzieller Spielraum für automatisierte Gebäudehüllen. Apropos Gebäudehülle: Freuen Sie sich auf Dr. Constantin Greiner und den Sachverständigen Marc Schütt u. a. auf unserem digitalen Fachforum am 07.+ 08. 11. Jetzt noch schnell anmelden unter www.glaswelt.de/gebaeudehuelle-im-fokus-2023!