Mund: Meine Besuche bei Fensterbauern und Systemgebern in den letzten Wochen offenbarten eine Grundstimmung: Mit den Pandemie-Einschränkungen kann man irgendwie umgehen – mehr noch: Nach einer Halbzeitbilanz für 2021 reiben sich die meisten Betriebsinhaber angesichts der Auftragsflut und der gestiegenen Umsätze die Augen. Aber: Der Mangel bei bestimmten Zulieferprodukten wirkt sich jetzt direkt auf die eigene Performance aus. Glücklich schätzen kann sich jener, der immer wieder Auswege und Lösungen findet.
Rehberger: In dem Punkt sind die Zulieferer der Fensterbranche mittlerweile auch recht einfallsreich – kannst Du dazu Beispiele benennen?
Mund: Ja sicher, einen interessanten Aspekt liefert beispielsweise die in der Vergangenheit oft verschmähte Montagezarge – eigentlich müsste man präziser „Vorabzarge“ sagen. Ein Anbieter dieser Zargensysteme berichtet uns, dass dieses Jahr viele Kunden mit Materialknappheit und verspäteten Lieferterminen kämpfen. „Dementsprechend werden derzeit Montagezargen hauptsächlich eingesetzt, um den Baufortschritt bei fehlenden Fenstern und Türen nicht zu gefährden.“ Es gibt aber auch noch andere Bereiche, wo Flaschenhälse durch innovative Technik aufgelöst wurden…
Rehberger: Lass Dir nicht alles aus der Nase ziehen, raus mit der Sprache!
Mund: Ideenreiche Unternehmen machen sich gerade jetzt Gedanken, wie man knappe Werkstoffe durch andere substituieren kann oder einfach noch gezielter auf spezielle Anfragen antworten kann. Ich ziele dabei auf die Idee von Roto ab, in die Produktion von Kleinserien auf Basis der additiven Fertigungstechnologie – also den 3D-Druck – einzusteigen. Das Verfahren ermögliche die Generierung von Kunststoff-Bauteilen, deren mechanische Eigenschaften mit denen von Spritzguss vergleichbar seien. Diese Produkte aus dem Drucker garantieren eine schnelle, flexible und kundenorientierte Herstellung von Kleinserien. Irgendwie vermitteln doch solche Ideen das Bild, dass aus einer Krise, aus einer Notlage, auch etwas Neues entstehen kann, oder?
Rehberger: Absolut. Wie heißt es so schön: Not macht erfinderisch. Und das wünschen wir allen Unternehmen in unserer Branche. Ihnen viel Spaß mit der neuen GLASWELT.