Vögele: Während Fachbetriebe darum kämpfen, qualifiziertes Personal zu bekommen und teilweise massiv in Weiterbildung investieren, vertreiben verschiedene Hersteller beratungsintensive Produkte wie Fenster, Haustüren und Sonnenschutz im DIY-Markt oder Internet. Sehr oft werden nach vergeblichen Montageversuchen der Hobbyhandwerker dann die Fachbetriebe gerufen, um es zu richten. Ist das der richtige Weg?
Mund: Der Markt hat wohl eine neue Zielgruppe ausgemacht: die „digitalen Heimwerker“. Also Endkunden, die ihre Elemente selber einbauen wollen und sich im Internet scheinbar hinreichend schlau machen. Andererseits stellen wir als Redaktion fest, dass gerade bei der Montagethematik auf der Baustelle der Bogen von qualitativ hochwertig bis geschäftsschädigend komplett gespannt wird. Und erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang an die Tatsache, dass der Glaser zum zulassungspflichtigen Handwerk mit Meisterzwang gehört. Die Montage ist ein Dauerbrenner – die Produkte der Industrie entwickeln sich ständig weiter und die rechtlichen Anforderungen ebenso. Eine große Chance also für Betriebe, die eigene Montage-Kompetenz als USP herauszustellen. Aber eine Frage bleibt: Wie bekommt und hält man qualifizierte Monteure? Muss man einfach mehr Lohn zahlen?
Vögele: Nein, auf keinen Fall, denn das Gehalt kann man nicht ständig erhöhen. Da sind „Hygienefaktoren“ wie Anerkennung, Verantwortungsgefühl und Weiterentwicklungsmöglichkeiten viel wichtiger. Viele Firmen haben aber Angst, ihre Mitarbeiter schlau zu machen, weil sie befürchten, dass diese sich selbstständig machen könnten. Das war aber schon immer so, denn Reisende kann man nicht aufhalten. Aber man kann die im eigenen Unternehmen halten, die wollen und können, wenn man sie auch lässt.
Mund: Das Problem hat schon Martin Hörmann im Gespräch mit der GLASWELT benannt: „Die Montagekapazitäten sind der limitierende Faktor das Marktes – es gibt einfach zu wenige gute, qualifizierte Monteure.“ Aber: Wenn es diese Einschränkungen gibt: Warum reagieren Unternehmen dann nicht darauf? Überregionale hochqualifizierte Montagebetriebe werden sich vor Aufträgen wohl kaum retten können. Außerdem kann das doch – auch in Hinblick auf die „digitalen Heimwerker“ – als eine ganz neue Marktlücke angesehen werden: Serviceangebote anbieten für die, die mit den vermeintlich günstigen online erstandenen Bauelementen am eigenen Heim nicht zurecht kommen. Was meinst du?
Vögele: Ein Ansatz, über den man nachdenken sollte. Aber Fachbetriebe sehen es noch als Bestrafung an, wenn sie solche Produkte „in Ordnung“ bringen sollen. Das man damit den Kunden, der seine nicht ausreichenden Fähigkeiten am eigenen Leib erfahren hat, als dankbaren Kunden gewinnen kann, sollte man nicht außer Acht lassen, denn den Verkauf im DIY-Markt und Internet wird es auch in Zukunft geben. Sie haben eine Meinung dazu? Schreiben Sie uns unter redaktion@glaswelt Wir freuen uns auf einen fruchtbaren Dialog und wünschen Ihnen jetzt viel Spaß mit Ihrer GLASWELT-Ausgabe mit dem besonders umfangreichen Top-Thema „Dauerbrenner Montage“.